Arnsberg-Hüsten. An diesem Samstag trifft das U17-Nationalteam im WM-Finale auf Frankreich. Die Karriere eines Spielers startete beim „Lidl“ in Hüsten.
Erdal Öczelep erinnert sich noch gut an diese Momente. „Das ist ein Top-Spieler, den wir im Grunde in Hüsten auf dem Lidl-Parkplatz entdeckt haben“, erzählt der Sportliche Leiter der Jugendabteilung des SV Hüsten 09. Allerdings spricht Öczelep nicht über einen Nachwuchsfußballer, der das Trikot der 09er trägt, sondern über einen, der sich an diesem Samstag (13 Uhr) anschickt, mit der deutschen U17-Nationalmannschaft Weltmeister zu werden.
Im Tor wie ein Panther
Mit neun Jahren begann Almugera Kabar seine fußballerische Laufbahn beim SV Hüsten. Anschließend kickte er drei Jahre für die 09er und wurde unter anderem von Öczelep trainiert. Der schloss Kabar mehr und mehr ins Herz und staunte bereits damals über die außergewöhnlichen Fähigkeiten des Talents. „Ob in Meisterschafts- oder Freundschaftsspielen, er hat immer seine Tore geschossen“, sagt Öczelep. Doch in erster Linie sei es dem jungen Hüstener auch um den Spaß am Fußball gegangen.
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„Ich weiß es noch ganz genau: Bei einem Karnevalsturnier in Bachum wollte er unbedingt ins Tor“, erzählt sein Mit-Entdecker. Alles gute Zureden habe nicht geholfen. „Er wollte zwischen die Pfosten, hielt wie ein Panther und wir sind wieder Erster geworden“, sagt Öczelep lachend. „Die ganze Halle hat geklatscht“, ergänzt er.
Weder BVB noch Schalke griffen zu
Weil es Almugera Kabar trotz einiger Bemühungen weder zu Borussia Dortmund noch in die Knappenschmiede des FC Schalke 04 schaffte, landete er bei der Hammer SpVg. „Ich habe damals sogar Kontakt zu Oliver Ruhnert, der zu der Zeit Chef der Jugendabteilung unseres Kooperationspartners war, gehabt“, verrät Öczelep. Da allerdings der offizielle Weg vom Verein aus nicht gegangen worden sei, sei aus einem Wechsel nach Gelsenkirchen nichts geworden.
An der Karriere, die Kabar in den folgenden Jahren machte, änderte das nichts. Denn im Sommer 2019 fand der heute 17-Jährige doch den Weg in die Jugend des Bundesligisten Borussia Dortmund. In diesem Sommer feierte der deutsche Jugendnationalspieler, der weiterhin in Arnsberg wohnt und auf dem Franz-Stock-Gymnasium sein Abitur macht, seinen bislang größten Erfolg in der noch jungen Karriere. Mit der U17-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes gewann er die Europameisterschaft. „Dabei war er früher nie in einer Kreisauswahl“, sagt Erdal Öczelep.
Spätestens dieser Triumph rückte den Linksverteidiger auch international ins Rampenlicht. Die Folge: Laut eines Berichts der „Bild“ wollte der FC Barcelona den Sauerländer in diesem Sommer verpflichten. Gespräche zwischen dem Spieler und den Verantwortlichen der Katalanen solle es gegeben haben, hieß es. Der Plan von Barcelona sei gewesen, Kabar zunächst bei der zweiten Mannschaft einzusetzen und ihn als Perspektiv-Spieler für die Profis einzuplanen.
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Laut „El Nacional“ war der FC Barcelona sogar zu drastischen Maßnahmen bereit. Man würde Spieler im Tausch für Kabar gen Dortmund ziehen lassen, wurde berichtet. Konkrete Namen nannte das Online-Portal allerdings nicht. Am Ende blieb Kabar ein Borusse und spielt beim BVB in der U17 sowie in der U19. Sein Vertrag läuft angeblich noch bis 2025.
Rassistische Kommentare
Während des Turniers in Indonesien waren unter einem Bild von Doppel-Torschütze Paris Brunner sowie dessen Dortmunder Klubkollegen Charles Herrmann und Almugera Kabar sowie von Fayssal Harchaoui (1. FC Köln) in sozialen Medien Hass-Kommentare veröffentlicht worden. „Rassistische Kommentare von ein paar Idioten werden wir nicht verhindern können, die gibt es leider auf der ganzen Welt. Ich glaube, dass Deutschland mittlerweile sehr stolz auf das Team ist“, sagte Bundestrainer Christian Wück dazu nach dem Halbfinalsieg im Elfmeterschießen am Dienstag gegen Argentinien. „Die Jungs geben ihr Herz für unser Land, sie sind alle in Deutschland geboren, sind alle stolz, mit dem Adler auf der Brust spielen zu dürfen. Das ist eine ganz große Ehre, und genau das merkt man“, sagte Wück.
Nach einer überstandenen Syndesmoseband-Verletzung greift er an diesem Samstag (13 Uhr) bei der Weltmeisterschaft in Indonesien mit der U17 des Bundestrainers Christian Wück im Finale gegen Frankreich - der Neuauflage des EM-Endspiels übrigens - nach dem WM-Titel. „Als wir im Juni die U17-Europameisterschaft gewonnen haben, hatten wir als Team ein klares Ziel vor Augen: Europameister zu werden“, sagte Kabar im Vorfeld der WM und ergänzte: „Für die WM habe ich mir vorgenommen, positive Energie auf den Platz zu bringen. Natürlich sind wir alle hier, um unser Bestes zu geben und in jedem Spiel als Sieger vom Platz zu gehen. Die inspirierende Erfahrung, Europameister zu werden, treibt uns auch heute noch an.“