Winterberg. Die kalten Temperaturen ließen in Winterberg die Schneekanonen laufen. Mitte Dezember soll am Poppenberghang ein Snowboard-Weltcup stattfinden.
Es ist bereits einige Jahre her, als Selina Jörg – mittlerweile mit Olympia-Silber dekoriert, aber Snowboard-Rentnerin – staunend vor der Weltcup-Piste in Winterberg stand. Hunderte Kilometer sei sie aus dem Süden durch ein grünes Deutschland gen Norden gefahren, sagte Jörg, „doch in Winterberg lag plötzlich Schnee“. Dieses Phänomen könnten die Snowboard-Stars erneut erleben, wenn sie am 10. und 11. Dezember zum Weltcup im Parallelslalom ins Hochsauerland reisen. Das verdeutlicht ein Ortsbesuch am Poppenberghang.
Winterberg: Schnee auf Piste
Das Dauergeräusch, das Wanderer und erste mutige Schlittenfahrer am Samstag an „Möppis Hütte“ empfängt, ähnelt dem eines Staubsaugers. Wer den Blick anschließend über die Pisten schweifen lässt und die Bilder eines Besuchs vor wenigen Tagen vor Augen hat, der staunt. Dort, wo vor kurzem für dieses Jahreszeit noch erstaunlich grünes Gras zu sehen war, liegt: Schnee. Außerdem sind Kapuze oder Mütze, auf jeden Fall eine wasserdichte Jacke, Pflicht, weil der Kunstschnee durch die Luft wirbelt.
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Denn die gelben Schneekanonen, die lange auf ihren Einsatz warten mussten, leisten seit dem Kälteeinbruch ganze Arbeit. Direkt im Sprühbereich der Kanonen türmt sich der Schnee etliche Zentimeter hoch auf. Insgesamt ist auf der Weltcuppiste – ebenso wie auf vielen anderen in Winterberg – kaum noch grünes Gras zu sehen.
„Der Wintereinbruch hebt erstmal unsere Winterstimmung“, sagt Winfried Borgmann, Geschäftsführer der Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH (WTW): „Natürlich helfen uns Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bei der Schneeproduktion.“ Zwar sehnen sich Liftbetreiber wie Verantwortliche nach Naturschnee, doch beständige Minustemperaturen helfen auch. „Minustemperaturen über mehrere Tage würden es neben anderen Faktoren einfacher machen, die nötige Schneemenge zu produzieren. Deshalb schauen wir genau auf die Wettervorhersagen“, sagt Borgmann.
Ortsbegehung mit Verband
Diese sorgen für berechtigte Hoffnung, dass die zweite Station des Weltcups der Raceboarder, los geht es am 3./4. Dezember im italienischen Livigno, wie geplant durchgeführt werden kann. In verfrühte Euphorie verfällt Borgmann ob der angelaufenen Schneeproduktion und nicht komplett schlechter Wettervorhersagen allerdings nicht. Denn: Nachhaltigkeit, Naturschutz, Wirtschaftlichkeit sind wichtige Stichworte – auf Teufel komm raus wird trotz hochmoderner und energieeffizienter Anlagen nur für den Weltcup kein Schnee produziert.
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Allerdings erhofft sich der Tourismus-Chef eine Wechselwirkung. „Der frühe Weltcup-Termin spielt uns in die Karten. Mit Blick auf den obligatorischen Start der Wintersport-Saison Mitte Dezember hat die Kombination aus hoffentlich fallendem Natur-Schnee und dem Kunstschnee eine große Bedeutung. Da Weltcup und Saison-Auftakt terminlich zusammenfallen, ergibt sich mit Blick auf die Schnee-Produktion eine Win-Win-Situation. Wir produzieren für beides gleichzeitig“, sagt Borgmann.
Der Fahrplan für den Snowboard-Weltcup, der zuletzt im März 2019 in Winterberg gastierte, erlebt bereits in dieser Woche einen wichtigen Termin. „Wir werden eine Begehung mit Snowboard Germany sowie dem Ski-Weltverband Fis vor Ort ansetzen, um die Gesamtlage zu beurteilen“, erklärt Borgmann und ergänzt: „Insbesondere spielen dann die Wettervorhersagen eine Rolle. In der Regel findet sieben Tage vor dem Weltcup die offizielle Snowcontrol statt, bei der sich dann endgültig entscheidet, ob ein Weltcup stattfinden kann oder nicht.“