Menden/Seoul. Der Mendener Michael „Micky“ Müller erlebt als Trainer-Ausbilder die Pandemie in Südkorea. Dort sind die Zahlen besser als in seiner alten Heimat.

Corona - ein Virus hält die Welt in Atem. So zählt die Republik Südkorea für die Experten zu den weltweit erfolgreichsten Ländern bei der Bekämpfung des Virus, nachdem die Asiaten im Frühjahr sehr stark betroffen waren. Zurzeit steigen die Zahl der Neuinfektionen pro Tag wieder leicht an, sind aber vergleichsweise niedrig. Einer, der den Kampf gegen Corona in der Republik hautnah miterlebt, ist Michael „Micky“ Müller. Der ehemalige Fußballer des BSV Menden lebt seit 2018 in Seoul und ist für die Trainerausbildung beim koreanischen Fußballverband verantwortlich.

„Was ich hier so aus Deutschland oder anderen Ländern in Europa höre, ist schon recht konfus. Dabei hält sich hier jeder an die wichtigsten Abstands- und Hygieneregeln - man trägt Maske und hält Abstand. Die Maske wird selbst dann getragen, wenn sie eigentlich nicht vorgeschrieben ist“, erzählt Micky Müller. Die Disziplin der Menschen in Südkorea ist scheinbar eine wichtige Voraussetzung dafür, dass das Land so gut durch die Krise kommt. „Wenn ich dann höre, dass es in der Bundesrepublik Leute gibt, die von Verschwörungstheorien sprechen und keine Maske tragen, kann ich das nicht verstehen“, schüttelt der einstige Klasse-Kicker den Kopf.

Einfluss auf die tägliche Arbeit


Allerdings lassen sich die Verantwortlichen in dem asiatischen Staat nicht von ihren Weg abbringen. „Wer ins Land will, muss 14 Tage in Quarantäne“, betont Müller. Das gilt auch für jeden Nicht-Infizierten. Und wenn jemand keine Möglichkeit für eine häusliche Quarantäne hat, weil vielleicht keine eigene Wohnung oder ein Haus vorliegt, stellt ihm der Staat eine Möglichkeit, um die Quarantänezeit zu absolvieren. Die kann der betreffenden Person aber auch in Rechnung gestellt werden.

Micky Müller macht aber auch deutlich, dass die Corona-Pandemie auch großen Einfluss auf seine Arbeit hat und zum Teil weiterhin die Abläufe bestimmt. „Ich plane ja Lehrgänge und die können aufgrund der Pandemie nicht so wie geplant durchgeführt werden“, sagt Müller.

Viel Stress, aber auch viel Spaß


Da müssen Alternativen her und da ist der gebürtige Hönnestädter zuletzt auf Youtube tätig geworden. Sein nächster Lehrgang ist im Dezember die Profi-Trainer-Lizenz. Ein weiterer Teil seiner Arbeit sind regelmäßige Artikel zur Trainerausbildung, die in der Zeitung des Verbandes publiziert werden.

Wer Micky Müller noch als aktiven Fußballer kennengelernt hat, weiß dass der Fußball für ihn mehr ist, als nur Spiel und Ergebnis. „Mir geht es immer um Authentizität und Nachhaltigkeit des Fußballs. Die Jugendlichen sollen gefördert werden. Dafür ist die optimale Ausbildung eines Trainers unerlässlich“, sagt „Micky“ Müller. Der Mendener stellt klar, dass seine Tätigkeit auch ziemlich fordernd ist. „Hier wollen die Leute immer den maximalen Erfolg erreichen. Das bedeutet für mich natürlich auch den maximalen Stress“, erklärt Müller. Und der Erfolg wird in einen Land wie Südkorea auch schon mal besonders herausgestellt.

Vertrag läuft im Juni aus

Die Frage, wie lange sein Engagement in Südkorea noch dauern wird, kann Micky Müller aktuell nicht beantworten. „Mein Vertrag läuft im Juni des kommenden Jahres aus. Das beschäftigt mich schon“, verschweigt Müller nicht, dass die Zukunft schon ein Thema für ihn ist.

Selbst eine Rückkehr auf die Trainerbank - nach fast zwei Jahrzehnten in der Trainerausbildung beim Deutschen Fußballbund und in Südkorea - erscheint nicht ausgeschlossen. „Ich hatte mich damals für diesen Weg entschieden“, blickt Müller zurück und ist zufrieden mit seiner Zeit im Nachwuchsleistungszentrum des 1. FC Kaiserslautern, als Ausbilder beim DFB und in Südkorea.

Eines ist allerdings klar, ein Aufhören wird es für den 55-jährigen nicht geben. Denn dafür ist er immer noch zu verliebt in den Fußball. Im Dezember ist ein Besuch in der Heimat geplant. „Auch wenn ich dann erstmal in Quarantäne muss“, lässt sich Müller von den Vorschriften nicht abschrecken. Schließlich warten in Kaiserslautern die drei Töchter auf den Herrn Papa und in Menden freuen sich Klaus Huckschlag und Co. auf ein Wiedersehen mit dem alten Weggefährten aus den glorreichen Tagen, als es gemeinsam mit dem BSV Menden bis in die Westfalenliga ging.