Sauerland. . Trotz Olympia-Bronze wartet die Oeventroper Taekwondo-Sportlerin Helena Fromm auf den großen Sponsorenvertrag. Bislang haben kleinere Firmen aus der Region die Blondine entdeckt - der große Marketing-Durchbruch ist ihr noch nicht gelungen.
Helena Fromm lächelt bei den Gedanken an diese Begegnung immer noch entzückt. Als sie am Morgen dem Paketboten die Tür öffnet, er sie erblickt und ihren Namen liest, fragt der Mann: „Sind Sie nicht die, die bei den Olympischen Spielen eine Bronzemedaille gewonnen hat?“ Der Rest ist Öffentlichkeitsarbeit in eigener Sache: Ein schnelles gemeinsames Foto mit dem eiligst herbei geholten Edelmetall und ein Autogramm für den Sohn des Außendienstlers - „denn draußen lief der Motor seines riesigen LKW und außerdem haben die ja immer Zeitdruck“, sagt Fromm.
Marketing-Durchbruch noch nicht gelungen
Unangenehm sind der 25-Jährigen solche Treffen nicht. Außerdem halten sie sich trotz des Erfolgs der Taekwondo-Blondine in London in engen Grenzen. Denn als Werbefigur wurde Helena Fromm bislang nur von kleineren Firmen aus der Region entdeckt.
„Der Durchbruch ist uns auf diesem Sektor noch nicht gelungen“, erzählt Fromms Manager Herrmann Hoffe. Er klingt frustriert, weil selbst die großen Unternehmen aus der wirtschaftsstarken hiesigen Region oder Kommunen kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Oeventroperin zeigen. „Dabei gibt es keine bessere Botschafterin für die Region“, sagt Hoffe.
Als erste deutsche Frau eine Olympia-Medaille im Taekwondo geholt
Als erste deutsche Frau kämpfte sich Helena Fromm in London zu einer Medaille im Taekwondo - in einem an Dramatik kaum zu überbietenden Wettbewerb zur besten Sendezeit im Fernsehen. Und weil Fromm nicht nur blond und klug ist, sondern auch über einen Körper mit Modelmaßen verfügt, berichtete selbst der Boulevard in großen Lettern über „die schöne Helena“. Aber Werbeanfragen großer Firmen? Sie stapeln sich nicht auf Hoffes Schreibtisch. Der Erfolg zahlt sich bislang nicht aus.
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„Ihre mediale Präsenz ist weiterhin sehr hoch“, erklärt der Manager. Wenn es aber um Sponsoring geht, um den einen oder anderen Euro, mit dem Fromm nicht nur laufende Kosten decken, sondern sich ein Polster für die Zeit nach der Karriere anlegen könnte, schalten die Bosse auf stur.
Tägliches Klinkenputzen für Helena Fromm auf Suche nach Sponsoren
„Es ist ein tägliches Klinkenputzen“, sagt Hermann Hoffe. Helena Fromm drückt die Situation deutlicher aus: „Man hat das Gefühl, betteln gehen zu müssen“, sagt sie, „und das will man ja auch nicht.“ Dass sie nicht auf niedrigstem Niveau klagt, weiß die Sauerländerin. Ihr Sold bei der Bundeswehr, die Prämien der Sporthilfe - „aber man denkt schon, wenn man die Knochen hinhält, sieben Mal in sieben Jahren operiert wird, dann dürfte es etwas mehr sein“.
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Die meisten Absagen werden mit fehlenden Fernsehzeiten ihrer Sportart begründet. „Die sozialen Medien berücksichtigen Firmen gar nicht“, sagt Fromm. Ihre Seite im Internetnetzwerk Facebook gefällt mittlerweile über 11.000 Menschen. Trotzdem ereilte sie jüngst ein weiterer Tiefschlag: Der Leasingvertrag für ihr Auto lief aus und wurde nicht verlängert. „Dass Sponsoren mal aussteigen, finde ich normal“, erklärt Politiker Patrick Sensburg. Das Mitglied des Bundestags fragt sich allerdings: „Warum stehen nicht zwei, drei andere in den Startlöchern, um in so ein Sponsoring einzusteigen?“
Könner brauchen Gönner aus der Region
Auch Sensburg wünscht sich unter dem Motto „Könner brauchen Gönner“ ein Zeichen aus der Region. „Firmen, die auf so ein Sponsoring verzichten“, sagt er, „verpassen große Chancen.“ Sensburg denkt nicht nur an Spitzensportler wie Fromm, sondern auch an die vielen Talente wie Rennrodler Christian Paffe, seines Zeichens Jugend-Olympiasieger. „Dank meiner Ausbildung ist meine finanzielle Situation ausreichend“, sagt der 18-Jährige, „aber eigentlich ist es nicht üblich, nebenher eine Ausbildung zu machen.“