Sundern-Langscheid. In der 2. Volleyball-Bundesliga Nord sorgt Aufsteiger RC Sorpesee für Furore. Teammanager Linus Tepe über den Erfolg und die Zukunft.
Er ist seit vielen Jahren einer der Macher des RC Sorpesee: Dr. Linus Tepe. Der 43-jährige Kreisdirektor, der in Nottuln lebt, ist trotz der Distanz immer nah beim Team, war lange Zeit Co-Trainer, wirkt nun aber als Teammanager vor allem im Hintergrund. Tepe zieht die Fäden, kümmert sich um neue und ebenso treue Förderer der Zweitliga-Volleyballerinnen und erklärt im Gespräch mit dieser Zeitung unter anderem, wieso der Aufsteiger derzeit so erfolgreich ist.
Herr Tepe, nach dem Sieg in Emlichheim ist der RC Sorpesee aktuell Tabellendritter der 2. Bundesliga Nord. Das ist sensationell gut, oder?
Linus Tepe: Oh ja, wir sind megahappy, dass wir nun kurz vor der Halbzeit da stehen, wo wir stehen. Aber: Es ist lediglich eine Momentaufnahme. Die Saison wird noch lang genug. Der Fokus liegt jetzt erst mal auf den beiden Heimspielen noch in diesem Jahr. Vor allem das Spiel gegen den USC Münster am 16. Dezember wird eine echte Standortbestimmung. Wir haben ja immer gesagt, dass wir uns in der neuen Liga reinfinden müssen. Offensichtlich ist uns das besser gelungen, als in der Theorie gedacht. Es zeigt sich: Die Wahrheit liegt auf dem Feld.
Was sind die Erfolgsrezepte in dieser Saison?
Das Team in Gänze! Wir erleben, dass unser Kader aus Erfahrung und frischem Wind genau richtig ist. Durch den erweiterten Kader mit unseren Nachwuchstalenten sind wir breit aufgestellt und können kleine Schwächephasen gut ausgleichen. Und: Mit Julian und Martin, Anne und Kevin haben wir einen Staff, der für die Mannschaft, für den Verein lebt und alles gibt – bei allen Belastungen außerhalb der Sporthalle. Nicht vergessen möchte ich unsere Fans der „Blauen Wand“. Sie geben mächtig Aufwind.
Sie sind vor allem für den Kontakt zum Verband und die Sponsoren-Akquise zuständig. Wie ist der RC Sorpesee aktuell in der 2. Bundesliga aufgestellt?
Wir merken, dass wir durch die steigenden Anforderungen der VBL für alles rund ums Feld personell an unsere Grenzen kommen. Daher wollen und müssen wir noch mehr für ein Engagement im Helferteam werben. Gleichzeitig bemühe ich mich, in den Gremien der Liga einen Weg hinzubekommen, bei denen es auch für kleine Standorte nicht unmöglich wird, das „Unternehmen 2. Liga“ in Angriff zu nehmen. Hard facts müssen sein. Aber wo etwas erfolgreich und gut mit Ehrenamt läuft, brauche ich keine Vorgabe zur Hauptamtlichkeit aus Berlin. Das muss auch in den Regeln der VBL seinen Widerhall finden. Wenn ich den Blick auf die anderen Teams richte, so sind wir vom Etat eher im unteren Bereich bis Mittelfeld angesiedelt. Bodenständig und effektiv.
Wie muss ein im Vergleich kleiner Verein wie der RCS kreativ vorgehen, um trotzdem in der 2. Liga so gut mithalten zu können?
Eine natürliche Grenze gibt es nicht, nach oben gibt es bei den Bankkonten keinen Deckel (lacht). Aber Spaß beiseite: Wir setzen auf langfristige Partnerschaften im Sponsoring, das gibt uns und den Sponsoren eine gute Perspektive. Und natürlich machen wir unser Angebot mit zunehmend guten Leistungen weiterhin attraktiver für das Engagement bestehender und auch neuer Sponsoren. Insoweit geht der sportliche Erfolg in den wirtschaftlichen Erfolg über. Unser Ansatz ist meines Erachtens ein großes Pfund: Denn trotz aller wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre haben uns die Sponsoren die Treue gehalten. Dafür sind wir unendlich dankbar, weil es uns ermöglicht, den Fokus auf die sportliche Weiterentwicklung zu setzen.
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Ein Blick zurück: Der RCS hat schon einige Jahre in der 2. Liga gespielt. Warum ist der Verein nun besser aufgestellt als früher?
Wir haben in den letzten Jahren sowohl im sportlichen Bereich als auch im Umfeld viel gelernt. Unsere Ausbildung der jungen Menschen ist noch systematischer geworden, wir haben engagierte Trainerinnen und Trainer im Nachwuchsbereich, die die sportliche und mentale Entwicklung toll voranbringen und so noch überzeugender die Mädels an die Spitze heranführen können.
Dann haben wir die Schnittstelle von 2. zur 1. Mannschaft optimiert. Und: Wir kommen dank der Unterstützung unserer Physio Anne Schmitz und ihrer präventiven Arbeit fast ohne Verletzungen aus. Und auch neben dem Feld haben wir bisweilen erst einmal viel Lehrgeld bezahlt. Dies hat sich stark verbessert: bessere Absprachen und klarere Verantwortlichkeiten, eingeübte Verfahrensabläufe und mehr tragen dazu bei, dass wir die Herausforderungen gut meistern.
Ein Blick nach vorn: Geht es jetzt darum, sich in der 2. Liga zu etablieren? Oder könnte perspektivisch betrachtet gar noch mehr gehen?
Primär gilt es, das Niveau zu halten und an den markanten Punkten weiterzuentwickeln. Unsere RCS-DNA – junge eigene Talente möglichst an die Spitze führen – bleibt unser Credo. Wir wollen uns keinen sportlichen Erfolg ein- oder erkaufen. Das hat auch etwas mit Identifikation in der Region zu tun. Bezüglich der nächsten Jahre habe ich die Herausforderungen schon angedeutet.
Solche Entscheidungen werden immer unter Berücksichtigung des Dreiklangs „Sportliche Perspektive – Finanzen – Umfeld“ getroffen. Und gerade beim Letzteren sehe ich stark wachsende Anforderungen der Liga, die uns aktuell überfordern würden, personell und finanziell. Aber: Wir leiden nicht unter ,Ausschließeritis‘.
Wie wird die Arbeit des RCS von anderen Vereinen und der Volleyball Bundesliga wahrgenommen?
Wir haben uns zu einer echten Marke entwickelt, die die Stadt und die Region repräsentiert. Sauerland ist auch Volleyball-Powerland! Das sieht man, um mal praktisch zu antworten, auch in der Arbeit in den Sozialen Medien. Unser „Digital-Team“ postet, was geht, macht auf uns und alle Mannschaften aufmerksam. Und: Viele sind begeistert und ein wenig neidisch, dass wir mit Eigengewächsen seit Jahren im deutschen Spitzenvolleyball aufschlagen. Das VBL-Center ist für uns stets ansprechbar und hilft auch kurzfristig aus. Ich glaube, dass ich sie manchmal mit meinen Ideen und Vorschlägen „nerve“, empfinde es aber als Teammanager auch als meine Aufgabe, den Blick für Vereine und Strukturen unterschiedlichster Art zu weiten.