Arnsberg-Oeventrop. Beim Familientag des TuS Oeventrop wird Sonntag das EM-Endspiel der Frauen live gezeigt. Thorsten Stein spricht über Oberdorf, Popp und den TuS.
Frauenfußball wird beim TuS Oeventrop seit 25 Jahren groß geschrieben. Am Sonntag nutzt der Klub die Gelegenheit und feiert sein Jubiläum mit einem Familientag, in dessen Rahmen als Höhepunkt das Endspiel der Europameisterschaft zwischen Gastgeber England und Deutschland auf einer Leinwand auf dem Sportplatz live übertragen wird.
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Thorsten Stein, unter anderem Trainer der Bezirksligamannschaft des TuS Oeventrop, spricht im Vorfeld über seine Beobachtungen bei der aktuellen Europameisterschaft, schwärmt von Deutschlands Lena Oberdorf und erklärt den Erfolg seines Vereins.
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Herr Stein, ganz Deutschland ist seit spätestens dem Halbfinalsieg der DFB-Elf gegen Frankreich überrascht, wie spielerisch attraktiv Frauenfußball sein kann. Darüber können Sie nur milde lächeln, oder?
Thorsten Stein: Dass die Spielerinnen über jede Menge Qualität verfügen, war tatsächlich im Vorfeld bekannt. (schmunzelt) Aber die vergangenen Jahre waren nicht so prickelnd. Deshalb ziehe ich erstmal den Hut, wie sich die Mannschaft in das Turnier gekämpft hat, wie eine für die andere einsteht. Dass das Team so konstant druckvoll und temporeich spielt, ist allerdings auch für mich überraschend.
Setzt sich damit ein Trend vor, den es vielleicht sogar unter dem öffentlichen Radar in der Bundesliga gibt?
Um das zu beurteilen, sehe ich offen gestanden zu wenig Spiele der Bundesliga. Aber es ist wirklich enorm, welche Laufbereitschaft die Spielerinnen an den Tag legen. Wie Lena Oberdorf Zweikämpfe führt – und gewinnt – ist beeindruckend. Vor ihren präzisen Grätschen müsste sich mancher Sechser bei den Männern fürchten. Sie ist für mich die überragende Spielerin des Turniers. Sie gewinnt alle Zweikämpfe und ist immer da, wo der Ball ist.
Nach dem Halbfinalsieg gegen Frankreich wurde trotzdem Alexandra Popp noch mehr gefeiert.
Poppi hat einen Lauf. Im ersten Spiel saß sie zu Beginn auf der Bank, wurde eingewechselt und trifft seitdem am laufenden Band. Und das bei ihrer ersten EM – eine tolle Geschichte.
Eine tolle Geschichte ist auch das Thema Frauenfußball beim TuS Oeventrop. Wie sehr hoffen Sie auf einen Hype durch die EM?
Ich hoffe schon, dass wir aus der aktuellen Euphorie etwas mitnehmen können. Ob jetzt in der Bundesliga 500 Zuschauer mehr kommen oder nicht – wichtiger wäre, dass die Vereine an der Basis profitieren.
Der bislang letzte Hype liegt lange zurück. Wann gab es überhaupt einen? 2011 bei der Heim-WM hoffte man darauf und wurde enttäuscht.
Das bislang letzte Mal, dass wir einen Push erlebt haben, war nach der Heim-WM der Männer 2006, dem Sommermärchen. Zwei Jahre später, 2008, hatten wir beim TuS zwei Frauenmannschaften und zehn Mädchenmannschaften im Spielbetrieb. Jetzt sind es immer noch zwei Frauen- und vier, fünf Mädchenteams; dazu spielen zwei, drei Gruppen im Minialter. Wir haben immer noch rund 150 Frauen und Mädchen, das ist schon eine Menge.
Was haben Sie oder der TuS damals richtig gemacht und andere falsch?
In richtig oder falsch würde ich das nicht klassifizieren. Wir haben das Glück gehabt, dass wir viele Frauen begeistern konnten, den Trainerschein zu machen. Wir in Oeventrop haben fast 25 ausgebildete Trainerinnen. Das ist etwas, was uns in den vergangenen Jahren immer ausgezeichnet hat.
Und es gibt Sie als Antreiber.
Es muss immer einen Vollidioten geben, der vorneweg geht. (lacht) Im Ernst: Das Schöne ist, dass wir so aufgestellt sind, dass es ohne Probleme weiterginge, wenn ich aufhören würde. Wir haben ein großes Team, ohne das es auch nicht gehen würde.
Ein großes Team und einen großen Zusammenhalt hat ganz offensichtlich auch die Nationalmannschaft. Was tippen Sie im Endspiel zwischen England und Deutschland?
Das wird eine ganz enge Kiste. Ich tippe aber auf einen 3:2-Sieg für Deutschland und hoffe, dass wir auf unserem Sportplatz ordentlich den Titelgewinn feiern können.