Marsberg-Erlinghausen. Daniel Berlinski hilft seinem alten Verein RW Erlinghausen als aktiver Fußballer aus. Warum das Engagement des Profitrainers so besonders ist.

Als aktiver Fußballer war Daniel Berlinski (35) einer der besten Kicker der vergangenen Jahrzehnte aus dem Hochsauerlandkreis. Nicht umsonst wählte ihn diese Zeitung im Februar 2020 zum besten Mittelfeldspieler des vergangenen Jahrzehnts.

Der starke Techniker spielte lange unter anderem aktiv für seinen Heimatverein RW Erlinghausen in der Verbands- und Westfalenliga und coachte dort auch ab Januar 2016 bis Spätherbst 2017 die Rot-Weißen in der Landesliga. Am Sonntag wurde es dann kurios: Denn der Marsberger, mittlerweile Profitrainer beim Nordost-Regionalligisten Chemnitzer FC, tauchte plötzlich bei der Reserve von RWE in der Kreisliga B Ost auf – als Aktiver auf dem Spielfeld.

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„Meine Familie wohnt immer noch in Marsberg. Sofern die Zeit passt, besuche ich sie einmal in der Woche oder umgekehrt. Dann schaue ich auch mal gerne meinem achtjährigen Sohn beim Fußball zu. Der kickt in der E-Jugend der SG Marsberg/Erlinghausen“, erzählt Daniel Berlinski, der nach sechsjähriger Pause am Sonntag erstmals wieder in einem Pflichtspiel gegen den Ball getreten hat.

Berlinskis Spielerpass lag noch immer in Erlinghausen. „Ich bin immer noch in einer WhatsApp-Gruppe von RW Erlinghausen. Benny Stoop ist ein guter Freund von mir, und mit Nils Rosenkranz habe ich viele Jahre in der ersten Mannschaft zusammengespielt. Die spielen jetzt in der Reserve und haben immer mal wieder gestichelt, dass ich doch noch einmal für RW Erlinghausen spielen soll. Das habe ich dann getan.“

Berlinski: Absprache mit dem RWE-Coach

Trainer-Urgestein Stephan Schröder, der die Reserve von RW Erlinghausen schon gefühlte 30 Jahre trainiert, war natürlich erfreut, dass „Berle“ mal wieder für RWE kicken wollte. „Wir haben natürlich vorher gesprochen und die Details abgeklärt. Daniel hat mir gesagt, dass er nur spielt, wenn er nicht einen anderen Spieler raus drängelt. Das war nicht gegeben. Daniel hat unser Spiel belebt. Er ist nach wie vor ein geiler Kicker. So eine Konstellation wird es aber vorläufig nicht mehr geben“, erzählt Schröder. Beim 13:0-Schützenfest gegen die SG Deifeld/Oberschledorn/Grafschaft stand Daniel Berlinski nun also in der Startelf von RW Erlinghausen II. Der 35-Jährige, ausgestattet mit der Rückennummer acht, trug zwei Treffer zum 13:0-Heimsieg bei.

Der zu seiner aktiven Zeit dynamische Mittelfeldspieler der Rot-Weißen hat vor Jahren aufgrund einer Schambeinentzündung eigentlich mit dem aktiven Fußball aufgehört. Die Verletzung drohte chronisch zu werden. Inzwischen kommen noch andere Probleme wie eine Arthrose im Rücken- und Hüftbereich dazu. „Ich habe schon Zeit gebraucht, mich von meinem Einsatz am Sonntag zu erholen. Mir tun alle Knochen weh“, berichtet Daniel Berlinski, der aber nach so langer Zeit einfach mal wieder kicken wollte. „Ich wollte mit meinen alten Kameraden mal wieder auf dem Platz etwas Spaß haben. Ich brauchte keine Ansprache zu halten und habe mich nach dem Spiel auf ein Bierchen und Würstchen im Hans-Watzke-Stadion gefreut“, sagt Berlinski.

Hauptamtlicher Trainer in Chemnitz

Mit dem Chemnitzer FC ist der junge Trainer aus Marsberg in der Regionalliga Nordost derzeit erfolgreich unterwegs. Die „Himmelblauen“ und „Berle“, wie der erstmals als Hauptamtlicher Coach tätige Sauerländer mit Spitznamen gerufen wird, holten zuletzt sieben Punkte aus drei Spielen. Nach dem 5:2-Heimsieg gegen Germania Halberstadt am Samstagnachmittag führte Berlinski Weg in die Heimat – und unverhofft auf den Fußballplatz seines Heimatvereins.

„Zur Zeit sind wir Achter. Das ist aber nicht unser Anspruch. Wir haben aufgrund von Verletzungen von wichtigen Spielern und Corona, als 13 Spieler in Quarantäne waren, fünf Punkte zu wenig. Trotzdem wollen wir wenigstens unter die fünf besten Mannschaften kommen“, erklärt Daniel Berlinski.