Winterberg. Platz zwei beim Weltcup in Winterberg: Jacqueline Lölling darf weiter von Olympia träumen. Sie und Hannah Neise wollen die „Last-Minute-Quali“.
Ein paar Schritte lag der Eiskanal der Veltins-EisArena hinter Jacqueline Lölling, als ihre Emotionen heraus mussten. Die 26-Jährige schrie laut auf, reckte beide Arme jubelnd gen Himmel und winkte anschließend fröhlich ins vermeintliche dunkle Nichts oberhalb des Zielgebäudes. Der Skeleton-Pilotin der RSG Hochsauerland gelang bei ihrem Heim-Weltcup in Winterberg der ersehnte Befreiungsschlag. Ihr Ticket zu den Olympischen Winterspielen in Peking ist plötzlich zum Greifen nahe.
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Mit dem zweiten Platz hinter der Niederländerin Kimberly Bos und vor der Russin Elena Nikitina gelang Lölling zum ersten Mal in dieser Saison der Sprung auf das Siegertreppchen. Viel wichtiger war jedoch: Im siebten von acht Weltcuprennen erfüllte sie die zweite Teilnorm für eine Fahrkarte nach China. Damit ist der Grundstein gelegt für ihre Olympia-Qualifikation auf den letzten Drücker.
Quali-Finale in St. Moritz
Rast die Pilotin beim Weltcupfinale in einer Woche in St. Moritz erneut unter die besten Acht, ist ihre zweite Teilnahme an Olympischen Winterspielen nach 2018 in Südkorea auch formal perfekt. Der Notfallplan „Ausnahmeantrag beim Deutschen Olympischen Sportbund“ (DOSB) wäre hinfällig. „Ich bin sehr, sehr froh“, sagte Lölling erleichtert. Ihr Rückstand auf Bos betrug zwar 24 Hundertstelsekunden, doch mit 19 Hundertstelsekunden war ihr Vorsprung auf Nikitina ebenso komfortabel. Zweitbeste Deutsche in Winterberg war Tina Hermann als Siebte (+0.58).
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„Meine Läufe waren echt nicht schlecht. Ich hatte nur ein paar Probleme im Labyrinth, die alle hatten. Und dann ist die Geschwindigkeit da“, erklärte die Weltmeisterin von 2017 und Olympia-Zweite von 2018. Bereits im Dezember gelang ihr mit Platz vier die erste Teilnormerfüllung in Winterberg. Damals hielt das Erfolgsgefühl jedoch nicht lange an und mit Rang 13 in Altenberg sowie Platz 17 in Sigulda kam eine unerwartete Dramatik in ihren Kampf um das Olympia-Ticket.
Lölling lässt „den Schlitten laufen“
„Ich habe gesehen, dass man an sich glauben und darauf vertrauen muss, was man kann“, sagte Lölling. Auch angesichts der vorherigen dürftigen Ergebnisse derart locker in den Wettkampf zu gehen, falle ihr jedoch nicht leicht. „Aber heute hat es ganz gut geklappt, den Schlitten einfach laufen zu lassen und nicht weiter drüber nachzudenken.“
Ihre erneut schwachen Startzeiten holte Lölling deshalb mit jedem Meter auf, den sie sich der Ziellinie näherte. Dass aufgrund des vorherigen Wintereinbruchs im Hochsauerland vor dem Weltcup nur drei Trainingsläufe durchgeführt werden konnten, beeinflusste sie deshalb kaum. „St. Moritz ist auch eine lange Bahn, die liegt mir mehr als die kurze in Sigulda, deshalb bin ich jetzt sehr optimistisch“, sagte sie.
Hannah Neise unzufrieden
Weniger glücklich war Hannah Neise vom BSC Winterberg nach ihrem Heim-Weltcup, den sie auf Rang 14 beendete. Auch Neise muss in St. Moritz jetzt unter die Top Acht fahren, um mit der dritten Teilnorm das Olympia-Ticket zu lösen. „Ich bin schon enttäuscht“, sagte Neise: „Vor allem im ersten Lauf war ich nicht so frei, wie ich es von mir kenne.“ Allerdings: Auch Neise zog Zuversicht aus der Destination St. Moritz. „Ich freue mich sehr darauf. Dort zu starten, ist immer ein Highlight.“ In der vergangenen Saison gewann sie dort unter anderem die Junioren-Weltmeisterschaft.
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Dass „Jacka“ lachend ins dunkle Nichts oberhalb des Zielgebäudes winkte, hatte übrigens gute Gründe. Denn auf der langen Panoramabrücke oberhalb der Arena verfolgte ihre Familie enthusiastisch die Geisterrennen. „Ich habe sie beim Warmlaufen gesehen und im Ziel gehört“, sagte Lölling: „Das sind so kleine Dinge, die für mich unheimlich wichtig sind.“ Und die offenbar ihre gewünschte Wirkung erzielten.