Arnsberg. Rasante Corona-Ausbreitung zwingt viele Vereine in einen Lockdown. Aufwand der 2Gplus-Regel sowie Infektions- und Quarantänerisiko nicht zumutbar

Täglich die neue Frage: Was ist noch möglich? Was ist erlaubt? Und was ist verantwortbar? Sportvereine - insbesondere im Hallentraining für die vielfach noch nicht geimpften 5- bis elfjährigen Kinder - suchen nach Wegen durch die Corona-Krise. Die Jugendhandballabteilung der SG Ruhrtal zog nun die Reißleine und setzt vor dem Hintergrund der sich aufbauenden Omikron-Welle das Kinder- und Jugendtraining bis Ende Februar vorerst aus. Es wird nicht der einzige Verein im Hochsauerlandkreis sein, der so handeln wird. Die SG Ruhrtal ist überall.

Überdurchschnittliche Inzidenz bei Kindern

Die Corona-Lage im Hochsauerlandkreis zeigt am Donnerstag ansteigende Zahlen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt aktuell bei 184,5.Kinder und Jugendjahrgänge weisen hohe Inzidenzwerte im HSK auf. Die Altersgruppe der 5- bis 14-Jährigen hat im Kreis eine 7-Tage-Inzidenz von 201,7, die der 15- bis 34-Jährigen von 394,1.Mit Beginn der Schule wird befürchtet, dass in den betreffenden Altersklassen die Inzidenzwerte noch deutlicher zunehmen könnten.

„Wir sind nicht übervorsichtig!“

„Wir haben alles versucht, sind sicher nicht übervorsichtig und haben bislang immer die Philosophie gehabt, alle Angebote so lange wie möglich aufrecht zu erhalten“, sagt Jugendwartin Julia Rocholl von der SGR, „jetzt müssen wir aber unsere Kinder und auch Trainer schützen“. Der Vorstand traf zu Beginn dieser Woche den Entschluss, den Spiel- und Trainingsbetrieb auszusetzen.

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Abwarten, was von oben kommt, oder selbst eine Entscheidung fällen? Das war die Frage, mit der sich der Vorstand auseinandersetze. „Aber es dauert ja oft lange, bis Klarheit kommt“, so Julia Rocholl, „wir Vereine fühlen uns da doch vielfach allein gelassen“.

Ungutes Gefühl

Ein ungutes Gefühl schwinge mit, wenn man in einer Zeit, in der Kontakte reduziert werden sollen, mit 20 Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen Schulen in der Halle sei. Es geht in erster Linie um den Beitrag gegen die Ausbreitung der neuen Virus-Variante, aber auch weitere Faktoren spielen eine Rolle: Trainer müssen für den Trainingsbetrieb - egal, ob geimpft oder nicht - getestet werden. Gleiches gilt für die über 12-jährigen Kinder. Beim Hallensport gilt 2G-Plus. „Für einige Trainerinnen oder Trainer würde dies im schlimmsten Fall bedeuten, sich sechsmal in der Woche testen zu lassen“, teilt der Verein auf seiner Homepage mit, „die Entscheidung ist nicht leicht gefallen, aber aufgrund der Entwicklung vermutlich erstmal nicht anders zu treffen“.

Die Infektionsgefahr ist das eine, das Quarantänerisiko das andere. „Alles durchmischt sich ja in so einem Verein“, so Julia Rocholl. Schnell könne dann ein geimpfter und auch geboosterter Trainer als Kontaktperson in die Quarantäne geschickt werden - aktuell bei Omikron sogar noch recht lange. Auch diesem Risiko, das den einen oder anderen auch beruflich und familiär vor Probleme stellen könnte, will der Verein seine Trainerinnen und Trainer nicht aussetzen.

Lage immer im Blick

Leicht gemacht hat sich die SG Ruhrtal diesen Schritt nicht - so wie es sich wohl kein Verein machen würde. „Die Lage wird wohl aktuell nicht besser. Aber ob wir richtig gehandelt haben, werden wir erst in einigen Wochen wissen“, sagt Julia Rocholl. Ohnehin wird der Jugendvorstand die Lage immer im Blick behalten und entsprechend reagieren. „Vielleicht können wir früher wieder loslegen“, sagt die Jugendwartin, „oder aber auch wir müssen die Pause verlängern“.

Auch wenn bis zur Trainingspause ab Weihnachten alle Kinder- und Jugendtrainingsstunden sehr gut besucht waren, spürt Julia Rocholl nun Zustimmung der Eltern. Diese erhofft sie sich auch vom Verband, dem der Entschluss nun bereits mitgeteilt worden ist. „Wir hoffen, dass der Handballkreis das mitträgt“, sagt Julia Rocholl. Die Spiele könnten, sofern die Saison überhaupt fortgesetzt wird, auch später noch nachgeholt werden.

Betroffen bei der SG Ruhrtal sind sieben Jugendteams von den Minis bis zur A-Jugend mit rund 150 Aktiven. Für diese, so ist sich Julia Rocholl, werde auch in der Pause irgendetwas stattfinden. „Unsere Trainerinnen und Trainer waren da auch schon bei den bisherigen Lockdowns sehr kreativ“, lobt Julia Rocholl. Sobald sich die Situation positiv entwickelt, soll der Trainings- und auch der Spielbetrieb wieder fortgesetzt werden. Julia Rocholl: „Wir alle wollen schließlich, so schnell es geht, wieder in die Sporthalle“.