Arnsberg. Der ehemalige Verbandsligist TV Arnsberg droht, in die Handball-Kreisliga abzusteigen. Im Interview stellt sich Abteilungsleiter Fabian Niehaus.
Es ist noch gar nicht so lange her, da spielten die Handballerinnen des TV Arnsberg in der Ober- und die Herren in der Landesliga. Mittlerweile bereitet sich das Frauenteam, das sich nach siegloser Startphase aus der Verbandsliga zurückgezogen hat, auf einen Neuanfang in der Landesliga vor. Und die Herren stehen vor einem historischen Absturz in die Kreisliga.
Vor dem möglicherweise für lange Zeit letzten Derby beim VfS Warstein spricht TVA-Abteilungsleiter Fabian Niehaus über die aktuelle Lage und Perspektiven.
Herr Niehaus, kommen wir zum jüngsten Aufreger, dem kampflosen Punktverlust wegen Nichtantritts in Letmathe. Wie konnte es dazu kommen?
Fabian Niehaus: Bei vorangegangenen Spielen und bei der Trainingseinheit am Mittwoch haben sich noch mehrere Spieler verletzt. Dazu kam noch ein Coronafall. So deutete sich an, dass wir keine Mannschaft zusammenbekommen, denn die A-Jugendlichen hatten in Teilen schon an den Spielen gegen Sundern und Lünen teilgenommen. Dazu kam, dass die A-Jugend selber Meisterschaftsspiele am Mittwoch und Sonntag hatte und in der zweiten Mannschaft aushelfen musste. So hätten einige neben dem Training drei bis fünf Spiele innerhalb von sieben Tagen absolvieren müssen. Dies wäre nicht zu verantworten gewesen. Zu unserer Freude war Letmathe auch einverstanden und wir waren eigentlich guter Dinge, als wir am Freitag den Antrag an den Staffelleiter Volker Hallmann eingereicht haben. Mir ist völlig unverständlich, warum er den abgelehnt hat, deshalb haben wir auch die 50 Euro Gebühren aufgewendet und Einspruch eingelegt.
Hallmann meinte, der Antrag sei viel zu spät erfolgt und verweist auf die Zusatzbestimmungen.
Die Vier-Tage-Regel war in diesem Fall nicht einzuhalten, weil uns ja erst im Laufe des Donnerstags klar wurde, dass es ganz eng werden könnte. Und danach fing das Herumtelefonieren und Suchen nach Lösungen erst an. Wir haben uns ja nicht auf Corona berufen, sondern auf extremes Verletzungspech. Das kommt immer mal vor und ist, wenn der Gegner mit einer Verschiebung einverstanden ist, eigentlich kein Problem. Deshalb der Einspruch.
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Ist der TVA bei den Offiziellen nicht gut gelitten? Sie haben Kritik an der Corona-Politik des Verbandes geübt und bemängelt, dass die Saison ohne Rücksicht auf Gesundheit und Fairnessgedanken durchgezogen werden soll.
Mir fehlt tatsächlich für etliche Entscheidungen das Verständnis, da werden aus meiner Sicht falsche Prioritäten gesetzt. Wer auf- oder absteigt, wird doch zum Glücksspiel. Und dann auch noch die ständig unterschiedlichen Auslegungen zwischen Verband und Bezirk. Mag sein, dass ich als Rebell abgestempelt bin, aber das müsste Hallmann ausblenden und professionell handeln und nicht ohne echte Begründung uns die Punkte abziehen.
Zur Abstiegsnot kommen auch avisierte Abgänge von Leistungsträgern. Macht es überhaupt Sinn, sich mit aller Macht gegen den Abstieg zu wehren?
Man kann der Auffassung sein, dass der Neuaufbau mit extremer Verjüngung des Kaders in der Kreisliga sinnvoller ist. Ich meine aber, unsere Talente würde das Stahlbad Bezirksliga deutlich weiterbringen. Wir werden alles daran setzen, den sich anbahnenden Zweikampf mit Halingen II zu unseren Gunsten zu entscheiden – auch wenn das Momentum gegen uns spricht.
Ihre fünfjährige Amtszeit ist gespickt mit Rückschlägen. Werden Sie auch im Falle des Kreisliga-Abstieges weitermachen?
Ich bin ein Kämpfer und mit vollem Herzen dem TVA verbunden. Aufgeben ist keine Option, zumal wir ja mit unserer hervorragenden Nachwuchsarbeit mit zweistelliger Zahl an Mannschaften an der Basis gut aufgestellt sind. Unser Pech war, dass sich, beginnend in 2013 mit Marian Stratenschulte und Jan Klute, immer wieder Leistungsträger verabschiedet haben, um sich höherklassigen Vereinen anzuschließen. Wir können den Abwärtstrend nur aufhalten, wenn die künftigen Stammkräfte Zusammenhalt und Vereinstreue in den Mittelpunkt stellen. Es kann nichts Schöneres geben, als im Kreise von langjährigen Teamkollegen und Freunden seinem Hobby nachzugehen.
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Wie ist Ihre Erwartungshaltung für das Derby in Warstein?
Auf dem Papier spricht so gut wie alles gegen uns. Zunächst hoffe ich, dass sich einige Spieler wieder fit melden und Trainer Frank Mähl genügend Wechselmöglichkeiten hat, um taktische Veränderungen vornehmen zu können. Wir waren in der jüngeren Vergangenheit stets der Außenseiter und haben auch nie gewonnen, aber im Hinspiel hätten wir es um ein Haar gepackt. Wir werden eine Topeinstellung und ein wenig Spielglück brauchen, um eine Überraschung zu schaffen.