Menden. Olympia in Tokio verlief nicht so wie von Henri Ruoste (Menden) erhofft. Jetzt spricht er über den Pech-Moment und die Zukunft mit Kontestro.
Das Abenteuer Olympische Spiele war endgültig vorbei, als auch Kontestro seinen Stall auf Gut Bertingloh vor den Toren Mendens wieder erreichte. So unglücklich, wie der Auftritt in Tokio verlief, hatte sich Henri Ruoste, der im Sauerland beheimatete, finnische Dressurreiter, diesen zwar definitiv nicht vorgestellt, doch Wut auf seinen belgischen Wallach verspürt der 39-Jährige trotz des verpatzten Grand Prix und dem frühen Aus nicht – im Gegenteil. Zumal Ruoste weiß, was seinen vierbeinigen Sportpartner derart erschreckte, dass er scheute.
Herr Ruoste, mit etwas Abstand: Wie groß ist die Enttäuschung über Ihr Pech bei Olympia noch?
Henri Ruoste: Die Enttäuschung ist nach wie vor riesengroß und es wird mit Sicherheit noch eine Weile weh tun. Zu Olympischen Spielen schafft man es nicht alle Tage und es stecken so viel Arbeit, Emotionen, Schweiß, Tränen, Zeit und Aufopferung hinter der Teilnahme, dass man natürlich auch mit Zielen dorthin fährt. Da kann man sich vielleicht denken, wie man sich fühlt, wenn in einer Millisekunde der Traum und die ganze harte Arbeit umsonst gewesen zu sein scheinen.
Sie wollten sich für die Kür der besten 18 Paare qualifizieren. Was erschreckte Kontestro in der Qualifikationsprüfung, dem Grand Prix, so, dass das Ziel nicht mehr zu erreichen war?
Auch interessant
Als wir nach der ersten Trabverstärkung auf eine der Fernsehkameras zugeritten sind, hat der Kameramann sich die Regenplane über den Kopf gezogen. Dies hat Kontestro völlig aus der Fassung gebracht.
Können Sie Ihre Gedanken in dem Moment, in dem er scheute, beschreiben?
Es war erstmal schwierig zu verstehen, warum es passiert ist. Denken tut man in dem Moment nicht viel. Es geht alles so schnell beim Dressurreiten, dass man eigentlich direkt wieder funktionieren muss. Aber wahrscheinlich war der erste Gedanke nicht gerade positiv.
Ist Aufgeben in so einem Moment eine Option?
Natürlich habe ich immer wieder während der Prüfung darüber nachgedacht. Aber es war dann keine Option. Ich wollte einfach versuchen, Kontestro wieder Sicherheit zu geben.
„Still friends“ war auf einem Bild von Ihnen und Kontestro auf Ihrer Instagram-Seite zu lesen – wie geht es jetzt weiter für Sie und Kontestro?
Auch interessant
Natürlich sind wir dennoch ein Team und Freunde! Kontestro hat in diesem Moment einfach völlig normal reagiert. Pferde sind Fluchttiere und sensibel und in dem Moment auch selber hochkonzentriert. Es ändert nichts daran, dass er ein außergewöhnliches Pferd ist. Wir konnten es nur leider in Tokio nicht zeigen. Aber wir machen weiter! Kontestro wird erstmal Urlaub machen.
Bereits in sechs Wochen findet aber die Europameisterschaft statt.
Je nach dem wie Kontestro sich regeneriert, werden wir auf dieses Championat hin arbeiten. Aber ob das klappt, gibt Kontestro selbst vor. Die Gesundheit unserer Pferde steht an erster Stelle und daher werden wir uns nur auf die EM vorbereiten, wenn Kontestro die Reise gut verkraftet und bereit ist, wieder ins Training zu starten.