Olsberg/Berchtesgaden. Wolfram Schweizer ist dank eines Idols vor seiner Haustür vom Rennsport begeistert. Jetzt steht in Berchtesgaden etwas Besonderes an.

„Die deutschen Motorsport-Legenden Prinz Leopold von Bayern, Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck und Jochen Mass sind am Start – und ich bin mittendrin“, sagte Wolfram Schweizer. Er freut schon jetzt auf den „Internationalen Edelweiß-Bergpreis Roßfeld Berchtesgaden“, der vom 27. bis 29. September 2024 auf der Roßfeld-Panoramastraße in Berchtesgaden durchgeführt wird. Denn die Teilnahme des Kufen-Gurus aus dem Wintersport – hat einen besonderen Hintergrund.

Schweizer: Einheimisches Idol

Der 61-jährige Funktionstrainer Technik beim Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) betreut in den Wintermonaten die deutschen Skeleton-Athletinnen und -Athleten. Er widmet sich im Sommer seinem Hobby: dem Motorsport, besonders dem Bergrennsport. „Schon in frühen Kinderjahren hat mich der Motorsportbazillus infiziert“, erzählte Wolfram Schweizer und ergänzte: „Hier hatte ich mit Paul Becker, ebenfalls hier aus Wiemeringhausen, ein einheimisches Idol direkt vor meiner Haustür, und der hat mich auch zum Bergrennsport gebracht. Da waren regelmäßige Besuche bereits im Kindesalter mit sieben oder acht Jahren in seiner Werkstatt, wenn er an seinen Rennautos schraubte, vorprogrammiert.“

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Paul Becker war ein erfolgreicher „Bergfahrer“ und wurde mit dem besten Ergebnis seiner Motorsport-Karriere im Jahre 1973 deutscher Vize-Bergmeister in der Tourenwagen-Klasse bis 1.000 Kubikzentimeter auf einem von Spiess Motorsport in Ditzingen getunten NSU. Es folgten für Wolfram Schweizer im Laufe der Jahre unzählige Besuche bei nationalen und internationalen Bergrennen. Viele davon als „Schrauber“ bei verschiedenen Fahrern und bis heute einfach nur als Besucher aus Freude am Bergrennsport.

Schweizer: Ein Herzenswunsch

Im Jahr 2013 war es dann soweit und Wolfram Schweizer erfüllte sich einen Herzenswunsch: Der Wiemeringhauser kaufte einen Ford Mustang, Baujahr 1966, mit einer 4,7 Liter Maschine mit ca. 220 PS und dem seltenen 4-Gang-Schaltgetriebe. Bei dem Mustang handelt es sich um ein „Black Plate-Fahrzeug“. Das ist „quasi der Adelstitel für einen Ford Mustang und bedeutet, dass er vor seinem Import nach Deutschland ausschließlich in Kalifornien gefahren wurde“, berichtete Wolfram Schweizer stolz und fügte hinzu: „Bis zum heutigen Tage hat das Fahrzeug noch kein Salz auf den Straßen gesehen.“

Im Winter an der Bobbahn, im Sommer beim Motorsport: Wolfram Schweizer mit seinem Ford Mustang.
Im Winter an der Bobbahn, im Sommer beim Motorsport: Wolfram Schweizer mit seinem Ford Mustang. © Dietmar Reker | WP

Beim Kauf war das Auto fahrtüchtig mit deutscher Zulassung, aber noch unrestauriert. Das bedeutete für Wolfram Schweizer viel Arbeit. Die Restauration des Mustang hat über einen Zeitraum von zwei Jahren mit über 1.000 Arbeitsstunden gedauert. „Das habe ich natürlich nicht allein gemacht. Viele gute Menschen haben mir dabei unter die Arme gegriffen. Ich hatte ein Mega-Umfeld mit vielen Fachleuten in den verschiedensten Bereichen, die mir großartig geholfen haben“, berichtete der begeisterte Hobbykoch („Ich bilde mir ein, dass ich auch ganz gut koche“).

Rennen nur alle zwei Jahre

Der Internationale Roßfeld-Bergpreis wurde in den Jahren 1958 bis 1977 ausgetragen. Das auch international hochangesehene Bergrennen zählte als Lauf zur Europa-Bergmeisterschaft und in den 1960er-Jahren gar zur Sportwagen-Weltmeisterschaft. Heute wird der Edelweiß-Bergpreis im Zwei-Jahres-Rhythmus für faszinierende historische Sport-, Touren- und Rennwagen ausgetragen.

„Die Bewerbung, mit welchem Fahrzeug man teilnimmt, wird sehr genau geprüft und auch das Startgeld ist nicht ohne.“

Wolfram Schweizer

„Da kann man nicht so einfach mitfahren. Die Bewerbung, mit welchem Fahrzeug man teilnimmt, wird sehr genau geprüft und auch das Startgeld ist nicht ohne“, erklärte Wolfram Schweizer. Sein besonderer Dank geht an seine Beifahrerin Anja Selbach, heutige Bundesnachwuchstrainerin Skeleton und selbst 2010 Bronzemedaillengewinnerin im Skeleton bei den Olympischen Winterspielen in Vancouver.  „Auf Initiative von Anja habe ich von Trainern und Aktiven der Skeleton-Mannschaft des BSD den Start inklusive des Startgeldes zu meinem 60. Geburtstag geschenkt bekommen“, freute sich der Sauerländer Hobby-Motorsportler.

Schweizer: Akribische Vorbereitung

Seit einigen Wochen bereitet er sich akribisch auf seinen Start im Berchtesgadener Land vor. „Wenn ich etwas mache, dann mache ich es 105-prozentig. Ich habe ein selbstgedrehtes Video von der Strecke und lerne jede Kurve jetzt auswendig. Mit dem Olsberger Sven Strake nehme ich sogar einen eigenen Mechaniker mit nach Berchtesgaden“, erzählte der Wiemeringhauser über seine Vorbereitungen zum historischen Bergpreis in Berchtesgaden.

Der Bergpreis

1958 gab es das erste Bergrennen Roßfeld-Berchtesgaden. Das historische Rennen wird zum siebten Mal ausgetragen, der Höhenunterschied beträgt 548 Meter, die Strecke ist sechs Kilometer lang. Im Mittelpunkt des diesjährigen Bergpreises wird das Sonderthema „Die Rennwagen der Rennfahrerfamilie Stuck“ stehen. Dazu werden ca. 15 Rennwagen, die der legendäre „Bergkönig“ Hans Stuck bzw. sein Sohn Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck im Laufe der Jahrzehnte über Berg- und Rundstrecken pilotierten, erwartet

Auch wenn er sich sehr darauf freut, wird der Bergpreis von ihm nicht überbewertet: „Es ist halt kein richtiges Rennen, aber man halt die Gewissheit, dass einem in der nächsten Kurve niemand entgegen kommt.“ Gestartet wird bei den einzelnen Demonstrationsläufen im 30-Sekunden-Takt. Wolfram Schweizer gestand schmunzelnd: „Mein größtes Ziel ist es, einen vor mir gestarteten Konkurrenten mal zu überholen.“

So kennen viele Besucher der Bobbahn in Winterberg und viele Sportler Wolfram Schweizer. Im Winter begleitet er Skeleton-Piloten.
So kennen viele Besucher der Bobbahn in Winterberg und viele Sportler Wolfram Schweizer. Im Winter begleitet er Skeleton-Piloten. © Dietmar Reker | Dietmar Reker