Winterberg. Zwei Rennen im Zweierbob, zwei Siege – so startete Pilotin Laura Nolte (Winterberg) in die Saison. Bob-Legende Alois Schnorbus weiß, warum.
Es war eine Entscheidung, mit der René Spies selbst die Experten überraschte. Weit vor dem Start des Bob-Weltcups nominierte der Chef-Bundestrainer seine Pilotin Laura Nolte und deren Anschieberin Deborah Levi für die Olympischen Winterspiele vor. Natürlich, schränkte Spies ein, müsse das Duo die interne Norm noch erfüllen und Top-Leistungen zeigen. Nach den ersten beiden Weltcups der Saison könnte sich der Cheftrainer nun selbst auf die Schultern klopfen – denn Nolte nahm im Zweierbob die Norm mit zwei Siegen ebenso spielerisch wie im Monobob, mit dem sie als Dritte und Zweite jeweils auf das Treppchen fuhr. Bob-Legende Alois Schnorbus erklärt die Stärken der BSC-Pilotin.
Nolte aktuell der Shootingstar
Laura Nolte, die aus Unna stammende 23-jährige Bobpilotin des BSC Winterberg, ist aktuell der Shootingstar im Frauenbob. Welches Geheimnis (oder Erfolgsrezept) hinter Laura Noltes Erfolgen steckt? Alois Schnorbus, Vizepräsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV) und 1980 als Pilot der erste Olympiateilnehmer im Bobfahren aus Nordrhein-Westfalen, kennt die Antwort(en).
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„Laura besitzt nicht nur ein feines Händchen an den Lenkseilen“, sagt Schnorbus, „sondern sie gehört auch athletisch zu den besten Pilotinnen im Weltcup.“
Das zeigte sich bereits in der vergangenen Saison, in der Nolte mit Levi unter anderem die WM-Bronzemedaille gewann. Und das zeigte sich auch bei den ersten beiden Rennen im Zweierbob der aktuellen Saison in Innsbruck.
Ob mit Vereinskollegin Leonie Fiebig als Anschieberin oder mit Deborah Levi – der Nolte-Bob gehörte immer zu den schnellsten am Start. „Eine gute Anschieberin reicht dafür nicht aus“, sagt Alois Schnorbus, „um in der Weltspitze mit zu starten, muss auch die Pilotin schnell sein.“
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Doch alleine ein Raketen-Start ist selbst auf einer einfachen „Starterbahn“ wie der in Innsbruck kein Erfolgsgarant. Die US-Amerikanerin Elana Meyers Taylor etwa eröffnete ihre Läufe am vergangenen Sonntag mit Anschieberin Kaysha Love jeweils schneller als Nolte/Levi – und landete nur auf Rang fünf.
Cheftrainer René Spies warnt
„Laura profitiert von ihrer klassischen Ausbildung als Pilotin und hat sich zudem fahrerisch weiterentwickelt“, sagt Alois Schnorbus.
Er meint damit die Anfangsjahre im Monobob, als Nolte unter anderem bei den Olympischen Jugendspielen 2016 in Lillehammer die Goldmedaille holte. Nach dem Umstieg in den Zweierbob bekam die Pilotin des BSC zudem Zeit, sich an das gerät zu gewöhnen und wurde selbst nach einer souveränen Qualifikation für den Weltcup von René Spies nur wohl dosiert eingesetzt.
Das allerdings ist mittlerweile Geschichte. Nolte gehört nicht erst seit dem Sieg im Testrennen im Eiskanal von Yanqing/China, wo die Bobrennen der Olympischen Winterspielen von Peking (4. bis 20. Februar 2022) ausgetragen werden, zu den Kandidatinnen auf eine Olympia-Medaille im Zweierbob. „Sie ist auch mental stark, bleibt fokussiert und macht uns richtig Spaß“, sagt Alois Schnorbus.
Schmerzhaftes Geburtstagsgeschenk
Selbst ein Hexenschuss, den sich Nolte ausgerechnet an ihrem 23. Geburtstag am vergangenen Dienstag einfing, stoppte sie in Innsbruck nicht. „Die Physiotherapeuten machen einen tollen Job“, lobt Nolte die medizinische Abteilung bereits nach dem Rennen im Monobob.
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Und René Spies? Er lobt in Innsbruck erst Nolte/Levi ebenso wie die knapp zweitplatzierten Kim Kalicki/Leonie Fiebig und Mariama Jamanka/Alexandra Burghardt auf dem vierten Platz, um dann zu warnen. „Das Niveau hat deutlich angezogen bei den Frauen, was man am zehnten Platz von Kaillie Humphries sieht“, sagt der Winterberger: „Wir werden uns auf enge Rennen einstellen müssen.“ Heißt: Noch ist es zu früh, als dass sich Trainer oder Pilotinnen auf die Schultern klopfen könnten.