Giershagen. Fußballtalent Nora Willeke wechselt bald vom SV Brilon zum FSV Gütersloh. In der U17-Bundesliga soll sie nächste Entwicklungsschritte gehen.

Eine Personalie im Mädchenfußball lässt im Fußballkreis Hochsauerland aufhorchen. Die 15-jährige Nora Willeke aus Giershagen spielt in der neuen Saison 2022/23 beim Spitzenreiter FSV Gütersloh in der U17-Bundesliga. Ein großer Schritt für die ehrgeizige Gymnasiastin.

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„Die Vorfreude auf die neue Herausforderung ist natürlich riesengroß“, sagt die Jugendliche und fügt hinzu: „Nicht jeder bekommt in seinem Alter ein so tolles Angebot. Die Möglichkeit, Bundesliga zu spielen, war schon immer ein großer Traum von mir. Zudem kenne ich in Gütersloh bereits einige Spielerinnen aus der Westfalenauswahl und es freut mich, mit den Mädels zukünftig auch in einem Verein zusammen zu spielen.“ Vater Sven Willeke ergänzt: „Der FSV Gütersloh hat uns schon vor drei Jahren kontaktiert. Da haben wir uns gedacht, dass sie sich zunächst erst einmal bei den Jungen durchbeißen soll. Seitdem stehen wir aber regelmäßig mit den Ostwestfalen in Kontakt.“

FSV Gütersloh als Standort des Frauenfußballs

Der FSV Gütersloh ist bekannt für seine gute Arbeit im Frauenfußball. Die 1. Mannschaft des FSV Gütersloh spielt in der 2. Frauen-Bundesliga im Tönnies-Stadion (4.252 Plätze) und belegt nach 13 Spieltagen den fünften Platz mit 20 Punkten (sechs Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden).

Willeke spielt bei den Jungs mit

Zur Zeit spielt Nora Willeke, die wie ihre gesamte Familie ein Fan von Bundesligist Borussia Dortmund ist, noch in der U15 des SV Brilon in der Kreisliga A. Die Briloner haben ihre bisherigen elf Spiele alle gewonnen und sind somit klarer Tabellenführer. Mit ein Verdienst von Nora Willeke, die immerhin in einer Jungenmannschaft die Kapitänsbinde trägt. Von ihren Mannschaftskameraden wird sie voll akzeptiert. „Beim SV Brilon wird großer Wert auf Teamfähigkeit gelegt. Viele meiner Mitspieler kenne ich seit Jahren und es freut mich, ein Teil dieses Teams zu sein. Daher werde ich auch ab Sommer das Zweitspielrecht beim SVB in Anspruch nehmen und dem SVB in der U17 auch noch weiter erhalten bleiben.“

Die Fußballgene muss die Tochter, die bereits seit ihrem sechsten Lebensjahr dem runden Leder nachjagt, offensichtlich von ihrem Vater Sven geerbt haben. Der heute 42-jährige Angestellte bei der Firma WATEX, der Firma von BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, hat schließlich aktiv bei RW Erlinghausen in der Westfalenliga gespielt und später seinen Heimatort VfL Giershagen und die SG Hoppecketal/Padberg in der Kreisliga A sowie RW Erlinghausen in der Landesliga trainiert.

Aber auch zwei der drei Geschwister von Nora sind in der fußballbegeisterten Familie Willeke im Jugendfußball aktiv. Die 12-jährige Schwester Madita spielt in der D-Jugend der SG Giershagen und Bruder Sören ist bei den Minikickern in Giershagen im Einsatz. Lediglich die 16-jährige Schwester Jördis tanzt hier im wahrsten Sinnen des Wortes aus der Reihe. Jördis geht dem Tanzsport nach und ist in dieser Sportart eine Größe. Mama Mira gehört natürlich mit dazu und unterstützt ihre Kinder in jeder Hinsicht.

Nora Willeke kann beim SV Brilon ihre Stärken auf der Sechser-Position voll ausspielen. „Nora hat sich in den letzten zwei Jahren super entwickelt. Aufgrund dessen haben wir Trainer sie auch als Spielführerin bestimmt. Sie ist lauf- und technisch stark, hat ein gutes Auge und eine unheimliche Passsicherheit. Sie ist bei den Jungs absolut anerkannt und spielt mit ihnen auf einem Level. Allerdings muss sie körperlich noch robuster werden. Trotzdem bin ich der festen Überzeugung, dass sie den richtigen Schritt in Richtung Gütersloh gemacht hat“, sagt SVB-Trainer Markus Aniol, der Nora in den beiden letzten zwei Jahren begleitet hat.

Bei Lehrgang entdeckt

Entdeckt wurde die talentierte Fußballerin durch die Sichtungslehrgänge und durch die Empfehlungen des DFB-Stützpunktes des HSK unter Führung von Carsten Streffing und Willi Vogel. Seit 2017 hat sie von der U 12 bis zur U 15 bislang alle Jahrgangsmannschaften durchlaufen. „Von Beginn an hat es mir große Freude bereitet, im Stützpunkt aktiv zu sein. Durch diese Fördermaßnahmen konnte ich mich stetig weiterentwickeln“, erklärt Nora Willeke, die gemeinsam mit Phine Ebert aus Alme, die zur Zeit noch für den Delbrücker SC spielt, im Sommer nach Gütersloh wechselt.

Zeitlich wird der Wechsel eine große Herausforderung nicht nur für die Spielerin, sondern auch für die Eltern von Nora, die erst einmal froh sind, dass Nora keine Probleme in der Schule hat. „Nora ist eine Topschülerin. Da gibt es nichts zu meckern. Sie muss sich allerdings ein wenig umstellen. Es kann durchaus sein, dass sie direkt nach der Schule zum Training nach Gütersloh muss“, sagt Vater Sven, der seine Tochter zweimal in der Woche zum Training nach Gütersloh chauffiert. „Wenn um 17.45 Uhr Training ist, müssen wir spätestens um 16 Uhr losfahren. Die Fahrtstrecke nach Gütersloh beträgt gute 90 Kilometer. Dafür brauchen wir rund 80 Minuten. Auch der Sonntag ist gerade bei Auswärtsspielen ausgelastet. Es kann durchaus sein, dass der FC Gütersloh bis nach Saarbrücken anreisen muss. Damit die Last aber nicht nur auf mir liegt, sind wir froh, dass der stolze Opa Hans-Theo auch bei den Fahrten einspringt.“

Einen großen Traum hat Nora Willeke für die Zukunft. „Wenn ich mal den Sprung in die erste Damenbundesliga schaffen könnte, wäre das natürlich spitze. Aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg. Im Vordergrund steht jetzt aber erst einmal meine weitere fußballerische Entwicklung. Dazu muss ich mich beim FSV Gütersloh gut einfinden und durchzusetzen.“