Winterberg. Das nächste Kapitel einer „holprigen Vorbereitung“ führt die Rennrodler nach Winterberg. Coach Norbert Loch mahnt: „Jetzt muss alles passen.“

Das Lächeln in seinem Gesicht täuscht. Innerlich grummelt es in Norbert Loch. Doch der Chef-Bundestrainer der deutschen Rennrodler wahrt in dem Moment, als er die Taste der Gegensprechanlage herunter drückt, die Contenance. Loch weiß, dass alles auch hätte anders laufen können. Dass die Veltins-EisArena in Winterberg seinen Sportlern den Start in die härteste Qualifikation vor einer Saison rettete.

Winterberg ersetzt Oberhof

Deshalb bittet der Cheftrainer die Bahncrew freundlich, aber bestimmt darum, dass die Zeitnahme verlässlich sein müsse. „Jetzt muss alles passen“, erklärt Loch im Gespräch. Denn am Donnerstag steht der erste von vier internen Qualifikationswettkämpfen für die Plätze im Weltcupteam an. Gesetzt – ist zum ersten Mal niemand. Und nur wer es in die Weltcupmannschaft schafft, darf weiter von einem Start bei den Olympischen Spielen träumen.

Weltcup-Quali mit vier Rennen

Aus vier Rennen inklusive Streichergebnis besteht die Weltcup-Qualifikation der Rennrodler. Zu vergeben sind bei den Männern fünf Plätze, bei den Frauen vier und bei den Doppeln drei. Im Fall einer Verletzung halten sich die Trainer bei den Top-Athleten zudem eine kleine Nottür offen.

Bei den Olympischen Spielen dürfen je drei Herren und drei Damen sowie zwei Doppel für Deutschland starten. Deshalb ist es realistisch betrachtet auf Grund der sehr starken Konkurrenz für die Winterberger Cheyenne Rosenthal sowie Geueke/Gamm sehr schwierig, einen Olympiaplatz zu erfahren.

Dass die amtierende Weltmeisterin Julia Taubitz, der wiedererstarke Felix Loch oder die Top-Doppel Eggert/Benecken und Wendl/Arlt in Winterberg in die nationale Qualifikation starten, war so nicht geplant und liegt an einem weiteren Kapitel Bahn-Pechs, welches die deutschen Kufensportler in diesem Jahr ereilt. Nachdem die Bob - und Rodelbahn am Königssee im Juli dieses Jahres durch Regenmassen und Schlammlawinen in weiten Teilen zerstört wurde, verhinderte jetzt ein Unfall im thüringischen Oberhof den planmäßigen Start der Bahn in die Eis-Zeit und den Aufenthalt der Rennrodler dort. Giftiges Ammoniak trat aus, als ein Arbeiter in eine Leitung bohrte. Ernsthaft verletzt wurde niemand, doch die Vereisung verzögert sich um Wochen.

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„Den Vorteil, auf vier verschiedenen Bahnen trainieren zu können, haben wir in diesem Jahr nicht“, sagt Norbert Loch. Statt vier Kunsteisbahnen sind in Deutschland aktuell nur zwei, jene in Altenberg und in Winterberg, in Betrieb. „Besonders in einer Olympiasaison begeistert mich die holprige Vorbereitung nicht“, ergänzt der Cheftrainer: „Aber ich möchte die Situation nicht als schlimm, sondern als Herausforderung bezeichnen.“

Immens hoher Druck

Vor einer solchen stehen besonders seine Athleten. Denn nicht nur durch Lochs Weltcup-Olympia-Ansage erhöht sich die psychische Belastung.

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„Der Druck ist ohnehin immens hoch“, sagt Loch: „Wir können erst im November zum ersten Mal auf die Olympiabahn. Man hat nur die zehn Trainingstage, bevor in China auch der Weltcup startet. Das klingt viel, aber sonst waren wir bei Olympischen Spielen dreimal vorher auf der Bahn.“ Deshalb sei ein Weltcup-Start die logische Voraussetzung für potenzielle Olympia-Starter. „Wer es nicht zum Training und zum ersten Weltcup nach China schafft, ist raus. Man kann nicht zu Olympischen Spielen reisen und nur mit den dann zur Verfügung stehenden sechs Trainingsläufen auf einer neuen Bahn fahren, die man zuvor nie gesehen hat.“

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In Winterberg beginnt der Kampf um das Weltcup-Ticket und in Winterberg wird er nach einer Stippvisite in Altenberg enden, am 28. Oktober – mit einer schnell wieder flott gemachten Zeitnahme.