Werl/Arnsberg. Julian Kleine nimmt für sein Hobby einiges auf sich. Der Handballer vom TV Arnsberg fährt die Strecke von Werl zum Training mit dem Motorroller.

Helm auf, Visier runter und am Gashahn drehen. Ab jetzt geht es 45 Minuten lang mit lautem Motorengeheule und 50 Kilometern pro Stunde in Richtung Sporthalle. Egal, wie das Wetter ist, egal, ob es dunkel ist oder nicht. Für Julian Kleine aus der A-Jugend der Handballer des TV Arnsberg ist das vollkommen normal. Einmal die Woche schwingt sich der im Werler Stadtteil Büderich wohnhafte 17-Jährige auf seinen Roller und fährt zum Training.

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Gerade bei den aktuellen Witterungsbedingungen könnte es schöneres geben, es könnte durchaus bequemer sein. „Natürlich ist es kalt, aber für meine Mannschaft nehme ich das einfach gerne in Kauf“, sagt der Fachabiturient. Normalerweise bringen ihn seine Eltern zum Training, doch ab und an ist dies aufgrund von beruflichen Verpflichtungen einfach nicht möglich.

Bliebe ja noch der öffentliche Nahverkehr, oder? Doch auch das ist keine Option für Kleine, schließlich würde er für den Weg zur Rundturnhalle nach Arnsberg doppelt so lang brauchen, wie jetzt mit dem Motorroller. „Ich bin richtig froh, dass ich nicht auf den ÖPNV angewiesen bin“, sagt Kleine. Leiber begibt er sich auf seinem Zweitakter auf den Weg zum Training.

Eine Frage der Logistik

Mit der großen Sporttasche ist das aber nahezu unmöglich. Und so muss Kleine genau planen, wie und was er auf seinem Roller die insgesamt anderthalb Stunden Fahrtzeit auf Hin-und Rückweg transportieren möchte. „Die große Tasche ist nicht drin. Also muss ich immer aufteilen“, sagt Kleine. Einige Sachen packt er dann in seinen Rucksack, den Rest verstaut er im Helmfach seines Rollers.

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Beim TV Arnsberg ist man froh, dass sich Julian Kleine diesen Weg aus freien Stücken meist einmal, manchmal auch zwei Mal in der Woche antut. „Wir sind alle sehr froh, das Julian den Weg zu uns gefunden hat“, sagt Trainer und Jugendleiter Florian Biener. Vor der Saison hatte Vater Kleine bei ihm angerufen und sich erkundigt, ob die Arnsberger eine konkurrenzfähige A-Jugend haben.

Win-Win-Situation für alle

Und die hat der TVA in diesem Jahr, nach vielen Jahren spielt mit der Mannschaft mal wieder ein Team der Arnsberger überkreislich. „Für uns war das natürlich genial, vor allem, weil wir nach dem Aufstieg auf jeden Fall noch Rückraumspieler gebrauchen konnten“, sagt Biener.

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Eine echte Win-Win-Situation, wenn da nicht das Problem mit der manchmal etwas schwierigen Anreise wäre. Eine Anreise, die den jungen Schüler neben einigen Nerven auch viel Zeit und auch bares Geld kostet. „Pro Training geht schon eine Tankfüllung drauf, das sind bei den aktuellen Spritpreisen schon zehn Euro“, sagt Julian Kleine. Viel mehr als über die Ausgaben für seine Leidenschaft ärgert ihn das Verhalten einiger Autofahrer auf den Landstraßen zwischen Werl und Neheim. „Da wird es beim Abbiegen durchaus schon einmal ungemütlich“, sagt Kleine. Auch sonst bemerke er, der sich mit seinem Motorroller lediglich mit 50 km/h fortbewegen kann, wie schnell die Leute auf den Landstraßen fahren. „Da heizen einige schon deutlich schneller als das, was erlaubt ist.“

Fahrt unter schwierigen Umständen

Gerade in den Herbst- und Wintermonaten wie aktuell eine nicht immer sehr angenehme Situation. Bereits wenn er sich von Zuhause auf den Weg nach Arnsberg macht, fährt er in diesen Wochen im Dunkeln los – und wenn er um 22 Uhr, manchmal auch erst um 22.30 Uhr vom Training nach Hause kommt, ist es draußen noch ein wenig ungemütlicher.

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Da gilt es sich natürlich auch entsprechend gut einzupacken. „Ohne Handschuhe und dicke Jacke geht gar nicht“, sagt Julian Kleine. Weil er auch schon einmal durchaus nass und dreckig wird im Laufe einer solchen Fahrt, spart er sich ab und an die Dusche nach dem Sport. Das mache manchmal einfach keinen Sinn, sagt er.

Den Auto-Führerschein hat er angefangen, bis er ihn fertig hat und alleine auf vier Reifen nach Arnsberg zum Training fahren kann, dauere es mindestens noch ein Jahr. Solang muss sich der junge Handballer noch auf dem Roller zum Sport durchschlagen.