Medebach. Die Fußballer von Fatih Türkgücü Meschede haben Vereinsgeschichte geschrieben. Erstmalig in ihrer Historie gelingt der Sprung in die Bezirksliga.
Nur Augenblicke waren seit dem Schlusspfiff im Medebacher Hansestadion vergangen, da wusste Durmus Acar gar nicht wohin mit seinen Gefühlen. Nachdem sein Klub Sekunden zuvor erstmals in der Vereinsgeschichte den Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga geschafft hatte, entschied sich Acar für ein breites Grinsen und unbändige Freude. Ausgerechnet am 33. Geburtstag seines Vorsitzenden Acar hatte der FC Fatih Türkgücü Meschede trotz der 0:1 (0:0)-Niederlage im Rückspiel der Relegation zum Aufstieg in die Bezirksliga nach dem 3:1-Hinspielsieg diesen historischen Schritt sichergestellt.
Riesenjubel im Hansestadion in Medebach
Nach dem Abpfiff des souveränen Unparteiischen Lukas Kitowski (TSV Röddenau) hatte es für die Gäste kein Halten mehr gegeben. Vor etwa 700 Zuschauern im Medebacher Hansestadion stürmten die jubelnden Fans Fatihs den Platz. Die Gästespieler feierten, stimmten lautstarke Gesänge an und lagen sich jubelnd in den Armen – während die Medebacher Kicker trotz zuvor tollen Kampfes mit leeren Händen und enttäuscht zu Boden sanken.
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Nach zwei umkämpften Relegationsspielen hatte sich der Meister der Kreisliga A West in dieser letzten Aufstiegsrelegation des Fußballkreises Hochsauerlandkreis zwar knapp mit insgesamt 3:2 durchgesetzt – gleichwohl durchaus verdient. „Das ist einfach nur genial. Die Medebacher haben sehr gut gespielt und uns alles abverlangt, aber für uns war heute der perfekte Tag, um aufzusteigen. Es geht keiner früh ins Bett – die Innenstadt in Meschede wird ,abgebrannt’!“, versprach Geburtstagskind Durmus Acar auf dem Rasen.
Eine Woche zuvor waren beide Mannschaften im Relegationshinspiel im Mescheder Dünnefeld aufeinandergetroffen. Vor mehr als 1100 Zuschauern hatte insbesondere Meschedes Kapitän Yilmaz Azak mit seinen beiden Treffern für die glänzende Ausgangsposition seiner Mannschaft für das entscheidende Rückspiel in Medebach gesorgt. Fatih Türkgücü zeigte eine vor allem im zweiten Abschnitt gute Vorstellung, die mit einem 3:1-Sieg endete und bereits nach dem ersten Duell beste Aufstiegschancen offeriert hatte.
TuS Medebach wittert seine Chance
Am Samstagnachmittag dann nutzte die Mannschaft von Spielertrainer Ekrem Yavuzaslan auf dem für sie durchaus ungewohnten Rasenplatz ihre Aufstiegschance im Rückspiel. Eines war direkt klar: Die 33 Grad Celsius Außentemperatur bei knallender Sonne spielten im Hansestadion den Gästen in die Karten, denn zwei Tore aufzuholen schien aufgrund der Bedingungen ein allzu schweres Unterfangen für den TuS Medebach zu werden. Gleichwohl zeigten die Hausherren, dass sie weiterhin an ihre Aufstiegschance glaubten.
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Nachdem die Gäste durch Kerim Yavuzaslan per Kopf (12.) gescheitert waren, hämmerte Medebachs Kapitän Fabian Müller einen 25-Meter-Freistoß an den linken Außenpfosten. Torhüter Maik Schemme konnte nur staunend zuschauen – auch, wie Felix Schröder die Nachschusschance freistehend versiebte (19.). Felix Schröder beendet mit einer Kopfballgelegenheit (45.) auch den ersten Abschnitt, nach dem noch wenig auf eine gelungene Aufholjagd des TuS hindeutete.
Diese Eindruck änderte sich im zweiten Durchgang. Zunächst tanzte Fabian Müller, wieder Dreh- und Angelpunkt des Spiels des Gastgebers, vier Gegenspieler aus und vergab knapp (49.), dann markierte Felix Schröder mit seiner dritten Torchance per Kopf das 1:0 (50.) für den TuS Medebach. Plötzlich herrschte mehr Hektik auf dem Spielfeld – der Meister der Kreisliga A Ost witterte seine Chance und erspielte sich eine Riesengelegenheit: TuS-Stürmer Jonas Köster tauchte frei vor Meschedes Schlussmann Maik Schemme auf – doch der parierte den Schuss überragend und bewahrte seine Mannschaft vor dem zweiten Gegentor (55.). „So ein Riesending müssen wir natürlich nutzen“, blickte Kapitän Fabian Müller dieser großen Möglichkeit sehnsüchtig hinterher.
Mescheder verteidigen ihren Vorsprung
Es war eine Szene, die Einfluss auf das Spiel nahm. Obwohl der TuS ackerte und alles versuchte, wollte im Anschluss nicht mehr viel gelingen. Joker Abdoul Sidibe probierte es noch, zielte aber über den Kasten des Gegners (78.). Fatih Türkgücü Meschede konnte in der gesamten zweiten Halbzeit nicht mehr zulegen und verteidigte den knappen Vorsprung. Nach einer sechsminütigen Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Lukas Kitowski ab – und die Party der Mescheder konnte beginnen. „Für unseren Verein ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte Seyfullah Kara, ehemaliger Vorsitzender des FC Fatih Türkgücü Meschede.
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Enttäuscht, aber erhobenen Hauptes bedankten sich die Spieler des TuS Medebach bei ihren Anhängern. Das Team von Trainer Vitalis Paul hatte sich auch das Lob des Gegners insbesondere in diesem Rückspiel verdient und war nur knapp am Aufstieg in die Bezirksliga gescheitert.
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Spielführer Fabian Müller zeigte sich nach dem Schlusspfiff kämpferisch. „Wir haben alles reingehauen, am Ende hat es aber leider nicht gereicht. Wir haben eine mehr als perfekte Saison gespielt und werden weitgehend als Mannschaft zusammenbleiben. Man sehen, was dann in der neuen eingleisigen Kreisliga A möglich sein wird. Wir wollen auf jeden Fall wieder angreifen“, sagte er. Dann blickte Müller hinüber zur Jubeltraube des Gegners – durchaus mit Wehmut im Blick.