Brilon-Thülen. Sina Seipel erfüllt beim Fußball-Landesligisten SV Thülen ganz verschiedene Rollen. Wie es dazu kam – und warum die 20-Jährige so wertvoll ist.
Tore wie am Fließband schießt in der laufenden Saison 2022/2023 Sina Seipel vom Fußball-Landesligisten SV Thülen. In den bisherigen sechs Meisterschaftsspielen hat die Goalgetterin bereits 14 Mal getroffen. In den drei Vorbereitungspartien gegen den Delbrücker SC II, den SV Scheidingen und Hessen Kassel waren es ebenfalls 14 Tore, und im Westfalenpokal hat Seipel gegen den TV Brechten auch drei Treffer zum Erreichen der zweiten Runde beigesteuert.
Zehn Spiele, 31 Tore: Das ist umso erstaunlicher, da Sina Seipel in der Vergangenheit auch schon auf anderen Position für den SV Thülen aktiv gewesen war.
SV Thülen: Sie trifft und trifft und trifft
Mit 14 Meisterschaftstoren führt Seipel die Torschützenliste der Landesliga 1 mit einem Treffer Vorsprung vor Merle Liedmeier vom Tabellenführer BV Werther an. Die Treffsicherheit ist bemerkenswert, da Sina Seipel von der Jugend an zunächst auf der Sechs gespielt hat und auch für diese Position zunächst nach Thülen geholt wurde. „Ich weiß selbst nicht so richtig, wie die Beförderung in den Angriff gekommen ist. Vorne ist auf jeden Fall noch ein Platz frei gewesen. Und da hat es der Trainer dann einige Male mit mir probiert. Und als ich dann auch noch regelmäßig getroffen habe, war ich vorne natürlich gesetzt. Ich denke, dass meine Schnelligkeit und die beidseitige Schusstechnik den Ausschlag gegeben haben“, berichtet die seit September mit ihrem Freund in Brilon wohnhafte Anhängerin des FC Bayern München, die nicht nur vorne drin und im Mittelfeld, sondern auch im Tor spielen kann.
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In den höchsten Tönen lobt auch SVT-Trainer Frederik Leikop die Angreiferin: „Sina ist sehr ballsicher und hat neben ihrer guten Schusstechnik auch einen sehr harten Schuss. Vor allem ist sie vielseitig einsetzbar. Nach ihrem Kreuzbandriss ist sie sehr stark zurückgekommen. Zusammen mit Katja Betten lässt sich die geballte Offensive nur schwer für den Gegner verteidigen. Sie ist eine absolute Teamspielerin, die sich aus der Not geboren als echte Neun vorne drin als Idealbesetzung erwiesen hat.“
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Der SV Thülen hat nach der Coronapandemie definitiv ein Torwartproblem. Gesa Schulte hat sich im Frühjahr die Achillessehne gerissen, und Nicole Roßbroich ist aufgrund der Geburt ihres Sohnes erst im September zurückgekehrt. In der abgelaufenen Serie standen daher etwa zehn verschiedene Spielerinnen im Tor. Darunter war auch – Sina Seipel, die sich mit Luisa Becker häufiger zwischen den Pfosten abwechselte. „Torfrau ist sicher nicht meine Lieblingsposition. Ich stelle mich aber in den Dienst der Mannschaft und fange da an, wo mich der Trainer aufstellt“, sagt die 20-Jährige, die in der abgelaufenen Spielzeit bei ihren Einsätzen auf dem Feld auch schon 16 Saisontore erzielt hatte.
SV Thülen im Westfalenpokal weiter - die schönsten Bilder
Am liebsten spielt die Studentin, die in Paderborn Soziale Arbeit studiert, jetzt im Angriff. Hier hat sie in den bisherigen Meisterschaftsspielen immer getroffen. Einen Viererpack schnürte sie gegen den SC Enger, je drei Tore waren es den gegen TuRa Löhne und den SC Delbrück, zwei gegen den SV Höxter und je ein Mal traf sie gegen den BV Werther und FC Donop-Voßheide.
Brilonerin hat große Ziele
Mit dem Fußball angefangen hat Sina Seipel, die vor ihrem Umzug nach Brilon in Büren-Ringelstein wohnte, in der Jungenmannschaft der SG Harth-Hegensdorf. Später hatte sie ein Zweitspielrecht bei der U15 des Delbrücker SC und spielte dort auch in der U17-Mädchenmannschaft. Aus der U17 wechselte sie zum SV Thülen, für den sie seit Sommer 2019 aktiv ist. Keine guten Erinnerungen hat Sina Seipel an das Spiel gegen den SV Höxter im Februar 2020.
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„Da habe ich mir das Kreuzband gerissen. Diese Verletzung hat mich über ein Jahr aus dem Verkehr gezogen, ich bin zwei Mal operiert worden. Ich habe dann aber einige Kilos abgenommen und mich wieder rangekämpft“, sagt die Spielerin mit der Nummer sieben. Beim SV Thülen läuft es auch in dieser Saison wieder sehr gut. Von den ersten sechs Spielen wurden fünf Partien gewonnen. Damit liegen die Kickerinnen von Trainer Frederik Leikop mit drei Punkten Rückstand auf den BV Werther auf Rang zwei. Vor allem das Torverhältnis spricht schon wieder Bände – bereits in der abgelaufenen Saison hatten die Grün-Weißen in ihrer 14. Landesligasaison mit 102 die meisten Tore erzielt. Jetzt haben sie in sechs Spielen schon 32 Mal getroffen.
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Sina Seipel ist davon überzeugt, dass der SV Thülen, sofern er vom Verletzungspech verschont bleibt, auch um die Meisterschaft mitspielen kann. „Wir haben noch großes vor. In der Meisterschaft wollen wir dem BV Werther auf den Fersen bleiben und im Westfalenpokal wollen wir am 19. November den Regionalligisten SF Siegen ärgern“, sagt Seipel, die den Wechsel nach Thülen nicht bereut. „Ich spiele gerne in Thülen. Die Stimmung ist klasse, und unter den Spielerinnen gibt es auch keinen Zickenkrieg. Mit Anna Hammerschmidt und Carolin Lingenauber haben wir zwei ausgebuffte Spielerinnen im Team, von denen man lernen kann und die die Richtung vorgeben.“
Die Entwicklung im Frauenfußball könnte nach den Worten von Sina Seipel, die Profi Alex Popp als Vorbild sieht, besser sein. „Ich persönlich finde, dass Profi-Fußballerinnen unterbezahlt sind und das, obwohl die Frauen genau soviel Aufwand betreiben wie die Männer“, sagt Sina Seipel: „Ich hoffe, das wird einmal angepasst.“