Brilon-Madfeld. Als Motorsport-Teamchef feiert ein Madfelder den Gesamtsieg in der DTM. Der 29-Jährige über 90-Stunden-Wochen, die Heimat und die Formel 1.

Es ist vor allem die Landwirtschaft, die das Bild von Brilon-Madfeld prägt. Hier gibt es Fachwerkhöfe, dazu die Aabach-Quelle und gleich fünf Naturschutzgebiete mit artenreicher Flora und Fauna. Es ist ruhig hier, lebenswert, ein echtes Sauerländer Idyll. All das liebt auch einer der mittlerweile wohl bekanntesten Söhne des Dorfes. „In Madfeld lebt meine Familie, dort sind meine mittlerweile vier Neffen. Ich bin dort groß geworden. Das Sauerland ist mein Ruhepol“, sagt Mario Schuhbauer im Gespräch mit dieser Zeitung.

Gleichwohl hat es der 29-Jährige beruflich mit ganz anderen Verhältnissen als dem ruhigen Alltag seiner Heimat zu tun, nämlich mit schnellen Autos, Rennen, Leistungssport, großer Lautstärke, Benzingeruch – und weitreichenden Zukunftsentscheidungen. Denn Mario Schuhbauer ist Teamchef des Motorsport-Teams SSR Performance in der DTM. Und am Sonntag, 20. Oktober, feierte der Sauerländer seinen bislang größten Titel: Pilot Mirko Bortolotti holte für die Mannschaft auf dem Hockenheimring den Gesamtsieg in der DTM.

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Die ruhmreiche und weltweit populäre Rennserie, früher Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft, heute als Marke schlicht „DTM“, hatte in dieser Saison wieder auf acht Rennstrecken spannenden Motorsport geboten. Nach Rennen in Deutschland, Österreich und den Niederlanden erreichte die Mannschaft SSR Performance aus München am letzten Rennwochenende auf dem Hockenheimring in Baden-Württemberg im entscheidenden Rennen durch Bortolotti den zweiten Platz und gewann damit den Gesamttitel.

Sieg in der DTM: Madfelder Schuhbauer jubelt auf dem Hockenheimring

Noch im Fahrerlager und um die Rennstrecke herum folgte am Sonntag eine ausschweifende Feier, bei der auch Mario Schuhbauer mittendrin war. Der Madfelder feierte den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere im Motorsport. „Das ist ein Traum, der da für mich in Erfüllung gegangen ist. Es war einer der schönsten Tage meines bisherigen Lebens. Wenn mir jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, dass ich mit meinem Team mal um den Sieg in der DTM mitfahre und diesen dann auch noch erreiche, hätte ich das nicht für möglich gehalten“, erklärt Schuhbauer.

Der Weg des 29-Jährigen gleicht einer Laufbahn wie aus dem Motorsport-Bilderbuch. Wie sein Vater Wolfgang Schuhbauer, sein wichtigster Ratgeber, Vorbild und Fürsprecher, hatte auch Mario Schuhbauer nach seiner Schullaufbahn eine Lehre im KfZ-Segment absolviert. Nach dem Studium festigte sich der Wunsch, weiterhin beruflich im Motorsport aktiv zu sein und aufzusteigen.

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Seit mittlerweile drei Jahren führt er als Teamchef das Team SSR Performance an, leitet etwa 45 Mitarbeiter bei den und außerhalb der Rennen. Inhaber Stefan Schlund – SSR steht für Stefan Schlund Racing – habe „großes Vertrauen in mich gesetzt“, erzählt Mario Schuhbauer: „Ich habe ihn nie enttäuscht. Wir sind eines der erfolgreichsten Teams.“

Mario Schuhbauer als fleißig zu bezeichnen, ist ziemlich untertrieben. Viel mehr ist der Madfelder ein „Arbeitstier“, steckt sehr viel Energie und Zeit in seinen besonderen Beruf. All das sei eine Herausforderung. „Oft beginnt bei mir ein Arbeitstag um 6 Uhr und endet gegen 23 Uhr“, erzählt er.

80, 90 Arbeitsstunden pro Woche sind so keine Seltenheit. „Ich hab‘ den schönsten Job auf der Welt“, sagt Schuhbauer trotzdem und ergänzt: „Wir sind natürlich viel unterwegs, testen und entwickeln die Autos immer weiter. Auch in der rennfreien Zeit bin ich viel im Büro und arbeite an unserer Weiterentwicklung als Team, treffe zudem strategische Entscheidungen.“

Teamchef Mario Schuhbauer: als Single in München

Angesichts dieses Einsatzes bleibt naturgemäß wenig Spielraum für Freizeit und Hobbys. Oder – für Frau und Kinder, das mögliche Gründen einer eigenen Familie. „Ich bin Single und ledig“, sagt Mario Schuhbauer, der in der Innenstadt von München lebt. Er schmunzelt: „Die Frau, die das so mitmacht, muss ich erst noch finden.“

Doch die enorme Faszination für den Motorsport steckt Mario Schuhbauer in den Genen. Sein Vater Wolfgang war selbst Fahrer, drehte unzählige Kilometer beispielsweise auf dem legendären Nürburgring und leitet dort das Testcenter für Aston Martin. „Unsere Familie ist seit Jahrzehnten im Motorsport tätig“, betont Mario Schuhbauer. Von seinem Vater habe er vieles gelernt, „ich schaue mir viel ab. Mein Papa und meine Familie sind mein emotionaler Halt. Wir telefonieren fast täglich, da gibt es dann auch mal Kritik, man tauscht sich aus. Das gehört dazu“.

Sein herausfordernder Job verlangt Mario Schuhbauer einiges ab. Er muss Personal führen, beispielsweise gegenüber Sponsoren auch „politisch agieren“, mehrsprachige Interviews für TV-Sender und weitere Medien führen sowie mit seinem Team Rennstrategien entwickeln und verfolgen. „Ich habe in den vergangenen drei Jahren sehr viel gelernt“, betont der Sauerländer.

Deutlich wird: Dieser Mann ist ehrgeizig. Mit seinen erst 29 Jahren hat es Mario Schuhbauer im Motorsport schon weit gebracht. Sein Ziel? Die Formel 1, die Königsklasse des Motorsports. Dort aktive Teamchefs wie Christian „Toto“ Wolf (Mercedes) und Christian Horner (Red Bull Racing) seien „Vorbilder für mich“. Er denke grundsätzlich „manchmal schon darüber nach, ob dies genau das Leben ist, das ich auf Dauer führen will“, sagt Mario Schuhbauer. Aber: „Ich habe mir dieses Ziel klar gesteckt.“

Zukunft in der DTM ungewiss

Das Team SSR Performance hat die jüngst beendete DTM-Saison mit zwei Lamborghini Huracán GT3 Ev02 bestritten. Durch Mirko Bortolotti gelang der Gesamtsieg in der Motorsport-Rennserie. Ob das Team jedoch in der neuen Saison ebenfalls wieder in der DTM startet, „ist offen. Es gibt im Hintergrund viele Gespräche dazu“, verrät Mario Schuhbauer. Als Teamchef sei er in eine derartige Entscheidungsfindung entscheidend mit eingebunden.

Trotz seines herausfordernden Jobs pflegt Mario Schuhbauer ein enges Verhältnis zu seiner Heimat Madfeld, die er über Allerheiligen wieder für einige Tage besuchen will. Das Schützenfest oder Karneval seien Pflichttermine. Kurios: Mit seinem Vater spielt er, wenn es die Zeit zulässt, bisweilen auch noch im Musikverein Madfeld „Darauf bin ich stolz“, sagt der 29-Jährige.

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Mirko Bortolotti feiert durch seine Leistungen in seinem Lamborghini Hurácan GT3 Evo II den Titelgewinn auf dem Hockenheimring. © Imago | Eberhard Krieger
Mario Schuhbauer aus Brilon-Madfeld ist Teamchef des Motorsport-Teams SSR Performance. Der Sauerländer holt mit seiner Mannschaft den Gesamtsieg in der DTM-Saison 2024.
Mario Schuhbauer (rechts) muss in seinem Job verschiedene Rollen erfüllen und ist bei den Rennen der DTM mittendrin. © WP | Gruppe C Photography

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