Arnsberg. Der Oberliga-Aufstieg der HVE Villigst-Ergste ist sensationell. Der aus Arnsberg stammende Trainer Tobias Genau verrät ein antreibendes Verbot.

Einst begeisterte er die Fans in der proppevollen Rundturnhalle als wurfgewaltiger Linkshänder des TV Arnsberg. Später spielte Tobias Genau unter anderem beim Soester TV und bei der HSG Menden-Lendringsen, ehe der Sauerländer die Trainerkarriere einschlug. Als Coach der HVE Villigst-Ergste gelang Arnsbergs Exportschlager in Sachen Handball in der vergangenen Saison eine Sensation: der Aufstieg in die Oberliga. Der 43-Jährige spricht über das Erfolgsrezept, einen Oberligisten ohne Etat – und fühlt sich an seinen ehemaligen Klub erinnert.

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Tobias Genau, bekanntlich zieht ein Aufstieg einen Party-Marathon nach sich – und am Ende gehts auf Mannschaftsfahrt nach Mallorca. Haben Sie als Trainer mitgezogen?

Tobias Genau: (schmunzelt) Nach dem entscheidenden Spiel gegen die SG Schalksmühle-Halver II, das wir knapp mit 31:30 gewannen, bin ich sonntagmorgens um 9 Uhr bei meinem Torwarttrainer in Villigst ins Bett gefallen. Ich wusste gar nicht, dass ich so etwas noch kann. (lacht) Die Mannschaftsfahrt habe ich aber den Jungs überlassen und war lieber wandern.

Sie arbeiteten vor dem Engagement in Villigst als Trainer der Frauen des ASC Dortmund – erfolgreich sogar. Warum ging es zurück zu einer Herrenmannschaft?

Die Frauen des ASC Dortmund habe ich tatsächlich vier Jahre lang trainiert. Wir sind viermal in Folge Vizemeister geworden und dann in die 3. Liga aufgestiegen. Es hat größtenteils Spaß gemacht, aber nach vier Jahren habe ich festgestellt, dass ich einfach kein Frauentrainer bin. Ich habe die Mannschaft mit einem Erfolg übergeben, hatte selbst aber nichts Neues. Denn nach Villigst kam ich eher zufällig.

Ein im Nachhinein schöner Zufall.

Das kann man so sagen. (grinst) Die Mannschaft besteht aus einem starken HVE-Kern, zu dem einige externe Spieler hinzugekommen sind. Alle ziehen komplett mit, das ist ziemlich genial.

Das klingt so, als könne die Oberliga auch eine Art Durchgangsstation sein.

Auf gar keinen Fall. Niemand hat doch mit unserem Aufstieg gerechnet. Unser Ziel war der Klassenerhalt, ehrlich. Die Mannschaft verfügt schließlich über null Euro Budget. Es gibt nicht einmal Spritgeld. Übrigens: Ich habe zwischenzeitlich sogar verboten, über den Oberliga-Aufstieg zu sprechen.

Tobias Genau, ehemaliger Handballer des TV Arnsberg und jetzt Trainer der HVE Villigst-Ergste, genießt das Schützenfest in Arnsberg 2022.
Tobias Genau, ehemaliger Handballer des TV Arnsberg und jetzt Trainer der HVE Villigst-Ergste, genießt das Schützenfest in Arnsberg 2022. © Privat

Das müssen Sie erklären.

Als sich abzeichnete, dass wir oben mitspielen können, fingen diese Sprüche an, dass wir in die Oberliga aufsteigen. Ich wollte die Euphorie zwar einerseits nicht dämpfen, aber auch nicht, dass die Mannschaft zu selbstsicher wird. Während meiner Anwesenheit haben sich die Jungs dran gehalten und nicht mehr über die Oberliga gesprochen. (grinst).

Aber nicht bis zum Saisonende.

Nein, nicht bis zum Saisonende. Es gab eine Phase, in der wir drei Spiele innerhalb von fünf Tagen gegen unsere Verfolger hatten. Als wir dienstagabends vor 250 HVE-Fans auswärts in Hombruch gespielt und mit der Schlusssirene ausgeglichen haben, was ziemlich geil war, habe ich das Verbot aufgehoben. Es wäre zugegebenermaßen schwer gewesen, es aufrechtzuhalten.

Welche Rolle kann Ihr Team in der Oberliga denn spielen?

Der Verein bleibt seiner Linie treu, was das Finanzielle angeht. Ich kann Spieler mit der Oberliga locken, mit einem geilen Team und einer vollen Halle. Wir sind das kleine St. Pauli der Oberliga. (schmunzelt) Und als solches werden wir Spiele verlieren, aber gegen etliche Gegner auch mithalten können. Wissen Sie was?

Bitte.

Mich erinnern einige Dinge beim HVE an meine Zeit beim TV Arnsberg in der Verbandsliga. Wir sind in unserer engen und voll besetzten Halle heimstark, kein Gegner kommt gerne zu uns. Das war in Arnsberg ebenfalls der Fall. Auch das Umfeld der Mannschaft erinnert mich an früher, als wir mit zwei Bussen zu Auswärtsspielen fuhren. Ich mochte das sehr – und mag das heute immer noch.