Meschede. Nico Helleberg ist erst 21 Jahre alt – und doch Trainer des Fußball-A-Ligisten SSV Meschede. Seine Ziele, sein Plan und seine Leidensgeschichte.

Diese 21 – ist für Franz Schamoni (fast) nur eine Zahl. Dass sein Trainer Nico Helleberg erst 21 Jahre alt und damit der jüngste Fußballtrainer einer Seniorenmannschaft im Hochsauerlandkreis ist, lässt den Abteilungsleiter des A-Kreisligisten SSV Meschede nur mit den Schultern zucken. „Taktisch und fußballerisch macht ihm keiner etwas vor“, sagt Schamoni über Helleberg und ergänzt: „Ich traue Nico zu, dass er den SSV Meschede wieder auf die Beine bekommt und zunächst ins ruhige Fahrwasser führt.“ Denn Helleberg besitzt eine beeindruckende Vita.

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Nachdem der SSV auf Grund des Bezirksligaaufstiegs von Fatih Türkcücü Meschede die Qualifikation für die eingleisige A-Liga schaffte und die eigentlich vorgesehenen Trainer Daniele Murgo und Peter Kozok einen Rückzieher machten, zauberte Schamoni seinen jetzigen Coach aus dem Hut, besser gesagt: aus der Jugendabteilung.

SSV Meschede: Helleberg stand parat

„Ich bin mit Nico, da er die D-Jugend beim SSV Meschede trainiert, immer in Kontakt gewesen. Als dann Daniele und Peter Mitte Juni zurücktraten, musste ich zügig handeln. Wir sind uns schnell einig geworden“, berichtet Schamoni. Und Nico Helleberg ergänzt: „Als der Anruf von Franz Schamoni kam, habe ich nicht lange überlegt. Ich trainiere bereits seit zwei Jahren die U13 des SSV Meschede und bin in der abgelaufenen Saison mit der Mannschaft in die Bezirksliga aufgestiegen. Fußball war und ist mein Leben. Da bin ich mit Leib und Seele dabei und freue mich jetzt riesig auf meine erste Trainerstation im Seniorenbereich.“

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Die Fußball-Karriere des 21-jährigen Fans von Bundesligist Borussia Dortmund begann verheißungsvoll. Von der G- bis zur E-Jugend spielte Helleberg beim SSV Meschede und anschließend ein Jahr für den SC Neheim, ehe er in die U13 des BVB nach Dortmund wechselte. „Ich wurde zum Probetraining nach Dortmund eingeladen. Der BVB wollte mich unbedingt haben. Ich habe dann in der U17 des BVB unter Sebastian Geppert, der heute im Trainerstab von Cheftrainer Edin Terzic ist, in der Bundesliga gespielt. Der Vertrag wurde danach allerdings nicht verlängert, da ich mir bei einem Turnier in Dubai das Kreuzband und den Außenmeniskus gerissen habe“, erzählt Nico Helleberg.

Nico Helleberg, jetziger Trainer des SSV Meschede, wurde als aktiver Fußballer von Sascha Eickel (rechts) nach Braunschweig geholt.
Nico Helleberg, jetziger Trainer des SSV Meschede, wurde als aktiver Fußballer von Sascha Eickel (rechts) nach Braunschweig geholt. © Privat

Er kämpfte sich aber zurück – und im Sommer 2018 holte ihn der Sauerländer Sascha Eickel in die U19 von Eintracht Braunschweig. „Dort lief es zunächst für ein halbes Jahr sehr gut, ehe im Winter 2018/19 ein größerer Knorpelschaden diagnostiziert wurde. Danach haben mir die Spezialisten gesagt, dass ich den Profifußball auf Grund der Verletzungen an den Nagel hängen soll.“

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Doch die Verletztenmisere ging weiter. Nach einem Jahr Pause wollte Nico Helleberg, der zurzeit eine Ausbildung als Industriekaufmann absolviert, bei den Senioren seines Heimatvereins in Meschede wieder anfangen. Nach nur zwei Wochen riss erneut das Kreuzband. „Ich habe in den vergangenen fünf Jahren vier schwere Knieoperationen gehabt. Das muss ich erst einmal verdauen“, sagt er, wenngleich die schönen Erlebnisse im Gedächtnis überwiegen. „Ein besonderes Highlight war das erste internationale Turnier mit dem BVB in St. Petersburg. Dort waren Mannschaften wie der FC Porto, Juventus Turnin und der FC Chelsea zu Gast“, erinnert sich Helleberg.

Autoritätsprobleme?

„Aber das Traineramt reizt mich. Ich möchte, dass beim SSV Meschede wieder Ruhe einkehrt und wir uns peu á peu in den kommenden Jahren weiter entwickeln“, erzählt Helleberg. Zunächst sei es natürlich wichtig, aus den vielen Zugängen eine schlagkräftige Mannschaft zu formen. „Der Spaß muss zurückkommen und jeder muss dafür alles geben“, betont Nico Helleberg, der die U15 parallel weiter trainiert.

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Autoritätsprobleme befürchtet Abteilungsleiter Franz Schamoni übrigens nicht. „Darüber mache ich mir keine Gedanken. Nico hat die volle Unterstützung des Vereins und wir setzen ihn nicht unter Druck. Ich denke, er wird sich mit Ünal Görgün sehr gut verstehen“, sagt der Abteilungsleiter und ergänzt: „Er darf in seinem jungen Alter auch mal Fehler machen.“