Winterberg. Cheyenne Rosenthal hat es geschafft: Die Rennrodlerin (BSC Winterberg) gewann WM-Gold im Frauen-Doppel. Darum äußerte ihr Trainer auch Kritik.
Als sein Plan, im Geheimen ausgetüftelt und gegen erhebliche Widerstände auf vielen Ebenen durchgesetzt, aufging, blieb Steffen Sartor in der Veltins-EisArena erst mal im Hintergrund. Der Bundestrainer genoss den historischen Titelgewinn durch Jessica Degenhardt und Cheyenne Rosenthal bei der ersten Weltmeisterschaft im Frauen-Doppelsitzer im Stillen – bevor harte Kritik am Internationalen Rennrodelverband FIL laut aus ihm heraussprudelte.
Davon bekamen die ersten Goldmedaillengewinnerinnen in der jungen Disziplin bei den Frauen – erst im Juli entscheidet sich, ob der Doppelsitzer 2026 zum olympischen Programm gehören wird – nichts mit. Vor allem für Cheyenne Rosenthal, 21-jährige Athletin des BSC Winterberg, war dieser Titelgewinn etwas ganz Besonderes, fern des sporthistorischen Charakters.
Winterberg: oft trainiert – und dann funktioniert alles
Fast drei Jahre lag dauerte es, bis sie nach ihrem Sieg im Junioren-Weltcuprennen 2019 wieder einen echten Wettbewerb auf ihrer Heimbahn bestreiten durfte. „Es war geil, richtig geil“, antwortete die Silbacherin deshalb lachend auf die Frage, wie die zwei Läufe gemeinsam mit der 19-jährigen Jessica Degenhardt (RRC Altenberg) bei der Frauen-Doppel-WM waren. Als Favoritinnen gingen Degenhardt/Rosenthal, die zuvor jeden Start im Weltcup siegreich beendet hatten, in die WM in Winterberg – und dieser Rolle wurden sie gerecht.
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„Wir hatten eine lange Vorbereitung. Wir haben oft hier trainiert. Wenn es dann so sitzt, wie es sitzen soll, ist es schon schön”, sagte Degenhardt. Mit mehr als einer halben Sekunde Vorsprung gewann das Duo vor den Teamkolleginnen Luisa Romanenko und Pauline Patz (RSV Schmalkalden/+ 0,558). Bronze ging in die USA, Chevonne Chelsea Forgan und Sophia Kirkby hatten bereits 1,184 Sekunden Rückstand auf die „Golden Girls“.
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„Ich bin erleichtert. Auf dieses Rennen haben wir die ganze Saison hingearbeitet – und der Plan ist aufgegangen“, sagte Cheyenne Rosenthal. „Schade ist nur, dass keine Zuschauer da sein konnten, das wäre das i-Tüpfelchen gewesen.“ Einer der ersten Wege nach dem Triumph führte sie deshalb zu ihrer Mutter, die den Kiosk in der Zielarena betreibt und während der Läufe mit ihrer Tochter mitfieberte.
Eine Frage, keine eindeutige Antwort
Wie es weitergeht mit dem Gold-Doppel Jessica Degenhardt/Cheyenne Rosenthal? Auf diese Frage gab es nach dem Titelgewinn nicht die eine klare Antwort, sondern viele mit einer Tendenz. „Natürlich werden wir noch mal über das Doppel reden, aber mein Fokus für das nächste Jahr ist erstmal wieder auf das Einzel gerichtet“, sagte Cheyenne Rosenthal. Ähnlich sieht es bei Jessica Degenhardt aus, die im Einzel in Winterberg ebenso wie mit der Mannschaft Junioren-Weltmeisterin wurde. Die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo sind das Fernziel der jungen Frauen – vorerst als Einsitzer-Rennrodlerinnen.
Das – war es aber nicht, was Steffen Sartor trotz Gold und Silber so wütend machte. Ein kleines Drama vor dem ersten Start von Romanenko/Patz diente als Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Am Schlitten des Duos brach ein Horn ab. Nur weil zufällig ein Ersatzteil aufgetrieben werden konnte, war die WM nicht vorzeitig beendet.
„Wir haben die FIL schon des Öfteren auf das schlechte Material hingewiesen. Passiert ist: nichts“, schimpfte Sartor deshalb. „Die Mädels haben ihren Job toll gemacht, aber wir müssen mit Schlitten durch die Gegend fahren, die gefährlich sind. Ich sehe das sehr kritisch und finde es traurig, dass die WM so einen Beigeschmack har.“
Etwa 6500 Euro kosten die Einheitsmodelle, welche die Nationalverbände kaufen müssen. Steffen Sartor hinterfragte, was hätte passieren können, wenn das Material nicht am Start, sondern in der Bahn kaputt gegangen wäre. „Dann ist hier der Arzt im Einsatz. Aber das wird jetzt Konsequenzen haben“, kündigte er an – um sich nach dem Wutanfall doch wieder über Gold und Silber zu freuen.