Winterberg. Star-Rennrodlerin Natalie Geisenberger hat ihre Laufbahn beendet. Wie sich das auf die Pläne von Cheyenne Rosenthal (BSC Winterberg) auswirkt.
Die Umgebung ist alles andere als winterlich. Die Wellen des Mittelmeeres plätschern an den Sandstrand, die Säule des Thermometers dürfte auch in den kommenden Tagen gen 30 Grad klettern – und doch drehen sich Cheyenne Rosenthals Gedanken auch während der Woche im „Club der Besten“ der Deutschen Sporthilfe im Aldiana Club Calabria in Italien um das Rennrodeln. Das – nicht unerwartet – verkündete Karriereende der deutschen Star-Rennrodlerin Natalie Geisenberger wirkt sich schließlich auf die Zukunftspläne der Winterbergerin aus.
So begründet Geisenberger ihr Karriereende
„Ich möchte nicht nur aufhören, wenn es am schönsten ist, vor allem möchte ich bleiben, WO es am schönsten ist. Zuhause bei meiner Familie!“ Unter anderem mit diesen Worten verkündete die mittlerweile zweifache Mutter Geisenberger das Ende ihrer Karriere im Rennrodeln, während der die 35-Jährige neben unzähligen anderen Erfolgen unter anderem sechs olympische Goldmedaillen gewann.
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„Für mich ist der genau richtige Moment gekommen zu sagen: Danke, das war’s“, sagte die Miesbacherin, die bei ihrem nun letzten Auftritt als Rennrodlerin in der Veltins-EisArena in Winterberg beim Weltcup im Januar 2022 den zweiten Platz belegte. „Es ist nicht unbedingt meine Lieblingsbahn, ja. Es ist jedes Jahr so, dass ich, ich will nicht sagen Angst, aber großen Respekt vor der Bahn habe. Obwohl sie zu den leichteren Bahnen zählt, ist sie für mich eine der schwersten“, erklärte Geisenberger mal über den Eiskanal im Hochsauerland, in dem sie aber auch Siege feierte.
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Für Cheyenne Rosenthal – war es das noch lange nicht. Die 23-jährige Athletin des BSC Winterberg ist gemeinsam mit Jessica Degenhardt zwar schon zweifache Weltmeisterin im Doppelsitzer, sie steht aber weiterhin am Beginn ihrer Karriere. Nach einer Weltcupsaison im Doppelsitzer will sich Rosenthal in diesem Winter auch für den Weltcup im Einzelsitzer empfehlen.
Der endgültige Rücktritt Geisenbergers sowie der Wechsel weg vom Einsitzer von Dajana Eitberger, die sich ausschließlich auf den Doppelsitzer konzentrieren möchte, spielen Rosenthal bei diesem Vorhaben in die Karten. „Der Kampf um den vierten Weltcupplatz ist eröffnet“, sagte Hans-Jürgen Köhne, neuer Vorsitzender des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV), auf Nachfrage dieser Zeitung.
In der vergangenen Saison vertraten Julia Taubitz, Anna Berreiter und Merle Fraebel den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) neben Eitberger erfolgreich im Weltcup. Heißt: Mindestens der vierte Platz ist vakant, ob die erst 20-jährige Fraebel erneut eine so konstante Leistung wie in der vergangenen Saison abliefern kann, muss abgewartet werden.
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„Ich würde Cheyenne empfehlen, zweigleisig zu fahren“, sagte Köhne, zumal der Olympia-Start 2026 im Doppelsitzer trotz der beiden Weltmeistertitel nicht selbstverständlich sei. „Es wird bei den Olympischen Winterspielen nur einen Platz im Doppelsitzer für Deutschland geben. Diesen zu holen, wird gegen ein Doppel mit einer so erfahrenen Rodlerin wie Dajana Eitberger mit Sicherheit hart“, erklärte er.
Internationale Beispiele
Der Verbandschef traut Rosenthal die mögliche Doppelbelastung einer Saison im Einsitzer sowie im Doppelsitzer zu. „Es gibt ja internationale Konkurrenz, die das auch macht“, sagte er und verwies auf den im Einzel erfolgreichen Österreicher Wolfgang Kindl, der zukünftig zudem ein Doppel mit Thomas Steu bildet. Die US-Amerikanerinnen Summer Britcher und Emily Sweeny fuhren bereits im vergangenen Weltcup zweigleisig.
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In welche Richtung sich Rosenthals Rennrodel-Karriere vorerst entwickeln wird, wird sich ab November in den so genannten Selektionen, also den Qualifikationsrennen für das Weltcup-Team, zeigen. „Die Frage ist ja auch, welche Nachwuchspilotinnen vielleicht nachrücken, oder ob nun auch Jessica Degenhardt wieder versuchen wird, im Einsitzer in den Weltcup zu kommen“, sagte Köhne.
Dieses Thema können Rosenthal und Degenhardt ganz aktuell besprechen – am Pool oder Strand liegend mit Blick aufs Meer.