Halle an der Saale/Arnsberg. In der 1. Handball-Bundesliga der Frauen ist ein Klub unter anderem von Covid-19 geplagt – mit drastischen Folgen. Mitten drin: eine Arnsbergerin

Es ist ein Vorfall, der in der 1. Handball-Bundesliga der Frauen bemerkenswert ist und keineswegs den Alltag darstellt: Der SV Union Halle-Neustadt, die „Wildcats“, mussten ihr Heimspiel gegen Borussia Dortmund absagen, weil sie sich in einer dramatischen personellen Lage befinden. Mitten drin steckt Handballerin Thara Sieg aus Arnsberg, eine der Torfrauen der Hallenserinnen.

Handball-Bundesliga: 13 Spielerinnen fehlen

Die 21-Jährige, die seit 2020 in Halle an der Saale spielt und bei dem SV Union den Sprung zur Profi-Handballerin geschafft hat, ist derzeit eine der wenigen Spielerinnen im Kader des Teams, die nicht coronapositiv oder anderweitig erkrankt beziehungsweise (schwer) verletzt sind. 13 (!) nicht spielfähige Spielerinnen hat der Verein mittlerweile – der Klub reagierte. „Diese dramatische Verletzungssituation hat den Verein veranlasst, das Spiel am Mittwochabend gegen Borussia Dortmund absagen. Die Bundesligapartie wird mit 0:0 Toren und 2:0 Punkten für Borussia Dortmund gewertet“, schreibt der SV Union auf seinem Internetauftritt. „Wir haben eine große Verantwortung für unserer Spielerinnen, und wir sind jetzt an einen Punkt angekommen, wo wir uns schützend vor unsere Mannschaft stellen müssen, um weitere Verletzungen auszuschließen“, sagt Sportdirektor Jan-Henning Himborn.

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Neben zahlreichen Coronafällen in der Mannschaften war das Lazarett des Sieg-Teams zuletzt nach dem 29:27-Heimsieg über die Sport-Union Neckarsulm durch zwei weitere schwere Verletzungen noch vergrößert worden. Uwe Stemberg, Spielleiter der 1. Handball-Bundesliga der Frauen, war dem Gesuch des SV Union Halle-Neustadt daher am Dienstagmorgen nachgekommen. Einen Ausweichtermin wird es allerdings nicht geben – das Spiel ist schon für den BVB gewertet worden.

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Thara Sieg verpasst damit nicht nur ein erneutes Wiedersehen mit ihrem alten Verein, von dem aus sie nach Halle in die 1. Liga gewechselt war, sondern erlebt derzeit eine große Krise innerhalb ihres neuen Klubs. „Momentan ist bei uns alles sehr verrückt“, sagt die Arnsbergerin. Aus einem Coronafall habe sich eine extreme Dynamik entwickelt, sie selbst sei bislang jedoch nicht betroffen und nicht erkrankt.

SV Union Halle-Neustadt: Spielerinnen sind angeknockt

Bei der HL Buchholz 08 Rosengarten, dem bisherigen Tabellenvorletzten, hatte der SV Union Halle-Neustadt zuletzt mit 18:26 (11:15) verloren und war schon dort stark ersatzgeschwächt angetreten. Torhüterin Thara Sieg war in der zweiten Halbzeit in die Partie gekommen und hatte einen Ball ins Gesicht bekommen. Die Sauerländerin trug ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Schädelprellung davon und verpasste die nachfolgende Partie gegen die Sport-Union Neckarsulm folgerichtig.

Sie verstehe den Verein, dass das Spiel gegen Borussia Dortmund abgesagt wurde. „Irgendwann ist man an einem Punkt, an dem endgültig die Gesundheit der Spielerinnen im Vordergrund steht“, sagt Thara Sieg.

Die Spielerinnen, „die Corona hatten und jetzt wieder im Training sind, haben oft Probleme mit der Luft und durchlaufen jetzt kardiologische Untersuchungen. Es ist irgendwie alles ganz wild“, ergänzt die Ex-Torfrau des TV Arnsberg.