Sauerland. Im Mannschaftssport geht es gar nicht ohne Regeln. Wer dagegen verstößt, wird zur Kasse gebeten. Dabei kennt die Kreativität kaum Grenzen.

So ein Tag beim Training oder beim Spiel kann einen Kicker durchaus teuer zu stehen kommen. Schuhe vergessen? Kostet. Den Ball über den Fangzaun jagen? Kostet. Falscher Einwurf im Spiel? Richtig, kostet. In Mannschaftssportarten wie im Fußball gilt es, viele verschiedene Charaktere unter einen Hut zu bekommen und für Disziplin zu sorgen. Einer der Gründe, warum es in jeder Mannschaft auch einen Strafenkatalog gibt und jemand dafür verantwortlich ist, dass diese Strafen auch eingetrieben werden. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt.

Das Glücksrad

Beim TuS Sundern beispielsweise haben sie sich etwas ganz besonderes überlegt. Neben den üblichen Strafen für Verspätung beim Training oder beim Spiel gibt es auch die Strafen, die mit Witz gelöst werden. „Wir haben das ein wenig anders gelöst“, sagt Sunderns Trainer Fabio Granata. Fliegt beispielsweise im Training ein Schuss über den Fangzaun hinter dem Tor, so muss der Schütze nach der Einheit an das „Sunderner Glücksrad“ treten. Darauf stehen einige Aufgaben, die der Kandidat im Anschluss erledigen muss. „Das findet dann immer unter großem Gejohle statt“, berichtet Granata. Als Strafen gibt es da unter anderem den Singstar - stoppt das Rad auf diesem Feld, so muss der Spieler vor versammelter Mannschaft ein Ständchen darbieten.

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Granata freut sich immer besonders, wenn das Rad auf dem Feld „Trainer-Zivi“ stehen bleibt. Dann nämlich hat der Übungsleiter für eine Woche einen eigenen Helfer an seiner Seite, der alle Aufgaben, die ihm aufgetragen werden, erledigen muss.

Die Minister

Doch so eine Strafe bringt nichts, wenn es nicht auch jemanden gibt, der überprüft, ob sie auch eingehalten wirds. „Dafür haben wir einen Justizminister“, sagt Granata. Dieser hält die Strafen nach und gibt bei entsprechender Nichtbeachtung Meldung an den im Vorfeld der Saison erklärten Finanzminister.

In anderen Vereinen wird das klassischer gelöst und klingt noch mehr nach Vereinswesen als nach Politik. Der Strafenwart oder auch Kassenwart ist dann für eine gefüllte Mannschaftskasse verantwortlich. Eine Aufgabe, die nicht jeder gerne macht. „Für mich wäre das kein Job“, sagt Daniel Struwe vom TuS Rumbeck. Beim Bezirksligisten ist Leon Blaschke der Mann mit der eisernen Hand, der dafür sorgt dass die Mannschaftskasse am Ende der Saison ordentlich gefüllt ist.

Die Diskussionen

Dabei müssen sich Blaschke und seinen Kollegen durchaus der einen oder anderen Diskussion mit den Mitspielern stellen. „Der Kassenwart hat aber am Ende immer Recht“, sagt Struwe und lacht. „Aber es gibt immer den ein oder anderen, der mit dem Kassenwart diskutiert“, sagt Tobias Walter vom SV Bachum-Bergheim. Bei einigen Vereinen ist es sogar gang und gäbe, dass allein die Diskussion mit dem mannschaftsinternen Inkasso-Dienst mit einer Strafe versehen ist.

Das gepflegte Äußere

Nicht immer stehen nur sportliche Fehltritte unter Strafe, manchen Mannschaften geht es auch um ein ordentliches Miteinander. „Wer bei uns eine halbe Stunde vor dem Spiel mit einer Zigarette gesehen wird, muss zahlen. Gleiches gilt auch für das Training“, sagt Merso Mersovski. Beim A-Ligisten SV Bachum/Bergheim hingegen kostet es auch, wenn die Spielkleidung nicht ordentlich hergerichtet ist. „Wer mit dreckigen Schuhen kommt, muss löhnen“, sagt Trainer Tobias Walter. Das kommt zwar durch die überwiegende Zahl der Spiele auf Kunstrasen nicht mehr ganz so häufig vor wie früher, doch nach Spielen auf Naturrasen oder gar Asche sollten die Bachumer Kicker die Reinigung der eigenen Schuhe nicht vernachlässigen.

Die teuren Tore

Doch nicht nur die Spieler, auch die Trainer werden regelmäßig zur Kasse gebeten. Fabio Granata musste beispielsweise nach seiner Gelb-Roten Karte im Spiel beim BC Eslohe in die Tasche greifen. „Auch wenn ich nicht Schuld war“, sagt er. Gezahlt hat er trotzdem, wie viel möchte der Sunderner Trainer lieber nicht verraten.

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In Bachum wird Tobias Walter sogar regelmäßig zur Kasse gebeten - nämlich jedes Mal, wenn sein Team ein Tor erzielt. „Das kostet mich dann jeweils einen Euro, das zahle ich aber natürlich gerne“, sagt Walter. Im Gegenzug müssen seine Spieler für kassierte Gegentore zechen. Wenn sich andeutet, dass sein Team besonders torhungrig ist, greift der Trainer dann auch schon einmal ein. „Dann wechsel ich einfach ein bisschen“, sagt Walter mit einem Augenzwinkern. So will sich der Trainer ein paar Euro sparen.

Die strenge Kassenwärtin

Mitunter sammeln sich in den Kassen der Mannschaften da schon einmal vierstellige Beträge zusammen, die dann in gemeinsamen Aktivitäten während und klassischerweise vor allem nach der Saison aufgebraucht werden.

Bei den Frauen der SG TuS Bruchhausen/TuS Niedereimer halten die Spielerinnen von Trainer Tim Kuhlmann ihr Geld lieber zusammen. „Unsere Kassenwärtin ist sehr streng, aber auch sehr traurig, weil so wenig Strafen reinkommen“, sagt Kuhlmann. Der Übungsleiter spielt damit vor allem auf die fehlenden Einnahmen für Kosten pro Gegentor an - denn sein Team hat auch nach neun gespielten Partien immer noch kein Gegentor kassiert. 56:0 lautet die Bilanz in der bisherigen Spielzeit.

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Deutlich lukrativer für Kassenwärtin Mona Hoffmann ist da schon die Vergesslichkeit ihrer Mitspielerinnen. „Manchmal denkt man, dass die mit leeren Sporttaschen nach Hause fahren, so viel wie da immer liegen bleibt“, sagt Kuhlmann.

Der gute Zweck

Nicht immer gehen die Einnahmen zur Belustigung oder teambildenden Maßnahmen drauf. „Wir haben daraus auch, wie einige andere Teams aus unserem Verein, einen Teil für einen Defibrillator am Platz beigesteuert“, sagt Fabio Granata. So kommen die Fehltritte der Fußballer am Ende noch einem sinnvollen Zweck zu Gute.