Sundern. Und das soll Sport sein? Die Debatte um Sportarten im HSK läuft heiß. Nun ist das Kartenspiel Skat im Check. So hat es abgeschnitten.

Manfred Wellbrock pustet kurz durch und überlegt: Wann feierte der 64-Jährige aus Sundern noch mal seinen Titel als Deutscher Einzelmeister im Skat. Mehrere Sekunden Stille. „Eigentlich sollte man so ein Ereignis im Kopf haben“, gibt er zu. Also muss die Frau helfen: 2016! In seiner Heimatstadt Bremen. „Das war doppelt schön für mich“, sagt das Nordlicht im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Skat – und das soll Sport sein? In unserer Serie stellt die Sauerlandsport-Redaktion acht vermeintliche Sportarten vor und bewertet mithilfe von fünf Kategorien, ob es sich wirklich um eine richtige Sportart handelt – oder eher nicht. Nur wer 15 Punkte oder mehr erreicht, darf sich mit dem Attribut „offiziell von den Experten der Sauerlandsport-Redaktion als Sport ausgezeichnet“ schmücken. Im dritten Teil geht es um das Kartenspiel Skat. „Ich bin ein überzeugter Verfechter davon, dass es Sport ist“, betont Manfred Wellbrock – und er muss es wissen.

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Seit seinem achten Lebensjahr spielt der heutige 64-Jährige das „Kneipenspiel“. Angefangen hat alles Spielnachmittagen mit der Familie, als sein Vater es ihm beigebracht hat. Seitdem sind viele Jahre vergangenen, doch die Leidenschaft für das Kartenspiel in der Familie Wellbrock verfolg nie. Später brachte es Vater Manfred auch seinen eigenen Söhnen bei, die ebenfalls Titel bei Juniorenmeisterschaften gewannen.

Noch heute ist Manfred Wellbrock in zwei Skat-Vereinen aus der Region aktiv – zum einen in Meschede, zum anderen in Kreuztal, wo er sogar Bundesliga spielt. „Wir sind ziemlich verrückt und spielen ganz häufig“, sagt der Sunderner mit einem Augenzwinkern.

So ist die körperliche Belastung beim Skat

Denn in der Regel trainieren die Spielerinnen und Spieler in den Skat-Vereinen aus dem Sauerland ein Mal pro Woche – Manfred Wellbrock mit seinen zwei Einheiten pro Woche ist da schon die Ausnahme. Mittwochs und freitags trifft er sich mit bis zu 15 bis 30 anderen Skat-Begeisterten. Eine Trainingseinheit kann dann laut dem 64-jährigen Sunderner auch mal von 7 Uhr bis Mitternacht gehen.

Am Tisch sitzen dann vier Personen – eine gibt die Karten, die anderen spielen im Modus zwei gegen einen. Und nach dem Spielende wird diskutiert, um „prinzipielle Fehler“ für anstehende Turniere auszumerzen“, wie Manfred Wellbrock erklärt. „Wir diskutieren aber nicht zu viel, denn das mag auch keiner“, sagt er.

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So ist die mentale Belastung beim Skat

Anstrengend wird es dann bei den Wettkämpfen der Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Dann werden acht Serien à zwei Stunden an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ausgetragen. Eine Serie besteht dabei aus insgesamt 48 Spielen. Da müssen die Spielerinnen und Spieler den gesamten Tag konzentriert sein. „Das muss man aushalten können, denn schon kleinste Konzentrationsmängel können fatale Folgen haben, so dass am Ende das Ergebnis nicht ausreichen könnte, um sich für die nächste Runde zu qualifizieren“, betont Manfred Wellbrock.

Sein Tipp: Der Sunderner packt immer einen kleinen Imbiss ein, den seine Frau ihm vorher zubereitet. Das sind dann „gesunde Häppchen“ wie eine Orange oder einen Apfel. „Wenn ich im Vorfeld aber das Gefühl habe, dass ich mehr Stärkung für die Pausen brauche, nehme ich mir auch mal ein Brot mit.“

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So ist der Wettkampfcharakter beim Skat

Und wer es bis zur Deutschen Meisterschaft schaffen möchte, braucht einen langen Atem. Über die Vereinsmeisterschaften, die das gesamte Jahr über stattfinden, können sich talentierte Spielerinnen und Spieler für die nächste Ebene, die Bezirksmeisterschaften qualifizieren. Hier treffen sie auf etwa 100 Kontrahenten. Der Gewinner treten dann bei der Westdeutschenmeisterschaft gegen rund 200 andere Konkurrenten um den Titel an. Zum Abschluss geht es dann zu den Deutschen Meisterschaften mit insgesamt 500 Spielerinnen und Spieler aus den jeweiligen Verbänden (Spielmodus s.o.).

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So ist das Regelwerk beim Skat

Die Regeln sind klar definiert und werden vom Dachverband der deutschen Skat-Vereine vorgegeben. Beim Deutschen Skatverband sind derzeit 14 Landesverbände mit jeweils regionalen Untergruppen. insgesamt gibt es in Deutschland rund 30.000 organisierte Skat-Spieler. Bei Meisterschaften sind ebenfalls Schiedsrichter im Einsatz – bei der Deutschen Meisterschaft sind es beispielsweise zehn Regelhüter.

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Ausrüstung

Sie überprüfen, ob bei den Spielen auch nicht betrogen wird. Entspricht eine Karte nicht mehr dem Originalzustand – ist beispielsweise zerknickt oder hat einen Strich – wird das komplette Kartenspiel ausgetauscht. Das gilt auch bei den Trainingseinheiten im heimischen Sauerland, wie der Sunderner Skat-Spieler Manfred Wellbrock erklärt. Für den ehemaligen Deutschen Meister von 2016 sei das jedoch kein weitreichendes Problem. „Es geht immer sehr fair zu.“

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Das Fazit

Die Sauerlandsport-Redaktion vergibt 18 von möglichen 25 Punkten. Damit hat Skat den Check bestanden.