Neheim. Der neue Vorsitzende des SC Neheim, Ilja Keller, will beim Fußball-Westfalenligisten die soliden Grundlagen für höhere Ambitionen schaffen.
Für den Fußball-Westfalenligisten SC Neheim wirkt es wie eine Zeitenwende. Nach vielen Jahrzehnten gab der langjährige Vorsitzende Paul Senske das Ruder des klassenhöchsten Fußballvereins im Hochsauerlandkreis an den Neheimer Ilja Keller (38) ab. Mit dem neuen Chef des stark verjüngten Vorstandsteams des SC sprach unsere Zeitung über seine Motivation, seine Ideen und Ziele.
Ilja Keller, was motivierte Sie dazu, den Vorsitz beim SC Neheim zu übernehmen?
Ilja Keller Der SC Neheim war immer eine Herzensangelegenheit für mich. Ich habe zwar selber nach der A-Jugend aufgehört, aktiv Fußball im Verein zu spielen, bin aber immer ein treuer Fan des Vereins geblieben. Nicht immer, aber oft habe ich auch die Spiele im Binnerfeld verfolgt. Aus diesem Grunde wurde ich auch angesprochen, weil die Verantwortlichen wussten, dass ich dem Verein nach wie vor verbunden war. Natürlich hilft mir aber auch meine Berufserfahrung als örtlicher Bankdirektor. Ich habe Führung gelernt, kenne viele Menschen in der Stadt und bin gut vernetzt. Das ist sicherlich auch eine wichtige Kernkompetenz für dieses Amt.
SCN als erster Verein
Der 38-jährige Neheimer übernahm Anfang September das Amt des Vorsitzendes des SC Neheim.
Ilja Keller hat Familie und drei Kinder.
Beruflich ist er als Direktor der Deutschen Bank in Neheim tätig.
1995 kam Ilja Keller aus Russland als Spätaussiedler nach Deutschland und nach Neheim. Das Thema Integration und Migration beschäftigt ihn von daher schon immer.
Beim SC fand er 1995 seine sportliche Heimat, wo er bis zur U19 Fußball spielte und nach eigener Aussage auch die deutsche Sprache lernte.
Sie haben angekündigt, dass der SC Neheim zu einer Marke in der Stadt werden müsse. Wie kann das gelingen?
Zum einen geht es ja erst einmal darum, dass die Menschen ins Stadion zu den Spielen zurückkehren, die uns auch vor der Corona-Pandemie besucht haben. Wir wollen uns aber auch allgemein mehr publik machen und unsere Spiele auf vielen Kanälen mehr bewerben. Da spielt die Digitalisierung mit sozialen Medien eine große Rolle, aber auch große Banner, die wir in der Stadt aufhängen wollen, um auf unsere Heimspiele hinzuweisen. Das machen wir nach Absprache mit der Verwaltung zunächst aber nur in Neheim, da wir ja nicht der einzige Vereine in der Stadt sind. Unsere Spiele wollen wir zudem im Internet präsentieren und da die Möglichkeiten des Sponsorings und Marketings ausschöpfen.
Sie sprachen vom Schaffen einer Fankultur. Was meinen Sie damit?
Das Motto ist: Vom Sportplatzbesuch zum Stadionerlebnis. Wir haben auch jetzt schon etwas Merchandising, jedoch ist der ganze Bereich ausbaubar. Daran arbeiten wir jetzt in Projektgruppen und sammeln Ideen. Da wird es darum gehen, kinderfreundliche Angebote im Stadion rund um die Heimspiele zu machen, um auch ganze Familien ins Stadion zu holen. Dauerkarten und Ticket-Sonderangebote für Firmen sind eine Idee. Auch ein Fanclub wäre schön, dem wir Starthilfe geben könnte. Das alles bringt mehr Menschen und damit auch mehr Stimmung ins Stadion.
Welche sportlichen Visionen haben Sie für den SC Neheim?
Ich bin auch jetzt schon sehr stolz darauf, dass wir mit dem SC Neheim der klassenhöchste Verein im Hochsauerlandkreis sind. Als Sportler will man natürlich immer gewinnen, und wenn man das tut, steigt man auch weiter auf. Sollten uns die anderen von uns geplanten Dinge rund um Zuschauergewinnung, Sponsoring und Marketing gelingen, so dass wir auch ein viel höheres Budget zur Verfügung hätten, dann können wir irgendwann auch ganz oben angreifen und Ziele oberhalb der Westfalenliga setzen. Dafür müssen aber erst die Bedingungen stimmen – und das braucht auch etwas Zeit. Wir haben aber den Vorteil, dass wir jetzt auf etwas aufbauen können, was der frühere langjährige Vorstand geschaffen und hinterlassen hat.
Was ist in dieser Saison für den SC Neheim in der Westfalenliga drin?
Die erste Hälfte der Tabelle ist das Ziel, eine Platzierung unter den Top fünf wäre ein Wunsch. Wenn es jetzt nach den coronabedingten Ausfällen gegen Lennestadt weitergeht, werden wir sehen, wie wir aufgestellt sind. Der Auftaktsiegen gegen Hagen macht mir da aber Mut. Da haben wir lange einen Top-Fußball gespielt.
Coronafälle in Ihrer Mannschaft haben zu Spielausfällen geführt. Wie geht man als Vorsitzender eines Vereins und wie geht der Verein mit dem Thema Corona um?
Es ist klar, dass wir auf alle Regeln achten, soweit es geht. Überall auf dem Platz gibt es auch Desinfektionsmittelspender und Hinweise auf die Coronaregeln. Man kann aber nun einmal bei Zweikampfsportarten keine Abstände einhalten, und auch bei Fahrten zu Auswärtsspielen in Fahrgemeinschaften fährt natürlich immer auch ein Risiko mit. Wir als SC Neheim befürworten ganz klar die flächendeckenden Corona-Impfungen. Das Thema Impfung wird von unseren Trainern auch immer wieder angesprochen. Unser Trainer- und Vorstandsteam dürfte komplett geimpft sind – da treten wir auch als Multiplikatoren auf.
Wie ist ein Spagat zu schaffen zwischen höherklassigem Fußball mit externen Spielern und auch nötigen Spielergehältern auf der einen und einer lokalen Verankerung des SC Neheim auf der anderen Seite?
Wir sind als SC Neheim auch in der Westfalenliga immer noch sehr regional unterwegs. Wir haben hier im Sauerland – auch durch das gemeinsame Jugendleistungszentrum mit dem SV Hüsten – genug Potenzial. Wir bieten beim SC Neheim in mehreren Senioren- und in den Jugendmannschaften die Möglichkeit, hier Fußball zu spielen und auch Talente zu fördern oder zu entdecken. Wir haben einen engagierten und guten Trainerstab. Als SC Neheim haben wir das Potenzial, auch Spieler aus dem unmittelbaren Umfeld zu ziehen, mit denen wir wettbewerbsfähig sind. Klar ist aber auch, dass ein wirklich starker Neuzugang die Attraktivität des SC Neheim und des Fußballs hier vor Ort steigern kann, auch wenn er von außerhalb kommt. Und natürlich würden auch wir da nicht nein sagen, wenn wir die finanziellen Möglichkeiten dazu irgendwann hätten.