Willingen. Der Weltcup der Skispringer in Willingen ist Kult. Doch aktuell wackelt das Großevent, das vom 3. bis 5. Februar stattfinden soll. Die Gründe:
Das sind die Bilder, die das Weltcup-Skispringen in Willingen so populär machen: Zigtausend Fans mit Fahnen und Tröten stehen dicht an dicht um den Auslauf der Mühlenkopfschanze herum, begleiten besonders die deutschen Adler mit einem emotional langgezogenen „Ziiiiiieh“ ins Tal und feiern alles in allem eine Skisprung-Party – in einer prächtigen Winterkulisse. Das sind die aktuellen Bilder aus dem Strycktal, dem Ort des Geschehens vom 3. bis 5. Februar: Triste, schwach-grüne Hänge neben der Schanze, kein Fitzelchen Schnee hübscht die kahlen Bäume auf. Nur ein mit Planen abgedeckter Haufen im Auslauf lässt hoffen.
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Bernd Saure ist einer der Pressesprecher des SC Willingen und in diesen Tagen wie seine Vereinskameraden oft an der Mühlenkopfschanze zugegen. „Die Schneelage an der Schanze ist bisher noch gut, da während einer Kälteperiode Anfang Dezember innerhalb von fünf Nächten viel Schnee produziert werden konnte“, erklärt Saure. Er sagt: „Diese Massen werden seit gut zweieinhalb Wochen unter Planen im Auslauf der Mühlenkopfschanze gebunkert, damit sie vor Wind und Regen geschützt sind.“
Willingen: Witterung ist häufig Diskussion
Bisher bereitet die milde Witterung, die sogar dafür sorgte, dass Willingen vor kurzem sein Skigebiet vorübergehend schloss, den Weltcup-Machern also noch keine Probleme. Dem schließt sich auch Schanzenchef Andreas Rohn an. „Es ist alles noch im grünen Bereich“, versichert er, „die Vorbereitungen laufen nach Plan.“
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Gleichwohl verfolgen die Willinger in diesen Tagen natürlich nicht nur intensiv die Wettervorhersagen für das nordhessische Upland und das Hochsauerland. Sie sehen auch die Bilder zum Beispiel aus Ruhpolding oder Garmisch-Patenkirchen, wo aktuell der Biathlon-Weltcup bei dürftigen Schneeverhältnissen gastiert beziehungsweise alpine Skirennen abgesagt wurden, weil der dünne weiße Untergrund sie einfach nicht hergibt.
Willingen- Die Top-Bilder vom Weltcup-Skispringen
Bereits der aufgrund der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar frühe Weltcup-Auftakt der Skispringer in Wisla/Polen ging auf Matten, wie man sie vom Skispringen im Sommer kennt, über die Bühne. Stephan Leyhe, 31-jähriger Weltcup-Skispringer des SC Willingen, sagte dazu im Interview mit der „Waldeckischen Landeszeitung“: „Wahrscheinlich müssen wir uns von dem Gedanken verabschieden, dass wir den ganzen Winter über auf schneebedeckten Schanzen springen.“
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Der seit Mai verheiratete gebürtige Schwalefelder, der 2018/2019 Gesamtdritter der Vierschanzentournee wurde und 2018 bei den Olympischen Winterspielen mit der deutschen Mannschaft die Silbermedaille holte, ergänzte aber: „Es wird schwierig sein, das in die Köpfe der Fans zu bekommen, aber es wird notwendig sein.“
Neidische Blicke gen Winterberg
Der Diskussion über die Zukunft des Wintersports verschließen sich auch die Willinger nicht, schauen derzeit aber neidisch zurück auf die ersten Wochen im Dezember, als der Snowboard-Weltcup in Winterberg in die Saison startete – bei traumhaften winterlichen Bedingungen auf einer Piste aus Kunst-, aber auch einer gehörigen Menge Naturschnee. Zur Wahrheit gehört: Aktuell wäre das in Winterberg ebenfalls nicht mehr möglich.
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„Wir sind aber zum einen guter Hoffnungen, dass unser Schneevorrat ausreicht“, sagt Bernd Saure: „Zum anderen hofft man natürlich noch auf zwei, drei weitere kalte Nächte, um noch ein paar Reserven für den Notfall produzieren zu können.“ Um den 20. Januar soll mit der Präparation der Schanze fortgefahren werden. Zuerst wird der Anlauf mit Schnee belegt, dann der Schnee im Steilhang und Auslauf verteilt.
Ab Mitte Januar sollen laut „wetter.com“ die Temperaturen wieder auf null Grad, sogar leicht ins Minus fallen. Nervös werden die Willinger deshalb Stand jetzt nicht. Zumal sie in Sachen Schnee auf Erfahrungen mit allen Szenarien zurückblicken können. 2014 oder 2018 wurde die weiße Kostbarkeit zum Beispiel mit Lkw unter anderem aus einer Skihalle in Niedersachsen nach Willingen gebracht. 2017 etwa musste ein kurzfristiger Aufruf her, um genug Helfer zu mobilisieren, die nach ausgiebigen Schneefällen schippten, was das Zeug hielt und auf diese Art den Weltcup retteten. Den Weltcup – und die Bilder der Party-Fans im Strycktal, die Willingen zur Kult-Veranstaltung werden ließen.