Arnsberg-Oeventrop. Mathis Rapude ist erst 25 Jahre jung, aber in seiner ersten Saison als Trainer. Er spricht über die SG Ruhrtal II, Bezirksliga und Emotionalität.

Selbst ein Messgerät hätte am vergangenen Samstagnachmittag seine liebe Mühe gehabt, den Puls von Mathis Rapude richtig anzuzeigen. Der Coach der Kreisliga-Handballer der SG Ruhrtal II gestikulierte wild, schlug mit den Händen gegen die Hallenwand und brüllte seiner Mannschaft fast über die gesamte Spielzeit Anweisungen auf das Feld. Geholfen hat es am Ende aber gar nichts. Das Derby gegen den TSV Bigge-Olsberg ging wie bereits berichtet mit 34:35 (18:19) verloren. Nachdem der 25-jährige Bankkaufmann wieder auf Normaltemperatur war, bat ihn die Sauerlandsportredaktion in der Ruhrtalhalle noch zum Interview.

Herr Rapude, kommt es eigentlich häufiger vor, dass Sie sich während den Spielen emotional so sehr im roten Drehzahlbereich befinden?

Mathis Rapude: Es gehört manchmal halt dazu, dass man der Situation entsprechend auch mal lauter werden muss (schmunzelt). Du steht als Trainer einfach ständig unter Strom. Aber im Normalfall versuche ich schon, konstruktiv an die Sache heranzugehen und der Mannschaft in Ruhe Dinge zu vermitteln.

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Das war gegen den TSV Bigge-Olsberg allerdings nicht möglich. Was ärgert Sie denn nach den intensiven 60 Minuten mehr: Die Derby-Niederlage oder die verpasste Chance, die Vizemeisterschaft bereits klarzumachen?

Klar, du möchtest immer ein Derby gewinnen. Mich ärgert vor allem die Art und Weise, wie wir diese Partie verloren haben. Das war einfach unnötig und bitter. Wir sind nicht an unser normales Leistungspensum gegangen. Im Endeffekt ist aber nichts passiert. Wir können weiterhin aus eigener Kraft den zweiten Tabellenplatz erreichen.

Schieben wir das Derby nun mal beiseite. Sind Sie mit der Saison und der Entwicklung Ihrer Mannschaft zufrieden? Schließlich stotterte der SG-Motor anfangs doch sehr.

Christopher Steinke versucht sich im Derby zwischen der SG Ruhrtal II und dem TSV Bigge-Olsberg durchzusetzen.
Christopher Steinke versucht sich im Derby zwischen der SG Ruhrtal II und dem TSV Bigge-Olsberg durchzusetzen. © Fabian Ampezzan

Ich bin sehr zufrieden mit der Entwicklung meiner Mannschaft. Vor der Saison hätte es uns keiner zugetraut, so stark drauf zu sein und auf Platz zwei zu stehen. Wir hatten zunächst ziemliche Schwankungen und schlechte Phasen in unserem Spiel. Diese haben wir minimiert, uns spielerisch verbessert und verteidigen zudem besser. Die Jungs haben allerdings auch einen Glauben entwickelt. Sie glauben an sich und das große Ganze. Das zeigt beispielsweise der Sieg in Halingen, wo wir einen Sieben-Tore-Rückstand aufgeholt haben. Daher stehen wir in der Tabelle zurecht dort, wo wir sind.

Ist ein Aufstieg in die Bezirksliga mittelfristig ein realistisches Ziel?

Diese Frage habe ich schon öfter gestellt bekommen. Man sollte so etwas erst einmal nicht als Ziel ausrufen. Angesichts der Tatsche, dass mit den Bezirksliga-Absteigern HV Sundern und TV Wickede zwei starke Teams in die Kreisliga kommen, sollte es unser Bestreben sein, das zu bestätigen, was wir in dieser Saison gezeigt haben. Es reicht nicht, nur ein gutes Jahr zu haben.

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Sie sind seit vergangenem Sommer erstmals als Trainer aktiv. Wie haben Sie Ihr erstes Jahr an der Seitenlinie empfunden?

Zugegeben habe ich im vergangenen Jahr zunächst lange überlegt, als man mich gefragt hat, ob ich die Mannschaft übernehmen möchte. Schließlich sind viele Spieler in meinem Alter und mit einigen habe ich auch selber noch zusammengespielt. Da geht einem schon durch den Kopf: „Wird das funktionieren?“ Doch diese Befürchtungen sind überhaupt nicht eingetreten. Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Die Zusammenarbeit mit den Jungs trägt Früchte und macht mir sehr viel Spaß. Es passt einfach alles.

Sie mussten aufgrund einer Hüft-Operation Ihre Spielerlaufbahn früh beenden. Mal Hand auf’s Herz: Fühlen Sie sich schon als Vollbluttrainer oder kommt bei Ihnen doch hin und wieder noch der Spieler durch?

Ich würde es mal so beschreiben: Es ist mit Sicherheit nicht schlecht, wenn man als Trainer auch selber Praxiserfahrung auf dem Spielfeld gesammelt hat (lacht). Aber im Ernst: Ich fühle mich in meiner neuen Rolle an der Seitenlinie schon ganz wohl.

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