Arnsberg/Meschede. Eigentlich mag er es gar nicht, im Fokus zu stehen? Selbst Schuld, Stefan Biggermann. Wer in seinem Alter bei der so gut ist, fällt einfach auf.
Die Story ist so ungewöhnlich, dass man sie eigentlich gar nicht glauben kann. Da beendet ein Handball-Torwart, nachdem er den Sprung in die erste Mannschaft verpasst hat, mit 25 Jahren abrupt seine Karriere, fängt 21 Jahre später, angestachelt durch die gute Atmosphäre bei einer Weihnachtsfeier, wieder an und hangelt sich über die dritte und zweite Mannschaft tatsächlich mit 51 Jahren in die Erstgarnitur hoch. Mehr noch: Er wird dank Trainingsfleiß (und verletzter interner Konkurrenz) die Nummer eins, kassiert für seine enorme Leistungsentwicklung Lob von allen Seiten und avanciert beim letzten Heimspiel sogar zum „Man of the match.“ Die Rede ist von Stefan Biggermann, einem Ur-Oeventroper, der nie woanders gespielt hat als bei der SG Ruhrtal und in einem für Ballsportler biblischen Alter die beste Phase seiner kuriosen Laufbahn erlebt.
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„Das Pech der anderen war mein Glück“, beschreibt Biggermann, wie es zu diesem permanenten Aufstieg kommen konnte. Bei den SGR-Senioren fiel nämlich ein Keeper nach dem anderen verletzungsbedingt aus, so dass aus den geplanten Einsätzen im Hobbyteam eine „Festanstellung“ mit raschen Aufstieg in die Reserve folgte. Als dann auch beim SGR-Landesligateam durch die Langzeit-Ausfälle von Henrik Basler und Timo Gierse sowie vergebliche Versuche, auswärtigen Ersatz zu finden, Plätze frei wurden und ihn Chefcoach Frank Moormann fragte, ob er ein Gespann mit dem in Köln studierenden Konrad Wahlers teilen würde, sagte er zu.
Die Schmerzen nach dem Training lohnen sich
In der Vorbereitung stellte sich rasch heraus, dass Biggermann mehr als nur eine Notlösung darstellt. Und als die Punktrunde begann, war der Handball-„Opa“ gesetzt, gewann durch die hohen Einsatzzeiten an Sicherheit und Routine, wurde nach dem jüngsten 34:22 über Brechten von den eigenen Fans sogar stürmisch gefeiert. „Ich stehe eigentlich nicht gerne im Rampenlicht, aber es tut natürlich enorm gut, wenn man sieht, dass sich der ganze Aufwand und die Schmerzen nach jedem Training bezahlt gemacht hat“, freut sich Biggermann über die Anerkennung und sieht deshalb das in Kürze bevorstehende Comeback von Basler durchaus mit gemischten Gefühlen – weil er fürchtet, rasch wieder in der Versenkung zu verschwinden.
Biggermann rettet die Saison
Aber völlig egal, wie viele Partien Biggermann noch bestreiten wird: Schon jetzt machen ihm seine Mitspieler ein Riesenkompliment, indem sie die jetzt guten Aussichten auf den Ligaverbleib zu einem Großteil seiner Person zuschreiben. „Ohne Stefan hätten wir gar nicht vernünftig trainieren können, wäre der Abstieg kaum vermeidbar gewesen“, meint Moormann, der noch einen drauf setzt: „Ich hätte das im Vorfeld niemals für möglich gehalten, aber wir haben in dieser Saison noch kein Match wegen schwacher Torhüterleistung verloren.“
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Biggermann geht da viel kritischer mit sich um und verrät: „Spiele wie in Bösperde, wo wir 21:29 verloren haben und ich kaum eine Hand an den Ball bekam, lassen einen schon zweifeln. Und auch gegen Brechten war ich zunächst gar nicht im Spiel und wollte schon auf die Bank. Zum Glück konnte ich das Vertrauen des Trainers noch rechtfertigen.“ Dazu hat er am Sonntag die nächste Gelegenheit, wenn es zu Spitzenreiter ASC 09 Dortmund geht.