Allendorf/Dortmund. Bob-Sportlerin Katharina Wick aus Allendorf hat sich Olympische Ringe stechen lassen. Jede Tätowierungen erzählt Geschichte und hat Bedeutung
Irgendwann schließt sich der Kreis. Als sich Bob-Olympionikin Katharina Wick aus Allendorf ihr erste Tattoo stechen lassen wollte, musste sie auf Wunsch ihrer Eltern warten bis sie volljährig war. Mehr als sieben Jahre ist das her. Inzwischen ziert das achte gestochene Kunstwerk den Körper der Wintersportlerin. Jetzt ging sie gemeinsam mit ihrer Mutter ins Tattoo-Studio und beide ließen sich ein verbindendes Familiensymbol mit Baummotiv stechen.
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Im Nachhinein findet sie die reservierte Haltung ihrer Eltern damals richtig. „Als Jugendlicher überlegt man sich das eine oder andere ja auch mal wieder ganz schnell anders“, sagt die heute 25-jährige Profisportlerin, „von daher ist es gut, dass man sich erst ab 18 Jahren ohne Zustimmung der Erziehungsberechtigten tätowieren lassen darf. Das ist ja besser als wenn man nachher etwas bereuen muss“.
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Katharina Wick bereut von ihrem ersten Motiv nichts, aber auch gar nichts. Es war ein BVB-Tattoo mit Vereinslogo und Stadtadler. Sie ist durch und durch ein Borussia-Fan. „Ich wurde so erzogen“, sagt sie. Außerdem sei Dortmund schon immer ihre zweite Heimat gewesen. Seit der 2. Klasse trainierte sie hier mehrmals die Woche als junge Leichtathletin und daher stammen auch ihre Großeltern. Und so kann sie sich auch vorstellen, dass sie sich als nächstes Tattoo-Projekt das BVB-Tattoo ein wenig erweitert, „Auf den Armen ist ja noch etwas Platz“, sagt sie.
Platz 18 bei Olympia
Bei den Olympischen Spielen in Peking startete Katharina Wick als Anschieberin im Zweier-Bob mit Pilotin Andreea Grecu für Rumänien.
Mit Platz 18 im Wettbewerb war sie gar nicht zufrieden - das Duo hatte insgeheim auf einen Platz unter den „Top 10“ gehofft. Vom für sie bislang einzigartigen Olympischen Feeling in China zeigte sich die aus Allendorf stammende Sportlerin allerdings absolut begeistert.
Nicht austauschbar
Austauschbare Tattoos hat Katharina Wick in den meisten Fällen nicht. Fast alle Motive hat sie selbst gezeichnet und skizziert - die Tattoo-Künstler setzen dies dann bei ihr immer nur „schwarz weiß“ um. Wichtig ist ihr, dass alle Motive, die sie auf ihrem Körper trägt, auch eine tiefere persönliche Bedeutung haben. So wie ihr Lieblingsmotiv auf dem Unterarm: Es zeigt eine Sanduhr mit Flügeln. „Das ist mega schön“, sagt Katharina Wick, „es soll ausdrücken, dass man seine Zeit nutzen muss, weil es schnell vorbei sein kann“. Und wie sie das so sagt, wird ihre Stimme bedrückt. Sie erzählt von früh gestorbenen Freunden.
Für Erinnerungen an einen gerade für eine Sportlerin kaum zu übertreffenden Glücksmoment steht ein anderes Tattoo. Nach den Winterspielen in China im Februar hat sich die aus Allendorf stammende Bob-Anschieberin - sie startete für ein rumänisches Bobteam - die olympischen Ringe mit dem Schriftzug Bejing 2022 in den rechten Innenarm stechen lassen. „Olympia war der Wahnsinn, ein einmaliges Erlebnis“, erzählt sie. Die Ringe hat sie sich erst nach den Spielen tätowieren lassen. „Es hätte ja eine Verletzung dazwischen kommen können“, sagt sie.
So wie im Moment, wo sie eine hartnäckige Knieverletzung zu einer Pause zwingt. „Meine Vorbereitung soll aber in der kommenden Woche wieder beginnen“, erzählt Katharina Wick. Zunächst mit einem auf die Verletzung angepassten Programm, später dann mit dem speziellen Training für Bob-Anschieberin. Im Sommer wird das Anschieben auch mit Bobs auf Rollen simuliert. Trainiert wird wieder für den Zweier-Bob. „Leider gibt es ja keine Vierer-Bobs für Frauen oder als Mixed“, sagt sie, „einmal im Vierer wäre schon super“.
Katharina Wick mag den Teamgedanken. Auch das spiegelt sich auf ihrer Tattoo-Landkarte wider. Es ist auch noch nicht lange her, da hat sie sich ein Gruppentattoo stechen lassen - gemeinsam mit ihren Bobsport-Freundinnen Kati Beierl aus Österreich und Vanessa Mark aus Deutschland. Jede trägt ihr eigenes Konterfei mit einem Dosentelefon am Ohr auf dem Bein. „Und wenn wir drei unsere Beine aneinanderstellen, sind wir so miteinander verbunden“, erzählt Katharina Wick.
Mal symbolisch, mal schön, mal imposant. Das größte Tattoo, dass die Olympionikin trägt, ist ein Box-Handschuh mit Rosen („man muss sich durchboxen“) auf dem linken Oberarm. Bereitet ihr das Stechen Schmerzen? „Angenehm ist es nicht“, verrät die Sauerländerin, „man weiß aber ja, wofür es gut ist“. Außerdem würde sie immer darauf achten, dass sie sich vor dem Tattoostechen richtig ernährt, um nicht zu dünnflüssiges Blut zu haben. „Wichtig ist aber auch, dass man weiß, in welches Studio man geht“, rät sie. Bislang habe sie keine Komplikationen mit Tattoos gehabt.
Das BVB-Tattoo weckt immer wieder das Interesse. Mit dem Motiv sei Katharina Wick in Rumänien sogar vor den Olympischen Spielen ins Fernsehen gekommen. Ablehnung aufgrund ihrer Tätowierungen habe sie noch nie erfahren. Mit einer Ausnahme allerdings: „Für das BVB-Tattoo kommen von den Schalke-Fans natürlich immer Sprüche“, sagt sie. Da kann sie aber drüber stehen. Echte Liebe halt….