Winterberg. Sie vertreten zwei verschiedene Generationen – und duellieren sich in Winterberg: die Bob-Pilotinnen Laura Nolte (24) und Kaillie Humphries (37).

Ob es als kleiner Seitenhieb in Richtung der Konkurrentin, die ihr vor kurzem einen von zwei möglichen Heimsiegen klaute, gedacht war? „Ich verfüge ja doch über gut zehn Jahre mehr Erfahrung als sie“, erzählte Kaillie Humphries. Dann schmunzelte die erfolgreiche Bobpilotin vom Team USA – und schaute hinüber zu Laura Nolte.

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Ein Seitenhieb war diese Aussage doch nicht, sondern eher eine nüchterne Feststellung und eine Art Ankündigung der 37-Jährigen, bei Laura Noltes Heim-Weltcup in Winterberg Revanche nehmen zu wollen. An diesem Samstag eröffnet der erste Lauf des Monobob-Wettbewerbs der Frauen um 9.30 Uhr diesen. Das Generationenduell dürfte ein neues Kapitel erleben.

Winterberg: Humphries führt die Gesamtweltcup-Wertung an

Humphries, die insgesamt dreifache Olympiasiegerin und fünffache Weltmeisterin, führt die Gesamtweltcup-Wertung im Monobob nach den drei Rennen in Nordamerika vor Nolte an. Die gebürtige Kanadierin, die seit 2018 für die USA startet und amtierende Olympiasiegerin im Monobob ist, stand jedes Mal auf dem Siegerpodest. Nach Rang drei in Whistler folgte der Sieg in Park City, ehe es in Lake Placid nur zu Rang zwei reichte – hinter Laura Nolte. Der 24-jährigen Pilotin des BSC Winterberg gelang damit der historische erste Weltcupsieg einer deutschen Pilotin. Der Monobob feierte vor Jahresfrist in China seine Premiere bei Olympischen Winterspielen. Seit 2020 gibt es eine Monobob-Serie, die erst in dieser Saison offiziell ins Weltcup-Programm aufgenommen wurde.

„Ich hatte es gar nicht auf dem Schirm, dass das unser erster Sieg im Monobob war“, sagte Chef-Bundestrainer René Spies über Noltes Erfolg in Lake Placid. „Das hat mir Laura erst im Ziel gesagt“, ergänzte er schmunzelnd.

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Dass Nolte, die bei den Olympischen Winterspielen im Monobob als Vierte knapp eine Medaille verpasste, diese Wegmarke erreichte, lag laut Spies auch an ihrem schweren Sturz zum Saisonstart in Whistler. Im zweiten Lauf des ersten Rennens kippte die BSC-Pilotin auf die Seite und rutschte eine ganze Weile durch den Eiskanal. Resultat war eine schwere Rippenprellung, welche sie in den folgenden Wochen beeinträchtigte, aber nicht stoppte. „Dieser Sturz war eine ganz wichtige Station in ihrer Karriere“, sagte René Spies, „sie weiß es nur noch nicht.“

Laura Nolte: Erinnerung an Sturzfestival

Mit ihrem schnellen Start gehört die 24-Jährige zu den Besten der Welt. An den Lenkseilen attestierte ihr Spies bereits vor Jahren ein ganz besonderes Gefühl. Der Sturz in Whistler steigert nun ihr Selbstbewusstsein weiter, jede noch so missliche Lage überstehen zu können. Dadurch wird die eine oder andere Erinnerung an Noltes Sturzfestival während der WM 2020 in Altenberg wach, als René Spies sie nach zwei von insgesamt vier Läufen sogar aus dem Wettbewerb nahm. Doch Nolte lernte, kehrte ein Jahr später nach Altenberg zurück und gewann WM-Bronze im Monobob sowie im Zweierbob.

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Nach dem Sturz in Whistler ging es schneller. In Park City fuhr Nolte auf Rang vier. In Lake Placid siegte sie vor Kaillie Humphries, die einst für den Viererbob als zweiten Wettbewerb für Frauen kämpfte, aber längst ihren Frieden mit dem Monobob schloss. Dass Laura Nolte sie zuletzt bezwang? „Laura ist jung, sie wird sich weiter entwickeln und eine immer bessere Pilotin werden“, sagte die 37-Jährige und ergänzte augenzwinkernd: „Aber dadurch werde auch ich immer besser.“

Noltes ersten Weltcupsieg nimmt die Nordamerikanerin als Herausforderung. „Der Sieg von Laura macht Hoffnung auf einen zweiten Sieg in Winterberg, das ist unser großes Ziel“, sagte René Spies. „Wir wissen natürlich, dass die Konkurrenz mit unter anderem den Schweizer Teams und Kaillie Humphries sehr stark sein wird.“ Und die aktuelle Grande Dame des Monobobs grinste.