Leipzig/Meschede. Frederike Kempe ist seit Jahren Profifußballerin. Mit RB Leipzig startete sie jetzt in die Vorbereitung – und schaut natürlich auch zur EM.

Dieses Bild verdeutlicht ihren Anspruch. Als die Fußballerinnen des Zweitligisten RB Leipzig beim Trainingsauftakt ein paar Laufrunden drehen, joggt Frederike Kempe vorneweg. Sie will Führungsspielerin sein – sie will ihren Beitrag leisten, damit am Ende der neuen Saison der ersehnte Aufstieg in die 1. Bundesliga steht. In diesen Tagen liegt der Fokus der 25-jährigen Sauerländerin aber nicht nur auf ihrem Klub, sondern auch auf der Nationalmannschaft und deren Abschneiden bei der Europameisterschaft in England. Kempe – überrascht mit ihrer Titelprognose.

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Als Tabellendritter verpassten die Leipzigerinnen in der vergangenen Saison den angestrebten Sprung in die Erstklassigkeit. Kurz darauf gab RB die Trennung von Trainerin Katja Greulich bekannt, auf die mit Saban Uzun der einst jüngste Cheftrainer der Frauen-Bundesliga folgte. „Jetzt gilt es natürlich, sich erstmal kennenzulernen“, erzählte die aus Meschede stammende Kempe: „Die ersten Eindrücke waren aber schon mal sehr gut und ich bin gespannt, was in dieser Saison möglich ist.“

Kempe lobt DFB-Team

Was bei der aktuell laufenden Europameisterschaft in England für das DFB-Team möglich ist? Darauf will sich Kempe nicht festlegen, nur so viel: als neuen Titelträger tippt sie mit England einen Kontrahenten. „Wobei ich nicht gut tippen kann“, erklärt die Sauerländerin schmunzelnd. Vielleicht reißt nach dem Finale am 31. Juli im legendären Wembley-Stadion also doch die aus Gevelsberg stammende DFB-Kapitänin Alexandra Popp die EM-Trophäe in den Londoner Himmel?

Gute Laune beim Training: Alexandra Popp stammt aus Gevelsberg und ist Kapitänin der Nationalmannschaft.
Gute Laune beim Training: Alexandra Popp stammt aus Gevelsberg und ist Kapitänin der Nationalmannschaft. © dpa | Sebastian Gollnow

Beeindruckt ist Kempe vom bisherigen Auftritt ihrer Kolleginnen. „Deutschland spielt bislang ein sehr starkes Turnier“, sagt die Abwehrspielerin: „Die Mannschaft wirkt sehr eingespielt und es wirkt so, dass sich jede Spielerin dem Erfolg der Mannschaft unterordnet und genau weiß, welche Rolle sie übernimmt“, sagt Kempe.

Die klare Rollenfestlegung innerhalb des Teams hob auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg nach dem Einzug ins Viertelfinale als positiven Aspekt hervor. In vorherigen Turnieren sei das anders gelaufen, aus diesem Fehler habe man gelernt, sagte Voss-Tecklenburg.

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Frederike Kempe überraschte allerdings etwas anderes bei den bisherigen Spielen der DFB-Elf. „Es hat mich überrascht, wie fit und athletisch die deutsche Mannschaft wirkt. Über 90 Minuten schafft sie es, ein extremes Tempo auf den Platz zu bringen“, sagt die Sauerländerin. „Alle Spielerinnen arbeiten bei Ballverlust direkt mit nach hinten. Genauso schieben alle Spielerinnen beim Angriff mit nach vorne“, analysiert sie.

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Die einstige U-Nationalspielerinnen spricht alles in allem sehr positiv über Alex Popp, Lena Oberdorf und Co. Trotzdem reicht es nicht für den Titelgewinn? „Mit den verbleibenden Teams warten jetzt richtig spannende und attraktive Spiele auf uns“, antwortet sie: „Und ich fand England in der Gruppenphase extrem stark, Frankreich ebenso.“

Österreich keine Überraschung

Vorerst wartet allerdings Österreich als nicht zu unterschätzende Hürde auf Deutschland. An diesem Donnerstag, 21 Uhr, wird es ernst. „Für mich ist es nicht überraschend, dass Österreich im Viertelfinale steht. Man kennt viele Spielerinnen aus der Bundesliga und sie haben einen extrem starken Teamgeist“, erklärt Frederike Kempe. Sie tippt trotzdem auf einen 3:1-Sieg für Deutschland im Viertelfinale.

Ob sich dann ein Hype um den Frauenfußball intensiviert und auch im Sauerland nach zuletzt dürftigen Nachrichten eine Kehrtwende einstellt, ist ungewiss. Vorbilder, denen nachgeeifert werden kann, gibt es ja bereits – zum Beispiel: Frederike Kempe.