Arnsberg-Hüsten. „Vom Fußball hatte ich mich schon komplett verabschiedet“, sagt Klaus Borschel, neuer Coach der Fußballer in Hüsten. Das verrät er im Interview.
Klaus Borschel kennt dieses Datum noch so, als sei es erst kürzlich gewesen. „Am 13. März 2020 habe ich meine letzte Trainingseinheit als Trainer des SV Hüsten 09 geleitet. Dann kam Corona“, erzählt er. Der 13. März 2020 – auch noch ein Freitag, der 13. – war für den mittlerweile 62-Jährigen im Rückblick jedoch kein unheilvoller Tag. Ziemlich genau zwei Jahre später übernimmt der aus Werl nach Meschede-Heinrichsthal gezogene Borschel jetzt wieder das Traineramt des Fußball-Landesligisten.
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Im Gespräch mit dieser Zeitung erklärt der erfahrene Coach, wieso er mit dem Trainergeschäft eigentlich schon abgeschlossen hatte, warum seine Motivation für die neue Aufgabe groß ist, und verrät, wieso er in Hüsten vorerst nur bis zum Saisonende zugesagt hat.
Klaus Borschel, als Ihr Ex-Klub SV Hüsten 09 mit Ihnen Kontakt aufgenommen und gefragt hat, ob Sie ab sofort als Trainer helfen – waren Sie da überrascht?
Klaus Borschel: Ich war vollkommen überrascht! (lacht) Natürlich verfolge ich schon noch, wie es meinen Ex-Vereinen wie Hüsten 09, RW Westönnen oder Westfalia Soest ergeht, aber auch nicht mehr so intensiv. Vom Fußball hatte ich mich eigentlich schon komplett verabschiedet. In den vergangenen zwei Jahren habe ich vielleicht drei, vier Spiele angeschaut.
Wie haben Sie die Entwicklung der vergangenen Tage in Hüsten, die dann in der Freistellung von Jörg Fischer gipfelte, beobachtet?
Der Druck ist im Abstiegskampf gewachsen, da kann ich schon aus eigener Erfahrung verstehen, dass da auch Emotionen kommen. Aus meiner Sicht entsteht so etwas aber nicht von heute auf morgen – das ist aber auch nicht meine Baustelle. Als Trainer ist man leider das schwächste Glied, es ist bitter, wenn man freigestellt wird. Mein Trainerkollege tut mir da leid.
Haben Sie direkt zugesagt oder um Bedenkzeit gebeten?
Ich musste natürlich eine Nacht darüber schlafen und mir das überlegen. Man hängt aber auch an diesem Verein, das ist klar.
Sie waren bereits zwischen Sommer 2018 und Sommer 2020 zwei Jahre lang Trainer des SV Hüsten 09 in der Landesliga 2. Die Aufgabe war auch damals keine leichte. Welche Erinnerungen haben Sie an diese Zeit?
Bei meinem letzten Training hatten wir keine Leute – und sollten zwei Tage später gegen den Tabellenführer Hagen 11 (mittlerweile in der Westfalenliga 2, Anmerkung der Redaktion) spielen. Dann kam Corona und hat uns irgendwie ja auch in der Tabelle geholfen. (die Hüstener wurden Neunter, Anm. d. Red.) Wir hatten am Anfang der Saison oft oben mitgespielt, es fehlten dann aber die Spieler für mehr. Die Mannschaft hatte aber ganz klar das Potenzial für die Landesliga.
Sie hörten damals auch deshalb in Hüsten auf, weil Sie unter anderem nach schweren Operationen körperliche Beschwerden hatten. Wie geht es Ihnen heute?
Ich bin körperlich angeschlagen, ganz klar. Daher bin ich auch froh, dass meine Co-Trainer Andreas Kauke und Ufuk Üzel da sein und helfen werden. Ich muss sehen, wie groß die körperliche Belastung ist.
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Sie haben damals bereits mit vielen Spielern zusammengearbeitet, die auch aktuell im Kader stehen, es ist etwa die Hälfte des Aufgebots. Ein Vorteil?
Das denke ich auf jeden Fall. Man muss jetzt erst mal wieder die Begeisterung wecken. Ich glaube, dass Fußball immer noch im Kopf entschieden wird. Wenn man das alles nicht gerne macht, dann scheitert man.
Wie motiviert sind Sie für die Herausforderung Abstiegskampf?
Sehr. Ich hatte zwei Jahre Pause und habe die Akkus wieder aufgeladen. Ich möchte aber auch sehen, ob meine Lust auf Fußball genauso wieder da ist, wie früher.
Wie soll der Klassenverbleib in der Landesliga 2 gelingen?
Ich habe gelernt, dass man nicht im Negativen denken soll und auch nicht ständig auf die Tabelle blicken darf. Es werden die Mannschaften runtergehen, die nicht von sich überzeugt sind und diese schwierige Situation nicht annehmen.
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Fühlen Sie sich aktuell als klassischen Feuerwehrmann?
In dieser Situation bin ich erst mal der Feuerwehrmann, klar. Es geht darum, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Angesichts der eher ländlichen Lage hier im Sauerland und dem Nachteil gegenüber anderen Standorten halte ich es für eine starke Leistung, Jahr für Jahr in Hüsten die Landesliga zu halten. Vielleicht muss man sich das auch mal mehr vor Augen führen.
Sie haben sich mit dem Verein auf eine Zusammenarbeit bis zum Ende dieser Saison geeinigt. Was passiert danach?
Ich hatte auch das Angebot, direkt schon für die nächste Saison zuzusagen. Ich möchte mir die kommende Zeit aber erst mal nehmen und mir diese Entscheidung offenhalten. Dann sehen wir weiter.
Mit dem BSV Menden reist am Sonntag der Tabellenzweite ins Stadion Große Wiese. Ist das ein undankbarer Gegner zum Debüt?
Mir ist es sowas von wurst, welcher Gegner da am Sonntag kommt. Entscheidend ist, dass wir uns anders präsentieren. Am Sonntag fällt keine Entscheidung – wir gucken von Spiel zu Spiel und geben alles.