Trotz Blum und Ehning: Tobias Meyer holt den Titel in Balve
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Balve. Einerseits ist Tobias Meyer ein für Balve typischer Meister, andererseits nicht. Auf jeden Fall endete die DM der Springreiter emotional.
Bis zu diesem Zeitpunkt unterdrückte Tobias Meyer seine Emotionen. Im Stechen der Deutschen Meisterschaften der Springreiter in Balve, welches ein hochspannendes Duell war, bewies er gar Nerven, die dick wie Drahtseile sein müssen. Doch als während des Live-Interviews mit dem Fernsehsender ZDF seine zweijährige Tochter Mia um seine Beine scharwenzelte, füllten sich Meyers Augen mit Tränen, brach seine Stimme. Denn er, der neue deutsche Meister, sorgte für eine Geschichte, wie sie nur die DM im Rahmen des Longines Balve Optimum schreiben kann.
Meyer bucht CHIO-Ticket
„Das ist mit Abstand der größte Erfolg in meiner Karriere“, sagte der 33-Jährige später im Gespräch mit dieser Zeitung: „Ich habe einmal in Lyon einen Fünf-Sterne-Großen-Preis gewonnen, das war auch ein besonderes Erlebnis. Aber… sowas? Jetzt darf ich, glaube ich, sogar nach Aachen, wenn alles gut läuft. Das war immer mein Traum, dort einmal reiten zu dürfen.“ In der Tat werden die Deutschen Meister stets mit einem Startplatz beim so genannten Weltfest des Pferdesports, dem CHIO in Aachen, belohnt.
Tobias Meyer, seit acht Monaten selbstständiger Berufsreiter, 33 Jahre jung, verheiratet, zweifacher Familienvater – das ist er, der neue Deutsche Meister. Noch wohnt er mit seiner Familie, zu der neben Mia auch der neunjährige Luca und Ehefrau Vanessa gehören, im niedersächsischen Friesoythe, doch bald zieht er samt der 36 Pferde ins niederländische Weert um, weil ihm sein Sponsor dort eine neue Anlage baut.
Ein typischer Meister
Den größeren Schub könnte die Karriere allerdings durch den Titelgewinn in Balve erleben, der so typisch für die Deutschen Meisterschaften ist. Weil die DM im Springreiten keine Sichtungsstation für Championate oder aktuell die Olympischen Sommerspiele ist, treten die Stars der Szene bei höher dotierten Turnieren an oder vertreten Deutschland bei Nationenpreisen. Aktuell weilt Bundestrainer Otto Becker mit einer Mannschaft zum Beispiel beim Nationenpreis in St. Gallen/Schweiz.
Siege wie jener von Tobias Meyer sind deshalb typisch für Balve. Und doch wiegt der Erfolg in diesem Jahr schwerer. Denn mit Weltmeisterin Simone Blum und mit Marcus Ehning sattelten auch zwei „Prominente“ im Sauerland. Blum und Cool Hill leisteten sich jedoch im dritten von insgesamt vier Meisterschafts-Umläufen Fehler, Marcus Ehning und Priam du Roset verpassten das Stechen um den Titel durch einen Abwurf am ersten Hindernis im vierten Umlauf.
Das Stechen wurde durch Ehnings Missgeschick zu einem Duell zwischen Tobias Meyer und Maximilian Weishaupt. Meyer eröffnete auf seinem zehnjährigen Greatest Boy, blieb fehlerfrei und schaffte den Parcours in 36,33 Sekunden. Weishaupt blieb mit Omerta Incipit zwar ebenfalls fehlerfrei, war mit 37,17 Sekunden aber etwas langsamer.
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„Das ist ein Traumtag“, sagte Meyer später. Die Sektdusche, die ihm Weishaupt und der auf Carmina drittplatzierte Patrick Stühlmeyer nach der Siegerehrung gönnten, nahm er ebenso gerne hin wie das obligatorische Bad des Meisters im Wassergraben. „Ich habe dieses Pferd vor sieben oder acht Monaten in den Stall bekommen“, erklärte er über Greatest Boy – und wurde wieder emotional: „Da habe ich nicht daran gedacht, dass ich mal Deutscher Meister werde, ehrlich gesagt. Das ist ein Traumpferd für mich.“
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