Brilon-Thülen. Frederik Leikop bleibt Trainer der Fußballerinnen des SV Thülen. Im Interview spricht er über seine Mannschaft und das Staunen über eine Spende.
Die Fußballerinnen des SV Thülen sind seit über einem Jahrzehnt das Aushängeschild im Hochsauerlandkreis. Seit der Saison 2008/09 spielen sie ununterbrochen in der Landesliga, Staffel 1. Seit Oktober 2017 wird die Mannschaft mit großem Erfolg sowohl auf dem Feld als auch in der Halle von Frederik Leikop trainiert, der seinen Vertrag um ein Jahr verlängerte. Erst am vergangenen Sonntag ließ das Team mit dem zweiten Platz bei der Westfalen-Hallenmeisterschaft aufhorchen.
Herr Leikop, nach 2018 und 2020 ist Ihre Mannschaft zum dritten Mal Vizemeister bei der Hallen-Westfalenmeisterschaft geworden. Warum hat es wieder nicht zum ganz großen Wurf gereicht?
Frederik Leikop: Pech und fehlende Erfahrung, wie man im Futsal ein Sechsmeterschießen angeht, waren schlussendlich die Gründe für die denkbar unglücklichste Form einer Finalniederlage. Gegen UFC-Münster, den Seriensieger der Futsal-Regionalliga, fehlen dann einfach 200 Stunden Hallentraining in der Saison. Ich bin dennoch richtig stolz auf meine Mannschaft, wie sie die Hallensaison bestritten hat, und es tut mir total leid für mein Team, dass es zum dritten Mal mit der Silbermedaille nach Hause fahren musste.
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Und das ohne Niederlage nach regulärer Spielzeit.
Über die drei Turniere hinweg (Quali-Turnier für die Kreismeisterschaft, Kreismeisterschaft und Westfalenmeisterschaft; Anmerkung der Redaktion) haben wir von insgesamt 19 Spielen 17 gewonnen und zweimal unentschieden gespielt. Wir haben nach regulärer Spielzeit kein Spiel verloren und ein Torverhältnis von insgesamt 83:9 erzielt. Mit Maja Waßmann und Leonie Feistkorn habe ich Spielerinnen, die auf besondere Weise dazu beigetragen haben, die Hallensaison so erfolgreich zu gestalten.
Warum?
Leonie hat uns ohne Gegentor zu den Kreismeisterschaften gebracht. Bei der Westfalenmeisterschaft ist sie über sich hinausgewachsen. Sie hat in allen Finalspielen die Null gehalten und wahnsinnige Reflexe gezeigt. Mit Maja Waßmann haben wir eine der besten Hallenspielerinnen Westfalens in unseren Reihen. Ihre Technik gepaart mit ihrer Athletik ist in der Halle einzigartig. Dass sie nach der Kreismeisterschaft am Wochenende erneut die Torjägerkanone gewonnen hat, freut mich sehr für sie, ist für mich aber auch nicht überraschend gewesen.
Der Verband führte eine Spendenaktion für die Erdbeben-Opfer in der Türkei und Syrien durch. Für jedes Tor ist ein Euro gespendet worden. 95 Tore sind gefallen, also 95 Euro. Das war doch lächerlich, oder?
Ganz ehrlich, wir dachten bei der Siegerehrung alle, wir hätten uns verhört. Denn zuvor wurde das Schicksal der Türkei und Syriens seitens des Verbands noch sehr ausführlich thematisiert. Als dann großspurig verkündet worden ist, dass der FLVW den Betrag um fünf Euro ergänzt, damit die 100- Euro-„Schallmauer“ durchbrochen wird, sind wir alle vom Glauben abgefallen. Sofort kam aus der Mannschaft die Idee, unser Preisgeld von 350 Euro zu spenden, um die Spendensumme auf 450 Euro aufzustocken. Das haben wir dann getan.
Nach dem Westfalenpokalspiel gegen die SF Siegen und der Westfalenmeisterschaft in der Halle warten schon mit dem Kreispokal-Viertelfinale gegen den TuS Herscheid am 25. Februar und dem Topspiel in der Meisterschaft gegen den Tabellenführer BW Werther die nächsten Highlights auf Ihre Mannschaft. Wie bereiten Sie das Team auf die Spiele vor?
Die Höhepunkte reißen nicht ab. Mit einem Sieg gegen Herscheid würden wir in der nächsten Runde gegen den Westfalenligisten FC Iserlohn spielen – und das Spiel der Spiele überhaupt bei uns in der Liga ist gleich das erste nach der Winterpause. Wir hoffen natürlich auf mildere Temperaturen, so dass wir nicht auf gefrorener Asche trainieren müssen. Wir werden jetzt wieder anfangen, dreimal die Woche draußen zu trainieren, um uns bestmöglich vorzubereiten.
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Das Spiel gegen den BV Werther am 5. März hat im Meisterschaftsrennen vorentscheidenden Charakter. Nur bei einem Sieg hat Ihre Mannschaft noch Chancen auf den Titel.
Gegen Werther ist es tatsächlich so, dass bei einer Niederlage unsererseits der Zug in Sachen Meisterschaft abgefahren ist. Aber das Spiel muss noch gespielt werden und wir werden alles geben, um unseren Fans ein Topspiel zu liefern. Wir haben bis dato 65 Tore geschossen und treffen auf die beste Defensive der Liga. Sina Seipel gegen Merle Liedmeier und und und. Das Spiel hat alles für ein echtes Top-Spiel. Und noch etwas: Der Zusammenhalt innerhalb unserer Mannschaft passt, was man unter anderem auch daran sieht, dass vor dem Spiel gegen Siegen die gesamte Mannschaft mit Flitschen auf dem Aschenplatz stand, um den Platz ansatzweise bespielbar zu machen. Wenn es nötig ist, steht meine Mannschaft am 5. März wieder mit Flitschen auf dem Aschenplatz.