Seoul/Menden. Seit zwei Jahren ist der ehemalige Fußballer aus der Hönnestadt nun in Asien tätig. Die Arbeit macht ihm derzeit mehr Spaß als einst beim DFB.

Im April 2018 begann für Michael Müller ein völlig neuer Lebensabschnitt. Nach über einem Jahrzehnt als Trainerausbilder beim Deutschen Fußballbund übernahm der einstige Klassekicker des BSV Menden beim Koreanischen Fußballverband die Stelle eines technischen Direktors. Dort ist er verantwortlich für die Trainerausbildung und den Jugendfußball. In diesen Tagen wurde der auslaufende Kontrakt um zwei weitere Jahre verlängert.

Es ist das erste Mal, dass ein Ausländer diesen Ausschuss beim Verband von Südkorea leitet. „Man ist mit meiner Arbeit zufrieden“, kommentiert „Micki“ Müller die Verlängerung seines Korea-Abenteuers. Und genau das ist es, was Müller in der viertgrößten Volkswirtschaft der Welt erlebt.

Konsequenteres Vorgehen

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„Man vergisst am besten alles, was man noch vom Leben in Deutschland in Erinnerung hat. Hier herrscht ein atemberaubendes Tempo. Alles geht wahnsinnig schnell“, erzählt Müller von der hohen Geschwindigkeit im täglichen Leben, das mit Arbeit vollgepackt ist. Einen weiteren Unterschied sieht Müller im Umgang mit der Corona-Pandemie.

„Was ich da aus Deutschland höre, stimmt mich schon sehr nachdenklich. Da ist man hier richtig konsequent“, sieht Müller einen anderen Umgang mit dem Virus. So gibt es nach wie vor Kontaktbeschränkungen, sowie strenge Bestimmungen hinsichtlich Quarantäne. Einen großflächigen Lockdown gab es bisher nicht. „Wer einreist, muss für 14 Tage in Quarantäne“, erzählt Müller. Ein Grund, warum er zuletzt Weihnachten 2019 in der Heimat war. Wer nach Südkorea kommt wird verpflichtet, eine App auf sein Handy herunterzuladen. Damit können die Gesundheitsdaten und Aufenthaltsorte jederzeit festgestellt werden.

Weniger Bürokratie

Doch darüber mag sich Michael Müller nicht beklagen, auch nicht über den vollgepackten Terminkalender, den seine Arbeit im südkoreanischen Fußball mit sich bringt. Der steht in Asien für Michael Müller natürlich im Mittelpunkt. Wobei es schon einen riesigen Unterschied zu seiner Zeit beim DFB in der Trainerausbildung gibt. „Das war schon ein wenig bürokratischer. Hier kann ich halt meine eigenen Ideen, meine Philosophie einbringen“, erzählt der Wahl-Koreaner. Und da sollen Strukturen geschaffen werden. „Sei es bei der Trainerausbildung oder in Konzepten für die Entwicklung im Jugendfußball, Trainingsformen für den Nachwuchs. Die Liebe zum Fußball soll bei den koreanischen Talenten gefestigt werden“, betont der Mendener.

Michael Müller macht keinen Hehl daraus, dass er mit einigen Entwicklungen im Fußball - vor allem auf der großen Bühne - nicht ganz glücklich. ist. „Es ist halt ein Geschäft“, weiß der gebürtige Mendener über die große bunte Welt des Fußballs. Aber auch in Südkorea erwartet der Verband Erfolge. „Da will man auch gewinnen“, weiß Müller. Die Arbeit des früheren Mendener Fußballers drehte sich in den vergangenen drei Jahren zum einen um die Trainerausbildung. „Es ging darum, Trainer auszubilden, die für die verschiedenen Lehrgänge verantwortlich sind“, erzählt Micki Müller über den Aufbau vieler neuer Strukturen von den untersten bis zur Profi-Lizenz

Youtube-Videos zur Trainingslehre

Ein weiterer Schwerpunkt ist auch die Entwicklung neuer Spiel- und Übungsformen für das Training des Nachwuchses von den kleinsten Kickern an aufwärts. Dafür nutzt Micki Müller natürlich auch die neuen Medien. So gibt es auf Youtube eine komplette Serie mit zeitgemäßen Lehrfilmen für die Arbeit mit dem Nachwuchs. Dabei geht es unter anderem um Formen wie Vier-gegen Vier auf bestimmten Spielfeldern ohne Schiedsrichter und Abseits. So steht jetzt eines dieser Konzepte vor der Einführung für ganz Südkorea.

Micki Müller mag sich noch keine Gedanken machen, was in zwei Jahren sein wird, wenn sein Vertrag ausläuft. Denn da gibt es Parallelen zwischen dem großen Fußball in den europäischen Ländern und dem Spiel an der Basis in Südkorea. Keiner weiß, wohin der Ball in zwei Jahren rollt.