Sauerland. Ansprache, Humor, fachliche Kompetenz oder Geduld: Um als Cheftrainer im Amateurfußball Erfolge zu erzielen, ist vieles nötig. Wir verraten, was.
Auch im Fußball-Sauerland sind sie allesamt vertreten: die Taktikfüchse, Motivatoren, Schleifer, Traditionalisten, Sprücheklopfer, Kumpeltypen, Träumer oder Akribischen. Doch was zeichnet einen guten Trainer im Amateurfußball aus? Welche Eigenschaften sollte ein Coach möglichst besitzen?
Diese Zeitung nennt acht wichtige Merkmale – und hat Trainer sowie Spieler von der Westfalenliga bis zur Kreisliga B befragt und um ihre Einschätzung gebeten.
Fachliche Kompetenz
Alex Bruchhage, Trainer des Westfalenligisten SC Neheim, sieht in der fachlichen Kompetenz eine Grundlage seiner ambitionierten Arbeit im gehobenen Amateurfußball. „Die Spieler merken sehr schnell, wenn man sie nicht hat – und damit wäre dann schon viel verloren“, betont auch Max Szafranski, Coach des Bezirksligisten SG Bödefeld/Henne-Rartal.
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„Ohne eine Expertise und taktische Überlegungen sowie Vorstellungen des Trainers kann nicht zielorientiert trainiert und gespielt werden. Die Vorbereitungen auf den jeweils nächsten Gegner im Verbund mit der Kenntnis über die Liga sind da weitere wichtige Bestandteile, die die Trainingsarbeit entscheidend beeinflussen“, betont Frederik Leikop, Trainer des Frauen-Landesligisten SV Thülen.
Kommunikation
Für viele heimische Trainer ist sie einer der entscheidenden Schlüssel, um als Team erfolgreich sein zu können. „Ich versuche, vor allem viel mit meinen Spielern zu sprechen, sie in den Dingen mitzunehmen. Für mich ist diese Art von Umgang wirklich wichtig“, sagt Martin Kelber, Trainer des HSK-Kreisliga-B1-Tabellenführers SC Kückelheim/Salwey.
Auch für Kollegen wie Tobias Walter, Coach des A-Kreisligisten SV Bachum/Bergheim, ist der Austausch mit seinen Spielern bedeutsam: „Ich versuche, immer nah an den Jungs dran zu sein und Small Talks zu halten.“
Geduld
Insbesondere in höheren Ligen wie der Landes- oder Westfalenliga ist es in der Regel für die Spieler selbstverständlich, zu jedem Training zu erscheinen. „Je höher die Liga, desto höher die Eigenmotivation“, so Alex Bruchhage. Dies ist abwärts der Kreisliga A nicht immer der Fall. Insofern wird von vielen heimischen Trainern Geduld gefordert, wenn ihre Spieler nicht bei jeder Einheit anwesend sind und womöglich erst kurzfristig abgesagt haben.
Ansprache/Leidenschaft
Wer moderne Ideen des Fußballs vertritt, die zudem Erfolg versprechen, muss diese seiner Mannschaft auch rhetorisch vermitteln können. Die Ansprache an das Team ist daher ein wichtiger Faktor für einen guten Trainer. „Man muss aber auch eine Leidenschaft vorleben – das merken die Spieler dann auch“, sagt Sascha Wachsmann, Spielertrainer des Bezirksligisten VfB Marsberg.
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Dies sieht Kollege Max Szafranski genauso: „Aus meiner Sicht kann man nur dann seinen Job gut machen, wenn man wirklich dafür brennt.“ Stürmer Benjamin „Schatten“ Sauer vom Bezirksligisten SV Oberschledorn/Grafschaft ist sich sicher, dass man ohne diese Passion für den Hobbyfußball „auf dem Posten des Trainers fehl am Platze ist“.
Selbstkritik
Guten Trainern gelingt es auch, sich im Dialog mit ihren Spielern oder auch Funktionären des Vereins auf neue Ideen einzulassen. Die Selbstkritik ist – so lange sie nicht bis zur Aufgabe der eigenen fußballerischen Idee des Coaches führt – insbesondere im Fußball des Jahres 2022 im Amateurfußball wichtig, anders als noch vor 20, 30 Jahren. „Eine kritische Selbstreflexion nach Spielen oder Trainingseinheiten ist die Basis für Verbesserung. Fehler offen gegenüber der Mannschaft zu gestehen, ist da eine Selbstverständlichkeit“, findet Frederik Leikop.
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„Nur wenn du als Mannschaft und Trainer einen gemeinsamen Plan hast, dir Ziele setzt und vereinbarst, kann es funktionieren“, sagt Sebastian Held, Kapitän des Bezirksliga-Tabellenführers TuS Sundern. Auch Marco Grebe, noch bis zum kommenden Sommer Coach des A-Ligisten TuS Voßwinkel, hält die Fähigkeit zur Selbstreflexion für elementar wichtig.
Durchsetzungsvermögen
Ob nun Kumpeltyp oder aber Schleifer: Am Ende muss klar sein, dass die Entscheidung des Cheftrainers die endgültige ist. Es hilft jedem Coach, wenn er eine Autorität besitzt, die entweder natürlich ist oder aber auf seiner fachlichen Kompetenz basiert.
Humor/Empathie
Bei allem nötigen Ehrgeiz und der Jagd nach Toren, Punkten und guten Platzierungen in der Tabelle sind doch im Amateurfußball noch immer soft skills bei Trainern gefragt. Ein flotter Spruch hier, ein gemeinschaftlicher Lacher da kann vor allem in sportlichen Krisenzeiten für Auflockerung sorgen. „Man muss dann mit Humor zu Werke gehen und versuchen, die Stimmung dadurch positiv zu halten“, sagt Daniel Struwe, noch bis Saisonende Coach des A-Ligisten TuS Rumbeck.
Max Szafranski pflichtet Struwe bei: „Ohne Humor würde man das auf lange Sicht nicht schaffen – oder es zerfrisst einen auf Dauer.“ Zudem sei es wichtig, der Mannschaft emphatisch gegenüberzutreten, sagt Sascha Wachsmann, der auch das Loben für wichtig hält.
Glaubwürdigkeit
Abseits der Frage, ob aktueller sportlicher Erfolg oder Misserfolg erzielt wird, ist das Ende eines Trainers nahe, sobald er den Respekt der Mannschaft einbüßt. „Ich kann Dinge wie Pünktlichkeit oder vollen Einsatz nur von meinen Spielern fordern, wenn ich diese selbst vorlebe“, befindet Tobias Walter.
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Sobald ein Coach nicht zu seinem Wort steht oder Worten nicht entsprechende Taten folgen lässt, büßt er im Team Glaubwürdigkeit ein – und das dürfte in vielen Fällen zum unwiderruflichen Bruch führen.