Winterberg. Jetzt wird es ernst für Skeleton-Pilot Alex Gassner (BSC Winterberg): Bei den Olympischen Winterspielen in China geht er selbstbewusst ins Rennen

Damals, als der Streit eskalierte, schien seine Karriere keine große Zukunft mehr zu haben. Erst nominierten die damaligen Bundestrainer Alexander Gassner ausgerechnet für die Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaften in Winterberg nicht, anschließend geriet der Skeleton-Athlet des BSC Winterberg in einen öffentlich und heftig ausgetragenen Zwist zwischen Vereins- und Verbandsverantwortlichen. Sieben Jahre sind seitdem vergangen. Sieben Jahre, die aus einer dunklen Zukunft eine vielleicht sogar goldene werden ließen.

Alexander Gassner: die große Chance auf eine Olympia-Medaille

„Die Bahn liegt mir. Ich stehe zu meiner Aussage“, erklärte der nun 32-jährige Gassner vor seiner Abreise zu den Olympischen Winterspielen nach China grinsend und voller Selbstbewusstsein. Seine Aussage war diese: „Ich werde eine Medaille holen.“ In Peking, bei den Olympischen Winterspielen, ergänzte er. Die ersten Trainingsfahrten auf der Olympiabahn in Yanqing bestätigten und bestärkten das Selbstvertrauen des BSC-Athleten, für den die ersten beiden der insgesamt vier Läufe des olympischen Wettbewerbs am Donnerstag, 10. Februar, ab 2.30 Uhr (ZDF und Eurosport) deutscher Zeit anstehen: Er gehörte stets zu den Besten.

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Doch was geschah in den vergangenen sieben Jahren, in denen sich Alexander Gassner, der mit 14 Jahren sein Elternhaus im fränkischen Königsheim verließ, um auf das Sportinternat nach Winterberg zu gehen, nicht nur in der nationalen, sondern auch in der internationalen Elite etablierte?

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Das Tohuwabohu rund um seine Person während der WM 2015 in Winterberg sorgte bei dem zuvor oft eigene Wege suchenden Sportsoldaten ganz offensichtlich für ein Umdenken. Er legte den Fokus deutlich intensiver auf den Sport als er es zuvor getan hatte. Er nahm Ratschläge von Menschen, die es in Sachen Athletik oder Material gut mit ihm meinten, an. Kurzum: Er professionalisierte sich und sein Umfeld.

Bestem Winter folgt bester Sommer

Das führte bereits 2018 zur Qualifikation für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang, zu denen der Winterberger aber mit der Bürde eines zuvor im Training erlittenen Muskelfaserrisses antrat. Gassner startete dennoch und belegte einen respektablen Rang acht. „Das passiert ihm so im Vorfeld nicht noch mal“, erzählte Heiner Preute über den Athleten.

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Preute ist als Athletiktrainer ein wichtiger Teil des professionalisierten Gassner Umfelds. Ernährungsberater Maik Thies und Physiotherapeut Chris Deltow gehören ebenso dazu wie Wolfram Schweizer, der aus dem Olsberger Ortsteil Wiemeringhausen stammende Chefmechaniker der deutschen Nationalmannschaft, und Chef-Bundestrainer Christian Baude, zu dem Gassner ein viel fruchtbareres Verhältnis pflegt als zu dessen Vorgängern im Amt. „Für den Leistungssport ist Alex ja schon ein Senior“, sagte Heiner Preute lachend, aber eben mit ernstem Hintergrund. Deshalb werde das Sportliche so gesteuert, „dass er auf den Punkt topfit an den Start gehen kann“.

Bereits in der zurückliegenden Saison zeigte Gassner, wie punktgenau er seine Ziele erreichen kann. Im besten Winter seiner Karriere mit den ersten Weltcupsiegen erreichte er auch bei der Weltmeisterschaft in Altenberg mit Bronze die zuvor angekündigte Medaille. „Ich werde“, nicht „Ich will“, hatte er im Vorfeld gesagt – wie jetzt vor den Olympischen Winterspielen.

Dem besten Winter folgte der beste Sommer mit Hochzeit und der Geburt seines Sohnes Levi. Als gereifter Ehemann und Vater, aber mit Pokerface tritt Alexander Gassner zum olympischen Wettbewerb an.

„Ich hatte eine perfekte Kufe rausgesucht. Die habe ich ins Regal gelegt und fasse sie nicht mehr an, bis es zu Olympia geht“, sagte er nach dem Testrennen auf der Olympiabahn vor der Saison, welches er gewann. Auf die Weltcupsaison legte er dieses Mal keinen gesteigerten Wert. Jetzt ist die Zeit, die Kufe aus dem Regal zu holen. Um mit einer Medaille in die Zukunft zu gehen, vielleicht sogar der goldenen.