Winterberg. Robin Geueke und David Gamm, Doppelsitzer des BSC Winterberg, wollen zu Olympia. Eine Rodel-Legende unterstützt sie jetzt beim Schlittenbau.

Robin Geueke und David Gamm reden gar nicht erst um den heißen Brei herum. „Dass die vergangene Saison nicht so gelaufen ist, wie wir uns das alle vorgestellt haben, ist klar“, sagt Geueke, „aber wir haben die Saison aufgearbeitet und abgehakt.“ Und der Doppelsitzer des BSC Winterberg hat seine Schlüsse daraus gezogen. In der kommenden Rennrodel-Saison wollen Geueke/Gamm nämlich keine Wackelkandidaten im Kampf um einen Platz im Weltcup sein. Ein halbes Jahr vor den Olympischen Winterspielen in Peking holen sie sich deshalb auch Hilfe bei einer deutschen Rodel-Legende.

Der „Hackl Schorsch“: 38 Medaillengewinne

Mit fünf Olympiamedaillen, dreimal Gold und zweimal Silber, avancierte Georg Hackl (Bild) zum ersten Wintersportler, der bei fünf Spielen stets eine Medaille gewannMit 33 Siegen im Weltcup stellte er zudem den Rekord des Österreichers Markus Prock ein. 2006 trat der „Hackl Schorsch“ zurück und wechselte nach 38 Medaillengewinnen bei diversen Großereignissen als erfolgreichster Rodler aller Zeiten ins Trainerlager.

Das Material des Schlittens spielt im Rennrodeln, in dieser Sportart, in der es um Hundertstelsekunden geht, eine entscheidende Rolle. „Auch mit dem Schlitten waren wir hintendran. Also, weder der Rücken noch der Schlitten waren fertig“, sagt Robin Geueke über die vergangene Saison, vor der ihn eine Rückenverletzung malträtierte.

Dieses Mal soll der Schlitten pünktlich in einer Top-Verfassung sein – und zwar mit Hilfe von Georg „Schorsch“ Hackl.

In engem Austausch

Das ist insofern erstaunlich, als dass Hackl bislang ausschließlich als Technik-Guru der Trainingsgruppe vom bayrischen Königssee um Felix Loch, Natalie Geisenberger und dem Doppel Tobias Wendl/Tobias Arlt galt. Das eine oder andere Mal kam in der Vergangenheit Kritik auf, weil die erfolgreichen Bayern ihre „Geheimnisse“ vor Kollegen anderer Stützpunkte nicht preisgaben.

„Wir haben nach den letzten Olympischen Spielen auf Eigenregie beim Schlittenbau gesetzt“, erzählt Robin Geueke. Im Doppel mit David Gamm ist er der technik-verliebte Tüftler, der über den Sommer federführend Stunden lang am Schlitten arbeitet. „In der Folgesaison kam dann Schorsch mit dem Angebot auf uns zu und in Absprache mit Norbert (Bundestrainer Norbert Loch, Anm.d.Red.) kam es dann zur Zusammenarbeit“, sagt der BSC-Athlet. „Ich stehe seitdem in engem Austausch mit Schorsch und lerne da extrem viel.“

Gebaut wird in Winterberg

Kein Wunder, schließlich ist der 54-jährige Hackl einer der erfolgreichsten Rennrodler der Welt. Alleine bei Olympischen Spielen holte er drei Gold- und zwei Silbermedaillen. Seit seinem Karriereende verfeinert er vor allem die Schlitten der Rodel-Stars aus Bayern, die auf seiner Erfolgsspur fahren.

Bei Geueke/Gamm schlüpft Hackl mehr in die Rolle eines engen Beraters, als dass er selbst Hand an den Schlitten anlegt. „Mit ihm spreche ich die nächsten Schritte im Bau des Schlittens ab“, erklärt Robin Geueke: „Gebaut werden die Sachen aber hier von mir selbst am Stützpunkt.“ Nur für manche Dinge fahre er dann noch nach Berchtesgaden und arbeite dort vor Ort weiter mit Hackl.

Klarer Meinungsaustausch

Die Rodel-Legende hält dabei mit seiner Meinung zu Ideen der Sauerländer nicht hinter dem Berg. „Wir diskutieren über meine Ideen, die er natürlich mit seiner Erfahrung füttern – oder halt auch für Quatsch befinden kann“, erzählt Geueke.

Alles in allem steht die technische Weiterentwicklung des Sportgeräts der Winterberger im Vordergrund. „Schorsch ist sehr offen“, sagt Geueke über Hackl. Eigenbrötler? Nur auf seinen Stützpunkt fokussiert? „Ich habe schon vor zwölf Jahren gemeinsam mit meinem Vater da unten meine ersten Wannen gebaut“, sagt Geueke und entkräftet die üblichen Vorurteile.

„Da wir keinen eigenen Trainer oder Betreuer aus Winterberg im Weltcup-Team haben, werden wir von den bayrischen Betreuern abgefangen“, sagt David Gamm: „Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit.“ Dass Geueke/Gamm dem bayrischen Doppel Wendl/Arlt theoretisch einen von nur zwei Plätzen bei den Olympischen Spielen abjagen könnten – steht vorerst auf einem anderen Blatt Papier.