Marsberg-Erlinghausen. „Aki“ Watzke hört als Vorsitzender von RW Erlinghausen auf. Er spricht über die vergangenen 28 Jahre, die Ära Watzke – und stellt eins klar.

Seit 1995 ist Hans-Joachim „Aki“ Watzke Vorsitzender von Rot-Weiß Erlinghausen. Am Sonntag endet bei der Generalversammlung des Klubs, dessen erste Mannschaft in der Fußball-Landesliga spielt, eine Ära – denn Watzke hört nach 28 Jahren auf. Diese Zeitung sprach mit dem 63-jährigen Geschäftsführer von Borussia Dortmund. Der Sauerländer erinnert sich an Highlights und räumt mit einem Gerücht bezüglich RWE auf.

Watzke äußerst einflussreich

Watzke ist neben der verantwortungsvollen Position beim Bundesligisten auch noch DFB-Vizepräsident, Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußballliga, deutscher Vertreter im Vorstand der europäischen Klubvereinigung und Abgesandter des DFB bei der UEFA. Er gilt als die einflussreichste Person im deutschen Fußball. Für sein Engagement gegen Antisemitismus erhielt der Sauerländer 2022 die Josef-Neuberger-Medaille.

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Herr Watzke, wie fällt Ihre große RWE-Bilanz aus?

Hans-Joachim Watzke: Beim Blick in den Rückspiegel ist einem erst klar, was bei Rot-Weiß Erlinghausen in den letzten 28 Jahren entstanden ist. In dieser Zeit haben wir eine für einen Dorfklub hervorragende Infrastruktur geschaffen: statt dem alten Aschenplatz einen super Kunstrasenplatz der höchsten Qualität, ein Klubhaus, bei dem die Mitglieder 14.000 Stunden unentgeltlich gearbeitet haben. Die Tribüne dazu, großartig. Sportlich war es ebenfalls außergewöhnlich. Wir haben uns in diesen Jahren als absolute Top-Mannschaft im Sauerland etabliert. Mehrere Aufstiege, etliche Kreispokalsiege und nun klopfen wir aktuell wieder ans Tor der Westfalenliga an.

Blicken Sie mit Wehmut auf die Zeit als Vorsitzender bei Ihrem Heimatverein zurück?

Einflussreiche Männer bei RW Erlinghausen: (v.li.) „Aki“ Watzke, Olcay Eryegin und Hermann Gerlach.
Einflussreiche Männer bei RW Erlinghausen: (v.li.) „Aki“ Watzke, Olcay Eryegin und Hermann Gerlach. © WP

Ich blicke mit Stolz und Dankbarkeit zurück. Stolz auf das gemeinsam Erreichte und Dankbarkeit für die großartige Geschlossenheit in Vorstand und Verein. Aber es war einfach an der Zeit, den Stab weiter zu geben, so wie es mein Vater 1995 mit mir auch gemacht hat. Mein Vater ist 1962 Vorsitzender geworden, das sind zusammen 61 Jahre.

Was ist während dieser Zeit alles geschaffen worden?

Ich habe es eingangs schon erwähnt. Eine komplett neue Infrastruktur, eine tolle Mannschaft, eine ordentliche zweite Mannschaft. Keine Spielgemeinschaft im Seniorenbereich und ganz wichtig: RW Erlinghausen ist schuldenfrei.

Endet die Ära Watzke bei RW Erlinghausen jetzt endgültig?

Ja, ich denke, die Zeit ist gekommen. 61 bzw. 28 Jahre sind sehr lang. Ich möchte mich an dieser Stelle bei meinen Vorstandskollegen in all den Jahren bedanken. Bei Hermann Marzodko, Larry Moers, Michael Asshauer. Da waren der unvergessene Robert Schröder oder Norbert Wild. Und natürlich Hermann Gerlach und vor allem auch mein väterlicher Freund Heinrich Gerlach. Aber der neue Vorstand unter der Führung von Oliver Dülme möchte jetzt die komplette Verantwortung übernehmen und das ist auch gut so.

Wie hat sich der Verein RW Erlinghausen verändert?

So jubelte Hans-Joachim Watzke einst mit seinen Fußballern von RW Erlinghausen.
So jubelte Hans-Joachim Watzke einst mit seinen Fußballern von RW Erlinghausen. © Heinemann

Da gibt es so viel, dass es eine Zeitung allein füllen würde. Der Aufstieg 2004 in die Westfalenliga mit Vaidas Petrauskas und mir als Trainerteam. Oder der Aufstieg 1982 unter Karl Heinz Ehlert, by the way dem besten Trainer, unter dem ich jemals gespielt habe. Oder wie stolz wir alle waren, als das Klubhaus fertig war. Und, und, und….. Der Verein ist nach wie vor sehr geschlossen. Aber die gesellschaftlichen Entwicklungen sind auch dort angekommen. Das Vereinsleben hat sich verändert. Dann haben wir überall zu wenig Spieler. Das war vor 30, 40 Jahren noch anders.

Wie hat sich der Amateurfußball in all den Jahren verändert?

Ich denke mal, dass das Niveau in den höheren Klassen stabil geblieben ist, das Spiel allerdings deutlich schneller geworden ist. Dadurch dass die Plätze immer besser geworden sind, die Bälle leichter, das Equipment immer professioneller, ist das Spiel technisch anspruchsvoller geworden. Teil der Wahrheit ist aber auch, dass die unteren Klassen heute deutliche Probleme haben. Und der Zuschauerzuspruch war vor 30, 40 Jahren viel höher.

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Was ist in dieser Saison von RW Erlinghausen zu erwarten?

Wir spielen um den Aufstieg mit. Das ist eine tolle Leistung von Benedikt Müller und dem Team. Wir sind nur leider sehr schlecht gestartet. Leider habe ich in dieser Saison nur drei oder vier Spiele sehen können.

Reizt die Westfalenliga oder ist die Liga für solch einen kleinen Verein nicht eine Nummer zu groß?

BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ist regelmäßig zu Gast bei Landesliga-Spielen von RW Erlinghausen.
BVB-Boss Hans-Joachim Watzke ist regelmäßig zu Gast bei Landesliga-Spielen von RW Erlinghausen. © Falk Blesken

Natürlich ist die Westfalenliga für ein 1000-Seelen-Dorf zu ambitioniert. Sollte es klappen, versuchen wir es trotzdem.

Unterstützen Sie den Verein in den nächsten Jahren noch finanziell?

In einem vernünftigen Rahmen werde ich RW Erlinghausen natürlich weiter unterstützen. Wenn also jemand glaubt, dass mit meinem Rückzug vom Vorsitz hier die Lichter ausgehen, dem sage ich, das wird nicht passieren.

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Wird man Sie auch noch zukünftig bei den Heimspielen sehen?

Bei meinen vielen beruflichen Verpflichtungen ist das natürlich schwer. Aber ich hänge sehr an Rot-Weiß und wann immer es geht, werde ich im Stadion sein, und falls nicht, dann läuft der Live-Ticker natürlich heiß. Ich werde diesem Verein immer tief verbunden sein. Es war mir eine große Ehre.