Winterberg. Winterberg übernahm einen Rennrodel-Weltcup aus Innsbruck. Im Interview erklärt Stephan Pieper, wieso die Fußball-WM Planungen zunichte macht.

Stephan Pieper ist Geschäftsführer der Sportzentrum Winterberg Hochsauerland GmbH und als solcher auch für die Veltins-EisArena zuständig. Er spricht im Interview über das nach Winterberg verlegte Weltcupfinale der Rennrodler und erklärt, wie hoch das Thema Energiesparen an der Kappe angesiedelt ist.

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Herr Pieper, das Thema, welches mit Blick auf den Wintersport derzeit intensiv diskutiert wird, ist das des Energiesparens. Im Eishockey wird zum Beispiel über kleinere Eisflächen nachgedacht. Warum wird, salopp gefragt, in Winterberg trotz der Energiekrise die Bobbahn vereist?

Stephan Pieper: Einerseits hängen Arbeitsplätze am Kufensport, der in der Veltins-EisArena betrieben wird. Ich beziehe mich nicht nur auf die Bahn, sondern das komplette Umfeld im Hochsauerland. Und ich möchte es nicht falsch verstanden wissen: Bei uns sind oder wären keine Arbeitsplätze in Gefahr. Meine Mitarbeiter sind auch im Sommer beschäftigt – und zwar ausgiebig. Andererseits geht es darum, den Sport aufrecht zu erhalten. Was ist zum Beispiel mit Flutlichtspielen in der Fußball-Bundesliga oder in der Kreisliga? Was ist mit Spaßbädern?

Die Energiebewahrer und Klimaschützer würden wohl auch da sagen: abschalten!

Das Thema so zu betrachten, zöge eine Rattenschwanz nach sich. Wir repräsentieren zudem das Sauerland. Der Bekanntheitsgrad der Region kommt unter anderem von den internationalen Wettbewerben in der Veltins-EisArena. Sie ist ein Leuchtturmprojekt, das sich die Sauerländer leisten, um Südwestfalen international zu repräsentieren.

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Gibt es denn eine Photovoltaik-Anlage, um eigenen Strom zu produzieren, oder Ähnliches?

Es gibt Pläne dazu, allerdings sind die Fördertöpfe des Landes aktuell zu. Photovoltaik ist allerdings ein bisschen problematisch, weil wir die meiste Energie im Winter und nachts benötigen, während Photovoltaik im Sommer und tagsüber am effizientesten Strom produziert. Für uns wäre Windkraft die beste Lösung. Momentan wird die Veltins-EisArena mit Regionalstrom über HochsauerlandEnergie betrieben, der aus Windkraft stammt.

Arbeiten Sie auch mit konkreten Maßnahmen im alltäglichen Betrieb daran, Energie zu sparen?

So freut sich Felix Loch mit seinem Vater und Bundestrainer Norbert Loch, als er 2019 in Winterberg den WM-Titel gewinnt.
So freut sich Felix Loch mit seinem Vater und Bundestrainer Norbert Loch, als er 2019 in Winterberg den WM-Titel gewinnt. © Ralf Rottmann

Natürlich versuchen wir, parallel zu diesen Plänen im täglichen Betrieb Energie zu sparen und Verbräuche zu optimieren. Wir investieren in die Verbesserung der Kälteanlage, wir versuchen, das Eis möglichst dünn zu halten. Je dünner das Eis ist, desto weniger Energie benötigen wir. Ein Zentimeter spart 10 bis 15 Prozent Energie ein. Und wir versuchen, die Rennzeiten möglichst ins Tageslicht zu legen, damit wir kein Flutlicht anschalten müssen.

Sie wollten die Betriebszeit in der kommenden Saison sogar verkürzen. Nur: Die Verlegung eines für November in Innsbruck geplanten Weltcups der Rennrodler ans Saisonende nach Winterberg machte einen Strich durch diesen Plan, oder?

Wir hatten schon deutsche Meisterschaften im Rennrodeln und im Skeleton abgelehnt, um die Saison zu verkürzen und den Betrieb nach der siebten Kalenderwoche des Jahres 2023 zu beenden. Das ist uns nicht leichtgefallen. Aber die olympische Saison war echt anstrengend für die Mitarbeiter, weil sie sehr lang war. Wir sind sehr, sehr früh – im September – ins Eis gegangen, was den deutschen Bobs, Skeletonis und Rennrodlern im Nachhinein sehr geholfen hat, in China die vielen Olympia-Medaillen zu holen. Aber ich kann nicht jedes Jahr meine Mitarbeiter an die Grenzen des Machbaren bringen.

Warum ist das Weltcupfinale jetzt trotzdem in Winterberg?

Wir starten wie geplant erst am 17. Oktober ins Eis und sind nach Altenberg und Oberhof die letzte der deutschen Bahnen. Der Internationale Rennrodelverband FIL kam aber auf uns zu wegen des Weltcups, der in Innsbruck nicht wirtschaftlich ausgetragen werden konnte. Leider erhält der Kufensport durch die Winter-WM der Fußballer keine TV-Zeiten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, was ich sehr, sehr schade finde. Nur um in Katar eine Fußball-WM zu machen, werden Wintersportarten in ihrer Planung beeinflusst. Sie wird torpediert. Das macht uns jetzt einen Strich durch die Rechnung und verlängert unsere Saison um eine Woche.

Wie haben Ihre Mitarbeiter reagiert?

Ich habe mit der Bahncrew gesprochen. Für den Sport gehen alle Mitarbeiter mit. Kufensport kann nur bestehen, wenn diese Veranstaltungen weiterhin stattfinden. Das Lob geht deshalb auch an die ehrenamtlichen Helfer des BRC Hallenberg, ohne die die Durchführung gar nicht möglich wäre. Wir bilden bekanntlich mit dem BRC Hallenberg beim Rennrodeln und mit dem BSC Winterberg beim Bob und Skeleton eine Veranstaltergemeinschaft.

Gab es denn Alternativen zu Winterberg?

Olympiasieg- So jubeln Laura Nolte und Deborah Levi

Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/li.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Robert Michael
Der Sprung aufs Siegerpodest: Laura Nolte (Winterberg/2.v.r.) und Deborah Levi (r) bejubeln ihre Goldmedaille, die Zweitplatzierten Mariama Jamanka (li) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) schauen dabei zu.
Der Sprung aufs Siegerpodest: Laura Nolte (Winterberg/2.v.r.) und Deborah Levi (r) bejubeln ihre Goldmedaille, die Zweitplatzierten Mariama Jamanka (li) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) schauen dabei zu. © dpa | Robert Michael
Mariama Jamanka (l) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) bejubeln ihren zweiten Platz, die Olympiasiegerinnen Laura Nolte (2.v.r.) und Deborah Levi (r) schauen dabei zu.
Mariama Jamanka (l) und Alexandra Burghardt (2.v.l.) bejubeln ihren zweiten Platz, die Olympiasiegerinnen Laura Nolte (2.v.r.) und Deborah Levi (r) schauen dabei zu. © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg) jubelt nach dem Olympiasieg. 
Laura Nolte (BSC Winterberg) jubelt nach dem Olympiasieg.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (r) und Deborah Levi jubeln nach dem Olympiasieg.
Laura Nolte (r) und Deborah Levi jubeln nach dem Olympiasieg. © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen. 
Laura Nolte (BSC Winterberg/re.) und Deborah Levi (SC Potsdam) feiern ihre Goldmedaillen.  © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (r) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln über den Gewinn der Goldmedaille.
Laura Nolte (r) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln über den Gewinn der Goldmedaille. © dpa | Michael Kappeler
Laura Nolte (vorn) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln nach dem Olympiasieg. 
Laura Nolte (vorn) und Deborah Levi aus Deutschland jubeln nach dem Olympiasieg.  © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (r) und Levi Deborah aus Deutschland am Start.
Laura Nolte (r) und Levi Deborah aus Deutschland am Start. © dpa | Robert Michael
Laura Nolte (BSC Winterberg/kniend rechts) und Deborah Levi jubeln über den Gewinn der Goldmedaille. Mariama Jamanka (stehend rechts) und Alexandra Burghardt jubeln über Silber.
Laura Nolte (BSC Winterberg/kniend rechts) und Deborah Levi jubeln über den Gewinn der Goldmedaille. Mariama Jamanka (stehend rechts) und Alexandra Burghardt jubeln über Silber. © dpa | Michael Kappeler
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Im deutschsprachigen Raum gab es für diese Woche keine Alternativen. Wenn wir das Weltcupfinale nicht gemacht hätten, wäre für die Teams eventuell ein riesiger Reiseaufwand hinzugekommen. Wir sind im nach-olympischen Jahr, da ist die Höhe des Budgets in vielen Teams ein Problem – vom Thema Energie- und Kosteneinsparung ganz zu schweigen.

Hätte die FIL nicht einfach auf den Weltcup verzichten können?

Nein, das hat mit der Finanzierung der Internationalen Verbände zu tun. Durch Corona ist es für diese nicht einfacher geworden, den Sport zu finanzieren. Jeder Weltcup, der im Fernsehen übertragen wird, ist wichtig für die Zukunft einer Sportart.

Das war in Innsbruck im November nicht möglich, in Winterberg zum Saisonende ist es das schon. Aber wie garantieren Sie die nötige Eisqualität? In der Woche zuvor ist ein Bob-Europacup, der das Eis ramponieren dürfte.

Wenn die Viererbobs mit 5G und 600 Kilogramm durch die Kurven fahren, ist das so, ja. Deshalb haben wir uns auch mit dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland, der ja ausrichtender Verband ist, abgestimmt. Der Bob-Europacup ist um einen Tag vorverlegt worden – es wurde also noch ein weiterer Verband durch die Fußball-WM beeinflusst – und dann ist die Bahn von samstags bis Dienstagmittag geschlossen. Diese Zeit benötigen wir, um das dickere Eis, das wir für die Bobrennen benötigen, wieder aus der Bahn zu bekommen. Das werden wir schaffen.

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