Winterberg. Mit seinem Aus in der Nordischen Kombination wollte sich Lenard Kersting (Winterberg) nicht abfinden. So (gut) läuft sein Wechsel zum Biathlon.
Lenard Kersting benötigt keine Motivationshilfe. „Ich habe viel Spaß beim Training und an der neuen Aufgabe“, sagt der 20-Jährige vom SK Winterberg. Doch auf seinem eingeschlagenen Weg könnte noch das eine oder andere Tief warten – und dann empfiehlt sich der Blick auf die Bilder aus Oberhof. Wie über 20.000 euphorisierte Fans enthusiastisch die Biathletin Denise Herrmann-Wick bei ihrem Sprint zu Gold bei der Weltmeisterschaft feiern und wie die 34-Jährige später inmitten der deutschen Mannschaft feiert.
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Denn Herrmann-Wick stand in ihrer Karriere vor einigen Jahren an der Weggabelung, die Lenard Kersting derzeit beschreitet.
DSV verschließt NoKo-Tür
Lange Zeit gehörte der Winterberger in der Nordischen Kombination zu den hoffnungsvollsten Talenten in Deutschland. „Er war einer der stärksten Läufer, aber im Sprung am Ende chancenlos, weshalb der Deutsche Skiverband ihm sozusagen die Tür verschlossen hat“, erzählt Thomas Baumgartner, Landestrainer Biathlon am Stützpunkt in Winterberg. Bei ihm und mit ihm trainiert Kersting seit dem vergangenen Sommer, weil sich der 20-Jährige nach dem NoKo-Aus noch nicht am Ende seiner Leistungssport-Karriere sah.
Wie Herrmann-Wick 2016 vom Langlauf zum Biathlon wechselte, oder Evi Sachenbacher-Stehle es Jahre zuvor tat, strebt auch Kersting nach einer neuen Chance in einer neuen Disziplin. „Der Lenard ist ein absolut professioneller Modellathlet“, sagt und lobt Baumgartner. Der Trainer ergänzt: „Er arbeitet sehr akribisch und strukturiert. Er passt zum Biathlon.“
Problem offenbart sich
Mittlerweile geht der erste Winter auf Langlauf-Ski und mit Gewehr auf dem Rücken auf die Zielgerade. Kersting startet im Deutschlandpokal sowie im Alpencup und sortiert sich allmählich im Mittelfeld der Konkurrenzen ein. „Seine Entwicklung ist sehr zufriedenstellend. Läuferisch ist er nur vier Prozent hinter den Besten, das ist sehr ordentlich“, sagt Baumgartner. Das Aber schwingt in seiner Aussage mit – und kommt wenig überraschend: „Er hängt auf Grund seiner Schießergebnisse hinten dran.“
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Das ist die Kunst im Biathlon, an welcher viele Athleten, selbst gestandene, oft verzweifeln: Nach einer temporeichen und anstrengenden Laufrunde möglichst ohne Fehler die Schießeinlagen zu meistern.
Das sagt Lenard Kersting
„Das Schießen muss die Zeit bringen“, sagt Thomas Baumgartner und spricht von zwei, drei Jahren, die man einem Athleten wie Kersting gönnen müsse. „Die größte Herausforderung ist natürlich, dass Schießen zu lernen. Ich bin bisher aber sehr zufrieden wie das klappt“, sagt der 20-Jährige selbst. „Konstant und gut beziehungsweise sicher ist mein Schießen derzeit leider noch nicht, dennoch für die kurze Zeit schon auf einem guten Niveau.“
Aus seiner langfristigen Zielsetzung macht Kersting bei aller gebotenen Zurückhaltung keinen Hehl. „Für mich ist die Saison erstmal zum Lernen gedacht. Aber für die Zukunft ist es natürlich das Ziel, auch im Weltcup zu starten“, sagt der Winterberger.
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Im Großen und Ganzen sei er „sehr glücklich mit dem aktuellen Stand“ und freue sich auf die letzten Wettkämpfe dieser Saison, ergänzt Lenard Kersting. Sollte sich dieser Zustand mal ändern: Denise Herrmann-Wick, Oberhof 2023 – mehr Motivation dürfte kaum irgendwo zu finden sein.