Arnsberg-Neheim. Zeitungsmitarbeiter trifft auf Profi-Minigolferin: Im Duell auf der Anlage des MSK Neheim-Hüsten werden Unterschiede deutlich. Unsere Reportage.
Sie ist 24 Jahre jung, Lehramtsstudentin und in ihrer Freizeit spielt sie am liebsten Minigolf – allerdings auf absolut professioneller und höchster Ebene. Bei ihrem langjährigen Heimatverein, dem Minigolf-Sport-Klub (MSK) Neheim-Hüsten, zählt Michaela Krane derzeit zu den erfolgreichsten und schillerndsten Spielerinnen in der Bundesliga-Frauen-Mannschaft. Seit diesem Jahr gehört sie sogar der Nationalmannschaft der deutschen Minigolferinnen an. Lokalsport-Mitarbeiter Georg Giannakis hat sich mit der Spitzenspielerin zu einem Gespräch und einer gleichzeitigen Partie Minigolf getroffen.
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Man könnte gewiss von Übermut sprechen, wenn man sich als waschechter Laie zu einem sportlichen Schlagabtausch mit einer gestandenen und hochgradig erfolgreichen Profi-Akteurin im Minigolf trifft. Der journalistische Drang jedoch, auf dieser durchweg praxisbezogenen Art und Weise mehr über die Person Michaela Krane, über ihre Stärken als Spielerin sowie über Minigolf als Leistungssport in Erfahrung zu bringen, ist bedeutend größer als die Sorge, sich zu „blamieren“.
Ideale Witterungsbedingungen umrahmen den Duell-Reigen auf den jeweiligen Minigolf-Bahnen der schmucken Anlage des MSK Neheim-Hüsten. Doch eitel Sonnenschein herrscht zuweilen nur vor Spielbeginn. „Wenn ich Minigolf spiele, habe ich einen Pulsschlag von 130, bin hochkonzentriert und gedanklich in einem Tunnel“, redet Michaela Krane nicht lange um den heißen Brei herum. „Aber keine Sorge, es ist ja kein Meisterschafts- oder Turnierspiel“, fügt sie sogleich einen weiteren Satz hinzu der für mich wieder versöhnlicher und beruhigender klingt.
Neheim: volle Konzentration beim Spielen
Menschlicher, ja, aber keineswegs und nicht im Geringsten spielschwächer macht diese Äußerung die seit Kindesbeinen aktive Minigolferin. „Ich habe noch Windeln getragen, da war ich hier oben schon ganz oft beim Minigolfen mit meiner Familie dabei. Mein Vater hat schon beim MSK gespielt und war mit der ersten Herren-Mannschaft in der 2. Bundesliga aktiv, meine Mutter spielte lange Zeit in der Frauen-Mannschaft, und meine jüngere Schwester ist heute sogar meine Teamkameradin“, erklärt sie.
Ihre bemerkenswerte Laufbahn als Minigolferin verknüpft Michaela Krane daher stets mit vielen tollen Kindheitserinnerungen. Eine „ganz enge und freundschaftliche Verbindung“, sagt Krane, sei im Laufe der Zeit zwischen ihr und dem MSK entstanden. Ein letztes Mal lässt die Profi-Sportlerin ihre freudestrahlenden Blicke über die idyllische und professionell ausgestattete Anlage schweifen – dann geht es endlich los.
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Ausgerüstet mit einem 84,5 Zentimeter langen Profi-Minigolfschläger wird die Wettkampf-Zone betreten. „Auf Wettbewerben dauert so ein Spiel über 18 Bahnen meist einen halben Tag. Da benötigt man schon ordentlich viel Ausdauer und muss zudem stressresistent sein. Man wird mental wie auch physisch gefordert“, wirft die erfahrene Spitzenspielerin ein. Ein Zwölf-Stunden-Match liegt aber diesmal nicht an – so viel sein an dieser Stelle schon verraten.
Das Duell des möglichst präzisen und mittels entsprechender Technik filigranen Einlochens beginnt an Bahn eins. „Diese Bahn hat ein leichtes Gefälle. Man muss den Ball an einen bestimmten Punkt der zum Gefälle gegenseitig verlaufenden Bahnbande spielen – und das mit einer exakten Schlaggeschwindigkeit. Erst so rollt der Ball möglichst nah in Richtung Loch“, erläutert die 24-Jährige und macht es vor, wie es geht. Michaela Krane nimmt Körperhaltung ein, stellt ihre Füße schulterbreit und parallel auseinander und positioniert den Schläger zum Ball. Mit nur einem Schlag wird das kleine runde Objekt durch ein zuvor perfekt auserkorenes und zielführendes Bandenspiel maßvoll in das Loch befördert – ein Ass. Die Messlatte für mich hängt gleich am Anfang schon gewaltig hoch. Drei Mal hintereinander probiere ich mein „Glück“. Erst nach drei Schlägen in Folge loche ich ein.
Verbesserungen ab Bahn drei
Ein ähnliches Bild zeichnet sich unmittelbar danach auch auf Bahn zwei ab. Die Profi-Akteurin macht hier ebenfalls kurzen Prozess. Durchweg ästhetisch, beinahe kunstvoll, locht sie wiederum gekonnt ein. „Du musst den Schlag lockerer ausführen, nicht so verkrampft sein. Den Oberkörper mehr nach vorne richten und die Beine ein bisschen federn lassen. Und dann mit ruhiger Atmung und mit Gefühl den Ball schlagen“, spricht die Deutsche Meisterschafts- und Jugend-Weltmeisterschaftsteilnehmerin sowie Jugend-Goldmedaillengewinnerin aus dem Jahr 2018 sogleich Mut zu.
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Auf Bahn drei scheinen die Ratschläge dann tatsächlich Wirkung zu entfalten. Der Versuch, den Ball durch einen schmalen Tunnel zu spielen, der von dort aus in ein schneckenförmiges Trichtersystem fällt und durch eine zweite Öffnung den Weg in Richtung Loch finden soll, gelingt prompt. Mit einem Schlag findet der Ball den Weg zum Ziel – ein Ass. Überglücklich strecke ich meine Arme in die Höhe. „War echt super. Andere Anfänger brauchen dafür einige Schläge mehr, um den Ball erstmal durch die Tunnelöffnung zu bekommen. Sehr gut, weiter so“, lobt mich Krane.
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Nun ist die Begeisterung fürs Minigolfen auch bei mir endgültig entfacht. Motiviert nehme ich auf den beiden nachfolgenden Bahnen einmal mehr die Herausforderung an. Aber sehr rasch werde ich von der Top-Spielerin wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Irgendwann genügt’s dann, das Ende einer noch nicht vollständig ausgespielten Partie wird eingeläutet. „Man hat gemerkt, wie forciert man bei der Sache sein muss. Und das ganze über mehrere Stunden am Stück hinweg und beispielsweise je nach Team- und Einzelwertung über mehrere Tage“, betont Michaela Krane.
Michaela Krane: Mit der Nationalmannschaft zur WM im Minigolf
Eigens für dieses besondere Freundschaftsspiel ist sie in den schwarz-weißen Trainingsanzug der Nationalmannschaft der Deutschen Minigolferinnen geschlüpft und trägt mit großem Stolz den Bundesadler auf der linken Brustseite ihres Team-Dresses. „Es ist eine große Ehre für die Frauen-Nationalmannschaft spielen zu dürfen. Vom 22. bis 26. August sind wir bei der Weltmeisterschaft in Schweden dabei. Das wird eine spezielle Herausforderung werden“, freut sich die Sportlerin aus dem Sauerland auf das Großevent in Uppsala nahe der Hauptstadt Stockholm. Ein zweitägiger Mannschafts-Wettbewerb über acht Runden, eine Einzelmeisterschaft, ein Mixed-Wettbewerb sowie ein Wettkampf im K.o.-System stehen dort für sie und ihre Mitstreiterinnen der Deutschen Nationalmannschaft an.
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Unterdessen geht für mich ein ereignisreicher und höchst lehrreicher Nachmittag schließlich zu Ende. Diese Partie hat sehr viel Spaß bereitet – das Ganze war eine einmalige Erfahrung. Nur gut, dass ich Minigolfschläger und Ball wieder gegen Fotokamera und Notizblock eintauschen darf. Mit diesen komme ich eindeutig besser zurecht.