Winterberg. Das Knie bereitete Olympiasiegerin Hannah Neise im Sommer derart Probleme, dass sie sich einer besonderen Behandlung unterzog.
Es klingt immer noch komisch, wenn Hannah Neise über ihre Saisonziele spricht. „Ich möchte weiterhin Erfahrungen im Weltcup sammeln und da an meine Erfolge anknüpfen. Vielleicht auch mal aufs Podium fahren“, sagte Neise. Einen Platz unter den besten Drei eines Weltcuprennens erreichte sie noch nie – dafür aber den Olympiasieg. Dieser verschafft der Skeleton-Pilotin des BSC Winterberg einigen Freiraum für eine lange hinausgezögerte Behandlung.
Neise bereits qualifiziert
Wenn an diesem Freitag in Altenberg die erste so genannte Selektion für einen Platz im deutschen Weltcupteam gefahren wird, kann sich die 22-Jährige zwar nicht entspannt zurücklehnen, aber sie startet nicht mit dem üblichen Druck, sich für einen der drei Startplätze qualifizieren zu müssen. Als Olympiasiegerin ist Neise ebenso gesetzt wie es bei den Männern die Medaillengewinner Christopher Grotheer (Gold) und Axel Jungk (Silber) sind.
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Die Sauerländerin nutzte deshalb die Zeit nach dem Gold-Gewinn in China weniger, um hart für die nächste Saison zu trainieren, sondern um sich den bereits seit zwei Jahren andauernden Knieschmerzen zu widmen. „Es sind genau zwei Jahre, dass ich Probleme mit der Patella-Sehne habe. Wir haben alles Konservative ausprobiert, was uns in den Sinn gekommen ist. Es hat leider nicht wirklich funktioniert“, erzählte die Schmallenbergerin, die mittlerweile in Bad Endorf in Bayern lebt, da sie dort auch zur Bundespolizistin ausgebildet wird.
Lölling in Selektion gefordert
Neises Hoffnung war eine Eigenblut-Therapie. „Man bekommt drei Spritzen mit Eigenblut in die Sehne gespritzt. Dadurch soll der Heilungsprozess angeregt werden – in der Hoffnung, dass dann auch alles wirklich wieder gut ist“, erklärte sie und verhehlte nicht, dass die Spritze in die Sehne durchaus mit einigen Schmerzen verbunden war. „Man kann natürlich erst hinterher sehen, ob diese Therapie angeschlagen hat. Wir hoffen das alle, dass dadurch das normale Training wieder weitergehen kann“, sagte Neise – und gab Entwarnung.
„Es ist soweit alles in Ordnung“, berichtete sie vom Lehrgang in Altenberg. Zwar muss sie sich nicht für das Weltcupteam qualifizieren, aber einfahren, wieder das Gefühl für Eis und Schlitten entwickeln, muss sie sich schon. Zumal die ersten Rennen der Saison Ende November auf der Hochgeschwindigkeitsbahn im kanadischen Whistler ausgetragen werden. Für Neise ist die Olympiabahn von 2010 Neuland und bereits vor einigen Monaten gestand sie, doch „ein wenig Schiss“ vor dieser Bahn zu haben.
Ob dann wie in den vergangenen Jahren zwei Pilotinnen aus dem Hochsauerland zum deutschen Team gehören, ist ungewiss. Denn Jacqueline Lölling (RSG Hochsauerland) muss sich in den Selektionen erst noch ihren Platz erfahren. „Ich plane vorerst nur bis zum 6. November“, sagte Lölling mit Blick auf das finale Qualifikationsrennen, das in der Veltins-EisArena in Winterberg ausgetragen wird.
Den Zentralen Leistungstest vor den ersten Fahrten im Eiskanal versäumte die Brachbacherin verletzt. In Altenberg ist Lölling aber mit von der Partie und muss sich alter wie neuer Konkurrenz erwehren. Zum Beispiel überzeugte beim ZLT mit Viktoria Dönicke eine Umsteigerin, die in der vergangenen Saison noch als Anschieberin dem Bobteam der Olympiasiegerin Laura Nolte vom BSC Winterberg angehörte. Und auch die amtierende Juniorenweltmeisterin Susanne Kreher drängt ins Weltcupteam – an die Seite der Olympiasiegerin Hannah Neise.