Eslohe-Wenholthausen. Oliver Ollesch galt als einer der besten Leichtathleten des LAC Veltins Hochsauerland – dann beendete er seine Karriere. Darum ist er nun zurück:

Rumms! Diese Nachricht sorgte damals für Aufsehen in der heimischen Leichtathletik: Ende August 2020, mitten im ersten „Corona-Sommer“, verkündete der so talentierte Sprinter Oliver Ollesch im Gespräch mit dieser Zeitung das Ende seiner Laufbahn im Leistungssport. Er habe sich dazu entschieden, „meine Karriere schweren Herzens zu beenden“, sagte er: „Im Leben muss man eben öfter schwierige Entscheidungen treffen.“ Zweieinhalb Jahre später mischt Ollesch wieder mit und will seiner Karriere neuen Schwung verleihen. Es ist der Rücktritt vom Rücktritt, und der mittlerweile 23-Jährige ist froh, dass es so gekommen ist.

Wieso Oliver Ollesch als so talentiert gilt

Rückblick: Im Sommer 2020 galt der Athlet des TSV RW Wenholthausen als eines der absoluten Top-Talente der Sauerländer Leichtathletik und des LAC Veltins Hochsauerland. Sein dritter Platz bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2018 in Rostock war Olleschs damals größter Erfolg. Zudem feierte der Sauerländer mehrfach den Titel des NRW-Meisters sowie des Westfälischen Meisters über 400 Meter.

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Mit seinem Förderer, LAC-Coach Reiner Geinitz, trainierte Oliver Ollesch bis zu zehn Mal pro Woche, teilweise bis zu zweieinhalb Stunden pro Einheit. „Jede Einheit war hart und mit viel Schweiß verbunden“, erklärte er damals. Schwere Monate, in denen Ollesch insbesondere ein Achillessehnenanriss ausgerechnet zu einem bisherigen Höhepunkt seiner Karriere, dem Endlauf über 400 Meter bei den Deutschen U23-Meisterschaften in Wetzlar, ereilte und ihn die folgenden Monate außer Gefecht setzte, mehrten die Zweifel daran, ob er in diesem Umfang weitermachen wollte.

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Der Traum von der Teilnahme an der U23-Europameisterschaft platzte verletzungsbedingt – es waren fortwährende gesundheitliche Probleme, die ihm die Motivation raubten, sagte Ollesch nun im Rückblick. „Zudem habe ich mich entschieden, mein Duales Studium aufzunehmen. Ich wusste, dass ich diesen Trainingsumfang dann nicht mehr erbringen kann. Die andauernden Verletzungen haben mir einfach auch die Freude am Sport genommen“, erklärte er.

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Zuvor hatte Ollesch starke Leistungen erbracht. Über 100 Meter steht eine Zeit von 10,76 Sekunden in seiner persönlichen Bestenliste, über 200 m lief er 21,55 Sekunden und über 400 m, seine Paradestrecke, liegt seine Bestzeit bei 47,29 Sekunden. „Ich konnte nicht mehr dieselben Leistungen liefern“, sagte Ollesch. Dieses spezielle Gefühl, den ihm nur ein Wettkampf liefert, fehlte ihm aber. Und zwar: sehr. „Ich wusste, dass ich mehr Potenzial habe. Ich wollte mein Talent nicht verschwenden und weiß nicht, ob ich das nicht später bereut hätte“, bekannte Ollesch.

Eslohe: Neuorganisation und neue Motivation

Der Sauerländer nahm also gewissermaßen einen Cut vor: Ollesch organisierte sich im Studium neu, gestaltete sich selbst neue Trainingspläne. „Das war eine Herausforderung, aber ich wollte das unbedingt schaffen“, sagte er. Der Ertrag dieser Bemühungen wurde im vergangenen Jahr durchaus ersichtlich: Der Sauerländer Sprinter verbesserte sich über 100 Meter auf die Zeit von 10,76 Sekunden – und schöpfte dadurch neue Motivation.

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Leistungen wie diese seien zwar nicht vergleichbar mit dem, was früher möglich gewesen sei mit noch mehr Aufwand, zufrieden sei er dennoch. Der Aufwand, den er für sein Studium betreibe, müsse eben Vorrang haben – gleichwohl soll die Leichtathletik auf gehobenem Wettkampfniveau weiterhin eine feste Rolle in seinem Alltag einnehmen. „Für die neue Saison habe ich mir einige kleine Ziele gesetzt“, sagte Oliver Ollesch, dem vor allem die 400 Meter liegen. Bei den NRW-Landesmeisterschaften wolle er „eine vordere Platzierung erreichen und vielleicht die Norm für die Deutsche Meisterschaft schaffen“. Die Ziele mögen kleiner geworden sein – doch für die Leichtathletik brennt Oliver Ollesch nach wie vor.