Arnsberg-Oeventrop. In der Liga haben die Handballer der SG Ruhrtal bislang wenig zu lachen, aber in puncto Entertainment ragt der Klub dank eines Duos heraus.

Was den „großen“ Sport anbelangt, sticht „König Fußball“ alle anderen Mannschaftssportarten deutlich aus. Im Amateurbereich aber sieht das ganz anders aus. Insbesondere die Handballvereine wie die SG Ruhrtal können nicht über mangelnde Publikumsunterstützung klagen, herrscht in den hiesigen Hallen vor allem bei Derbys eine tolle Stimmung, sorgen Fangesänge und Trommler für eine mitreißende Atmosphäre. Und wenn dann auch noch ein engagierter Hallensprecher auf eine moderne Lautsprecheranlage zurückgreifen kann, ist die Grundlage für einen unterhaltsamen Abend gelegt.

Ruhrtal: Nicht nur sportlich aktiv

Verbandsliga-Aufsteiger SG Ruhrtal hatte zwar bis den ersehnten ersten Heimsieg in der neuen Umgebung wenig zu lachen, aber in puncto Entertainment sticht er seit Jahren heraus, weil er auf gleich zwei wortgewandte Stimmen setzen kann. Karl-Heinz („Kalli“) Wolf (58) und Karsten Schulte (55) kommt sogar Legendenstatus zu, weil sie in der Spielgemeinschaft nicht nur sportlich aktiv waren, sondern schon unzählige andere Aufgaben übernommen haben.

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Der gebürtige Attendorner Wolf verzog 1988 nach Oeventrop und konnte gleich in seiner ersten Saison als Linksaußen oder Mittelmann unter Trainer Norbert Genau für den Landesliga-Aufsteiger auf Torejagd gehen. Nach der sportlichen Karriere, die er erst mit 50 Jahren gänzlich ausklingen ließ, übernahm der gelernte Dreher diverse Trainertätigkeiten bei Damen und Herren, war außerdem zwölf Jahre lang Männerwart und so ganz nebenbei auch Schiedsrichter und hätte gerne höher als Landesliga gepfiffen. „Aber da war die Altersgrenze dagegen“, schildert Wolf, der als Hallensprecher die Nachfolge von Heinz Spies angetreten hatte und sich seinen Schiedsrichter-Partner Karsten Schulte als Verstärkung mit ans Mikrofon holte.

Tabellenlage keine Überraschung

„Die Tätigkeit macht Riesenspaß. Die Halle ist ja meist auch gut besucht, die Fans gehen richtig mit“, denkt „Kalli“ auch überhaupt nicht daran, den besten Platz in der engen Ruhrtalhalle abzugeben, wobei er sich, wenn Schulte nicht gerade mit seinem neuen Partner Jannis Bachen (Meschede) ein Punktspiel leitet, darauf beschränkt, für die passende musikalische Untermalung zu sorgen. Bei Heimspielen der Damen verzichtet Wolf auf seine Hallensprecher-Tätigkeit, sondern schaut seinen zum Landesliga-Stamm gehörenden Töchtern Sina und Hannah zu.

Die SG Ruhrtal feiert im Heimspiel gegen die SGSH Dragons II ihren ersten Sieg in der Handball-Verbandsliga.
Die SG Ruhrtal feiert im Heimspiel gegen die SGSH Dragons II ihren ersten Sieg in der Handball-Verbandsliga. © FRANZ-JOSEF MOLITOR

Der aus Freienohl stammende Kaufmann Karsten Schulte hat ebenfalls eine pralle Handballer-Laufbahn hinter sich, schaffte es als Jugendlicher, nachdem er von der Torwartposition an den Kreis oder den Spielaufbau gewechselt war, sogar in die Kreisauswahl. Für ihn war der Landesliga-Aufstieg 1988/89 neben dem Gastspiel von Roter Stern Belgrad das größte Highlight der aktiven Laufbahn, die übrigens noch anhält, denn der drahtige Schulte kommt weiterhin in der dritten Mannschaft zum Zuge. Fast müßig zu erwähnen, dass auch er ganz früh Funktionärstätigkeiten bis hin zum Freienohler Abteilungsvorsitz übernahm, als Trainer bei der A-Jugend und Herren-Reserve einsprang, bei der sein Sohn Julius aktuell Stammkraft ist.

Ruhrtal: Dorfverein im besten Sinne

Schulte sieht die SGR als Dorfverein im besten Sinne, wo Begeisterungsfähigkeit, Emotionen und ein extremes Wir-Gefühl dafür sorgen, dass die Leidenschaft für die SGR nicht versiegt und es auch nicht an Funktionärs-Nachwuchs mangelt. Dass die Herren erst mit zwei Punkten dastehen, kommt für ihn nicht überraschend.

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„Wir sind ja ein echter Aufsteiger, bei uns hat keiner Verbandsliga-Erfahrung, aber wir treffen reihenweise auf Gegner, die Oberliga-Luft geschnuppert haben. Aufgrund des Verletzungspechs waren wir fast in jedem Match Außenseiter“, sagt er. Wolf und Schulte werden aber bei aller gebotenen Fairness jedem Gast gegenüber alles geben, damit die eigenen Fans ihre Lieblinge zu weiteren Heimsiegen anfeuern können.