Brilon. Vor dem Springturnier in Brilon ist die Krise der Deutschen Reiterlichen Vereinigung auch ein Thema. Vereinschef bezieht Stellung.
Das finanzielle Defizit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) für das Jahr 2023 fiel doppelt so hoch aus wie erwartet. Ihr Präsident Hans-Joachim Erbel und ihr Finanzkurator Gerhard Ziegler traten zurück – und nun wird auch der hauptamtliche Vorstandsvorsitzende Soenke Lauterbach den Verband verlassen. Vor dem Springturnier in Brilon an diesem Wochenende äußerte sich auf Nachfrage Eckhard Lohmann, Vorsitzender des RFV Brilon und Umgebung sowie Geschäftsführer des Kreisverbandes Pferdesport im Sauerland, zur Krise der FN.
Lohmann: Interne Krise
Herr Lohmann, die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) schreibt auf Grund einer finanziellen Schieflage aktuell keine guten Schlagzeilen. Nun kündigte auch Vorstandsvorsitzender Soenke Lauterbach seinen Abschied an. Wie nehmen Sie die Entwicklung wahr?
Eckhard Lohmann: Die Deutsche Reiterliche Vereinigung ist für uns und für alle Freunde der Pferde sehr wichtig. Zusammen mit den Reitvereinen, Kreis- und Landesverbänden wird durch die FN dafür Sorge getragen, dass der Umgang mit den Pferden als Teil unserer Kultur fachkundig geregelt und beständig fortentwickelt wird. Die derzeitige interne Krise ändert an dieser unverzichtbaren Bedeutung der FN nichts. Wir brauchen die FN als oberste Ebene unseres sehr gut funktionierenden Systems für unseren Reitsport mehr als je zuvor und haben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sowie ihrem Begründer und Ehrenpräsidenten Dieter Graf Landsberg-Velen sehr viel zu verdanken.
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Die Krise der FN erschüttert Ihr Vertrauen in den Verband offenbar nicht.
Die Krise ändert für uns nichts. Als Geschäftsführer und Breitensportbeauftragter unseres Kreisverbandes „Pferdesport im Sauerland“, der über den Landesverband mit Präsident Rudolph Herzog von Croy in der FN organisiert ist, vertrete ich da die gleiche Meinung wie als Vorsitzender unseres Reitvereins. „Korrekturen können nur in der Bewegung erfolgen“ gilt beim Reiten und „in der Ruhe liegt die Kraft“ ist ein wichtiger Leitsatz. Dies gilt es zu beachten. Ich bin sicher, dass unsere reiterlichen Vereinigungen auf allen Ebenen so ihre wichtigen Aufgaben weiter erfolgreich erfüllen.
Lohmann: Unrichtige, zerstörerische Argumente
Hätte Soenke Lauterbach früher Konsequenzen ziehen müssen?
Das ist für uns nicht entscheidend. Für den Pferdesport und besonders die Kultur der Partnerschaft Pferd und Mensch ist wichtig, dass wir unsere Ziele vereint und wirksam vertreten. Damit entsteht Verständnis dafür. Unrichtige, zerstörerische Argumente von Gegnern unserer schönen, stärkenden Beziehung zu unseren Pferden werden so entkräftet und unser Kulturgut wird erhalten bleiben sowie weiterentwickelt.
„ Kleine Fehler – im Verhältnis zum Gesamterfolg – dürfen uns nicht vom Ziel abbringen.“
Wieso stärkt die Beziehung zu Pferden einen Menschen?
Die Skala der Pferde- und Reitausbildung Losgelassenheit, Takt, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung ist wie auch Gleichgewicht und Ruhe aus dem Umgang Pferd-Mensch/Mensch-Pferd auf alles im Leben übertragbar. In jeder Krise helfen reiterliche Grundsätze weiter. Deshalb lieben wir unseren Umgang mit den Pferden so und halten dafür sehr gut organisiert zusammen. Kleine Fehler – im Verhältnis zum Gesamterfolg – dürfen uns nicht vom Ziel abbringen. Wir entwickeln gemeinsam weiter Schub und Tragkraft wie es die Deutsche Reiterliche Vereinigung seit ihrer Gründung 1968 durch Dieter Graf Landsberg erfolgreich tut.
Lohmann: Vereine haben es schwer
Wirken sich die Entwicklungen bei der FN auf den Kreisverband oder auf die Vereine aus?
Reitvereine, Kreisverbände, Landesverbände haben es wie die FN schwer, da eine ständig steigende Menge von unsachlichen Meinungen zum Thema die ruhige und sachliche Ausrichtung auf unsere wichtigen Ziele stört. Die Mitglieder und der Vorstand des Reit- und Fahrvereins Brilon und Umgebung stehen für ihre Pferdeleidenschaft zusammen. Der Pferdesport im Sauerland mit seiner Präsidentin Martina Freifrau von Weichs steht als Bindeglied zur FN genauso überzeugt hinter der alle verbindenden Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Beide Vorstände werden wie bisher, nur jetzt noch intensiver, ihre Ziele in und mit der FN verfolgen und deutlich machen.
Was erwarten Sie als Reit-Funktionär nun von den Verantwortlichen der FN?
Ich erwarte Information und Transparenz über die Vorfälle intern innerhalb der zuständigen Gremien – und Vorschläge zum Umgang damit.
M**-Springen als Höhepunkt
Das Springturnier des RFV Brilon startet an diesem Samstag, 20. Juli, um 8.30 Uhr auf der Reitanlage Volbracht mit einer Springpferdeprüfung der Klasse A*. Während der erste Tag mit einer Punktespringprüfung Klasse M* um 17.15 Uhr endet, schließt am Sonntag, 21. Juli, die Springprüfung Klasse M** mit Stechen ab 16.30 Uhr das Turnierwochenende. Mit Lara Dierkes, Katharina Holz, Stella Mahlmann, Maren Pickart, Hanna Rüther, Emma Sack, Livia Sack, Julia Senge, Lynn Willeke, Lena Schröder und Barbara Witthaut starten elf Reiterinnen des RFV Brilon beim eigenen Turnier.
Erschweren die Querelen im nationalen Verband auch die Durchführung von Turnieren oder sind sie zwischen den Prüfungen einfach nur Gesprächsstoff?
Das Dressurturnier Brilon, alle Turniere im Sauerland, Longines Balve Optimum und CHIO Aachen waren in 2024 trotz der allgemeinen Krisen erfolgreiche und nach außen stark wirkende Veranstaltungen. Verringerte Teilnehmerzahlen haben Gründe, die wir sorgfältig analysieren müssen. Nach dem erfolgreichen Dressurturnier mit unserem Vereinsmitglied Sophia Gerlach als Siegerin in der S*-Dressurprüfung freuen wir uns jetzt auf das Briloner Springturnier an diesem Wochenende.