Neheim. Udo Borggrewe erzählt, warum man als sportlicher Leiter des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim auch eine Kneipe aufmachen kann.

Auf ins Neuland: Für Udo Borggrewe, Sportlicher Leiter des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim, beginnt beruflich ein neuer Lebensabschnitt. In der Mendener Straße in Neheim löst er ab Mai Wolfgang Langnickel als Wirt der Kultkneipe „Roadhouse“ ab und eröffnet an selber Stelle das „Borgi“. Über neue Herausforderungen und die Vereinbarkeit mit der Funktion im Fußball sprach unsere Zeitung mit dem 53-jährigen Neheimer.

Udo Borggrewe, Wie kam es zu der Übernahme des „Roadhouse“ und der Idee, jetzt eine Gaststätte zu betreiben?

Borggrewe Als Unternehmer hatte ich über viele Jahre den metallverarbeitenden Betrieb meines Vaters weitergeführt. Zum Ende des vergangenen Jahres hatte ich den Betrieb aber abgemeldet, weil wir unseren maßgeblichen örtlichen Kunden, für den wir vorwiegend produziert hatten, verloren haben. Und in dieser Zeit habe ich auch mitbekommen, dass Wolfgang Langnickel im Roadhouse aufhören will.

Ist das nicht eine gewagte Herausforderung?

Eine Herausforderung ja. Bis jetzt stand ich ja vor der Theke, die andere Seite ist natürlich Neuland für mich. Seit Jahren war ich ein Gast im Roadhouse. Der Wechsel hinter die Theke ist auch für mich ein Aufbruch zu neuen Ufern.

Haben Sie gar keine Erfahrung in der Gastronomie?

Das nicht, aber hier geht es ja nicht allein darum, ein Wirt zu sein, sondern auch darum die Geschäfte zu führen. Einkauf, Personalplanung und wirtschaftlich zu rechnen, ist für mich als ehemaliger Unternehmer ja nichts Neues.

Im Sport sind Sie als sportlicher Leiter des Fußball-Westfalenligisten SC Neheim auch ordentlich eingespannt. Lässt sich das mit der neuen Aufgabe vereinbaren?

Ja, auf jeden Fall. Das sind ja zwei Paar Schuhe. Der Kader für die neue Saison steht ja übrigens schon, da kann ich mich nun erst einmal darum kümmern, dass das Borgi ins Laufen kommt.

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Und was, wenn sich der SC Neheim am Ende plötzlich doch noch - über welchen Weg auch immer - in der Oberliga wiederfindet? Ist sportlicher Leiter dann nicht ein Fulltime-Job?

Ich glaube nicht, dass ich da mehr Aufwand zu betreiben hätte als jetzt schon in der Westfalenliga. Das läuft da grundsätzlich ähnlich.

Sie liegen auf Platz zwei, die Saison ist vorerst ausgesetzt: Sehen Sie für den SC Neheim denn noch die realistische Chance, in die Oberliga zu kommen?

Das liegt ja nicht an uns. Wenn der Verband abbricht, könnte es sein, dass wir zwei Aufsteiger haben werden und wir dabei sind. Wie das geregelt werden würde, ist aber noch unsicher. Wenn die Saison fortgeführt wird, müssten wir das sportlich lösen. Die Fortführung aber halte ich eher für unwahrscheinlich und organisatorisch kaum noch für möglich, weil wir ja auch Vorlauf zur Wiederaufnahme des Spielbetriebs brauchen. Wenn es am Ende aber so sein soll, dass wir aufsteigen, machen wir zwar keine große Aufstiegsfeier, aber freuen uns trotzdem. Vielleicht ja auch zusammen bei einem Bierchen im Borgi.

Zurück zur Kneipe: Wie wollen sie aus dem alten „Roadhouse“ das neue „Borgi“ machen?

Ich muss das Rad ganz sicher nicht neu erfinden. Das Borgi wird eine reine Kneipe bleiben. Hier wird es maximal ‘nen Snack zu den Getränken geben. Wo ich etwas verändern werde, das sind die Öffnungszeiten. Die möchte ich erweitern - zum Beispiel am Samstagmorgen, wenn die Leute auch zum Neheimer Markt gehen oder an Sonntagnachmittagen. Ich will die Stammkunden ansprechen und auch neue Leute auf das Borgi und seinen Biergarten neugierig machen. Deshalb werden wir auch ein Werbeschild am Ruhrtalradweg installieren und E-Bike-Aufladung anbieten. Das gab es bisher nicht.

Viele „Roadhouse“-Gäste schwelgen nun in Erinnerungen an schöne gemeinsame Stunden beim Fußballgucken bei Europa- und Weltmeisterschaften. Wird es im „Borgi“ auch Fußball geben?

Ja, ich würde gerne wieder Fußball zeigen - ich werde auch schauen, ob es Sinn macht, wieder Sky und damit die Fußball-Bundesliga anzubieten. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, dass wir möglicherweise für die Neheimer Fußballfans auch wichtige Auswärtsspiele des SC Neheim, die ja vielfach im Internet gestreamt werden, auf einer Großleinwand zeigen. Natürlich keine Heimspiele, weil ich dem SC ja keine Zuschauer wegnehmen möchte. Aber eines ist auch klar: Das Borgi soll und wird keine Sportsbar sein.

Wird das jetzt die Vereinskneipe des SC Neheim?

Natürlich nicht, da will dem Ausschank bei uns am Sportplatz gar keine Konkurrenz machen. Aber natürlich ist es denkbar, dass durch meine Rolle im Fußball der eine oder andere aus der Fußballszene auch mal im Borgi vorbeischaut.

Müssen Sie jetzt viel investieren, um das „Borgi“ zu eröffnen?

Viel müssen wir nicht machen. Ich habe Wolfgang Langnickel die komplette Einrichtung abgekauft. Die Theke wird gepachtet und bleibt wie sie ist. Den Fußboden habe ich neu gemacht und einmal wird gestrichen. Mehr ist nicht zu machen. Natürlich wird der Raum auch neu gestaltet, der Stil und der Kneipencharakter im alten Fachwerk aber wird bleiben.

Wann soll es losgehen?

Ab 1. Mai bin ich offiziell der Pächter. Ob das Borgi dann aber wirklich öffnen kann, hängt ja derzeit leider von der Coronalage ab.