Marsberg-Giershagen. Es ist ein kleiner Traum, der für Dressurreiterin Sophia Gerlach (Brilon) aktuell in Erfüllung geht. Warum sie bei der DM in München startet.
Wenn Heidi das wüsste, würde sie ihren Kopf vielleicht ein wenig höher halten, schnauben und den Schweif etwas anheben – kurzum: Sie würde vor lauter Stolz platzen. Heidi – war das Pony, auf dem Sophia Gerlach vor mittlerweile gut 18 Jahren zum ersten Mal in einem Sattel saß. „Sie war schon frech“, sagt die 21-jährige Gerlach schmunzelnd über Heidi und ergänzt: „Aber dadurch habe ich gelernt, sitzen zu bleiben.“ Denn obwohl Sophia Gerlach zu den besten Dressurreiterinnen der Region gehört und ab diesem Donnerstag bei der Deutschen Meisterschaft der Jungen Reiter in München startet, fordert sie ihr aktueller Vierbeiner immer wieder heraus.
Besondere Beziehung
„Man benötigt für ihn schon eine Bedienungsanleitung“, sagt Sophia Gerlach über ihren neunjährigen Amaru F, mit dem sie bei der Westfälischen Meisterschaft der Jungen Reiter allerdings den viel bejubelten zweiten Platz erreichte. Die für den RFV Brilon und Umgebung startende Reiterin kennt die Bedienungsanleitung für Amaru F eben nicht nur, sie schrieb und schreibt an ihr mit. „Er ist selbst gezogen und ausgebildet“, erklärt sie – was die Erfolgsgeschichte des Paares noch besonderer macht.
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Sophia Gerlachs Karriere im Sattel startete klassisch. Mit Heidi, und mit anderen Pferden auf dem Hof der Familie im Marsberger Ortsteil Giershagen. „Meine Mama hat geritten, mein Opa auch“, erzählt die Westfälische Vizemeisterin. Sie versuchte sich anfangs als Springreiterin, „aber mein Herz hat sich für die Dressur entschieden“. Dieser Entwicklungsprozess, den Pferden die verschiedenen Lektionen beizubringen, reize sie. „Man sieht, wie man sich mit den Pferden weiterentwickelt. Das macht mir Spaß“, sagt Sophia Gerlach.
Gerlach übertrifft sich selbst
Trotz des überraschenden Erfolges bei der Westfälischen Meisterschaft ist auch der Entwicklungsprozess bei Gerlach und Amaru F längst nicht abgeschlossen. Der Bedienungsanleitung brachten die Titelkämpfe weitere Kapitel. „Er war am ersten Tag vom Viereck irritiert“, erzählt Gerlach von der Premiere in einem „echten“ Dressurviereck mit Blumentöpfen an den Umrandungen. Am zweiten Tag gelang die Pirouette nicht perfekt, und am dritten klappte bei der ersten Wettbewerbs-Kür des Paares das Einreiten und Halten nicht. „Er ist rückwärts gegangen“, sagt Gerlach.
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Dennoch durfte die Sauerländerin, die Sport und Deutsch auf Lehramt studiert, am Ende über Silber jubeln. „Ich wollte ordentliche Runden zeigen und habe meine Erwartungen übertroffen“, erklärt Gerlach, die bei Katharina Hemmer trainiert. Bereits nach der erreichten Qualifikation zur Westfälischen Meisterschaft sei sie „geflasht“ gewesen, „die Vizemeisterschaft war dann der Wahnsinn“.
Der nächste Schritt
Auf S-Niveau sind Sophia Gerlach und Amaru F bereits seit einiger Zeit bei Turnieren unterwegs, doch zukünftig sollen höhere Anforderungen gemeistert werden. „Ein Start bei der Deutschen Meisterschaft in Balve wäre natürlich irgendwann ein Traum. Aber für das nächste oder übernächste Jahr haben wir uns erstmal vorgenommen, Amaru an die U25-Tour heranzuführen“, sagt Sophia Gerlach. Piaffe und Passage muss ihr Neunjähriger dafür präsentieren. Bis diese säßen, könne ein Jahr vergehen. „Oder es klappt erst in zwei Jahren. Aber wir haben ja Zeit, wir sind ja noch jung“, erzählt Sophia Gerlach.
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Aktuell gilt die volle Konzentration ohnehin der DM in München. „Ich habe mich tierisch gefreut, als wir nominiert worden sind“, erzählt die Sauerländerin. Heidi – hätte vermutlich ihre Freude mit einem lauten Wiehern ausgedrückt.